Die EU hat Level 4 bereits genehmigt, aber Straßenverkehrsordnung und fehlende Teststrecken bremsen den Einsatz in Österreich. [...]
„Die Mühen der Ebene sind überwunden und die ersten hochautomatisierten Fahrzeuge sind da. Sie kommen aus Deutschland und auch österreichische Zulieferer sind mit dabei“, sagte Rosemarie Schön, Leiterin der Abteilung für Rechtspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in ihren Begrüßungsworten zur Hybrid-Veranstaltung „Vor dem Durchbruch? Automatisiertes Fahren: Realität und Potenzial“, zu der die WKÖ-Rechtsabteilung gemeinsam mit der Bundessparte Transport und Verkehr eingeladen hatte. Konkret sind bereits erste Level-3-Fahrzeuge auf dem Markt. Diese werden grundsätzlich durch künstliche Intelligenz (KI) gesteuert, wobei aber jederzeit der menschliche Fahrer übernehmen kann, und sogar Level 4, das nächste Level der Automatisierung, ist bereits durch die EU genehmigt. Viele Rahmenbedingungen, damit automatisierte Fahrzeuge tatsächlich zum Einsatz kommen, müssen aber erst geschaffen werden.
„Gerade für die Frächterbranche, wo in Deutschland 80.000 Lenker fehlen und in Österreich rund 8000, bietet automatisiertes Fahren große Chancen. Doch mit der jüngsten Novelle der Straßenverkehrsordnung in Österreich werden wir diese nicht realisieren können. Es wird eine weitere Novelle brauchen, die uns Level-3-fit macht“, forderte Schön. Schließlich gelte es, nicht nur bei der technologischen Entwicklung vorne mit dabei zu sein, sondern die Technologie auch umsetzen und ihre Vorteile nutzen zu können.
Diese Vorteile können vielfältig sein, wie Alexander Klacska, Obmann der WKÖ-Bundessparte Transport und Verkehr, ausführte. Sie reichen von der Erhöhung der Verkehrssicherheit – schließlich sind 90 Prozent aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen – bis hin zur Steigerung der Effizienz von Transportleistungen, da die Fahrzeuge dann auch miteinander kommunizieren. Zusätzlich leiste automatisiertes Fahren neben dem Beitrag gegen den Lenker-Mangel auch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, da es meist eng mit E-Mobilität verbunden ist.
Chancen auch für Busse, auf der Schiene und in Luft- und Schifffahrt
Die Chancen sind aber nicht nur auf die Straße begrenzt, sondern auch im Schienenverkehr, in der Luftfahrt und der Schifffahrt hat der Einsatz von KI großes Potenzial. „Um dieses auszuschöpfen, brauchen wir unter anderem eine Testumgebung, die innovative Dienstleistungen wie Zustellungen via Drohnen ermöglicht“, illustrierte Klacska. Auf der Straße wiederum, wo Österreich bereits eine Testregion hat, sollte der Testbetrieb auf Busse ausgeweitet werden. „Und wir brauchen noch weitere Teststrecken, eine bessere Datensammlung und -nutzung, aber auch die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Klärung sämtlicher rechtlicher Fragen von der Haftung bis hin zum Datenschutz“, forderte Klacska.
Auf diese Herausforderungen gingen die weiteren Speaker der Veranstaltung ein, darunter Manfred Harrer von der Asfinag. Franz Weinberger, Sprecher der Nutzfahrzeugimporteure, Rechtsanwalt Andreas Eustacchio und Michael Nikowitz, Koordinator automatisierte Mobilität im Klimaschutzministerium.
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