Ballmer macht Microsoft-Umbau am Donnerstag publik

Microsoft-Chef Steve Ballmer wird voraussichtlich am Donnerstag erklären, wie er den Konzern neu als "Devices and Services Company" aufstellen will. [...]

Das schreibt die für gewöhnlich gut unterrichtete Kara Swisher bei „All Things D“ unter Berufung auf mehrere Informanten. Ballmer wolle mit der Restrukturierung „funktionale Kohärenz“ im Unternehmen erreichen – was unter anderem mehr Power hinter weniger Ziele und die Abschaffung überlappender Funktionen beinhalten würde.

Die neuen Führungspositionen gehen im Rahmen des Umbaus offenbar an eine Reihe vor allem altgedienter Microsoft-Manager – einige Details hatten „All Things D“ selbst und später auch Bloomberg schon zuvor kolportiert:

  • Satya Nadella, derzeit Leiter der Sparte Servers & Tools, soll einen neuen Bereich verantworten, der Cloud Computing und Business-orientierte Produkte versammelt.
  • Online-Services-Chef Qi Lu könnte zusätzlich die Verantwortung für Office und andere Applikationen übernehmen (den zur Plattform erweiterten Suchdienst Bing hat er schon).
  • Windows-Chefin Julie Larson-Green ist künftig wohl für Microsofts Hardware von Surface bis zur Xbox sowie für die flankierenden Musik- und TV-Dienst zuständig.
  • Windows-Phone-Chef Terry Myerson dürfte die Verantwortung für alle Windows-Entwicklung und -Plattformen bekommen.
  • Tami Reller, aktuell Finanz- und Marketing-Chefin für Windows, würde offenbar das gesamte Microsoft-Marketing übernehmen.
  • Skype-Chef Tony Bates erhält wohl die Verantwortung für Business Development, Corporate Strategy und M&A (eine prall gefüllte Kriegskasse inbegriffen) sowie die Beziehungen zu Entwicklern und anderen Unternehmen im Silicon Valley.

Welche Rollen Office-Chef Kurt DelBene und der für Microsoft Business Solutions zuständige Kirill Tatarinov zufallen könnten, sei noch unklar – sie könnten entweder raus sein aus dem Microsoft-Spiel oder unter Nadella (Tatarinov) und Qi Lu (DelBene) aufgehängt sein, heißt es weiter.

COO Kevin Turner werde vermutlich bei Microsoft bleiben, so „All Things D“ – zumindest so lange, bis ihm von außerhalb ein schmackhafter CEO-Posten angetragen werde. Ebenfalls bei Microsoft bleiben wohl die frisch ernannte Finanzchefin Amy Hood, Personalchefin Lisa Brummel sowie Chefjustiziar Brad Smith.

Auf Hood könnten allerdings interessante Herausforderungen zukommen: Ballmer trage sich mit dem Gedanken, Microsofts Finanzberichte dahingehend zu ändern, dass die verschiedenen Bereiche ihre Gewinn- und Verlustrechnung nicht mehr separat ausweisen. Das wäre für Wall Street und Anleger eine erhebliche Veränderung; Microsoft könnte sich damit gegen Beschwerden über nicht profitable, aber dennoch wichtige Bereiche wie Bing eindämmen, gleichzeitig würde die Finanzberichterstattung des Unternehmens aber auch weniger transparent. Änderungen in diesem Bereich könnten allerdings einige Zeit dauern und überdies regulatorischer Zustimmung bedürfen.

Ballmer bekäme damit allerdings noch mehr Kontrolle über Microsoft. Eine zunehmend wichtige Frage beantworte der Konzernchef mit dem bevorstehenden Umbau nicht, nämlich wer einmal sein Nachfolger werden könnte. Das Stühlerücken scheine nicht auf einen bestimmten „Kronprinzen“ hinzudeuten, schreibt Swisher.

Unklar sei außerdem, wie die neue Struktur Microsofts Innovationstempo im Wettbewerb gegen flinkere Wettbewerber wie Google erhöhen soll. „Es wird eine Weile dauern, bis man sieht, was dabei herumkommt“, zitiert „All Things D“ einen Insider. „Und es hängt eine Menge von der Zusammenarbeit ab, die schon in weit kleineren Organisationen schwer herauszuholen ist.“

Ein anderer Informant hat mehr Bedenken. „Wenn es hier primär um ein Organigramm und nicht darum geht, wie man großartige Produkte baut, dann ist es ziemlich wurscht was Ballmer ankündigt“, sagt er. „Die Kunden kaufen Produkte, nicht eine Management-Struktur.“

Für seine Microsoft-intern sehr geheime Restrukturierung habe sich Ballmer einigen Rat von Ford-CEO Alan Mullaly geholt, berichtet Kara Swisher weiter. Der genießt unter Seinesgleichen hohes Ansehen als Turnaround-Experte. Und Ballmer mag Ford – er kommt aus der Nähe von Detroit und seit Vater war lange Jahre Manager bei dem Autobauer.

Wenn alles planmäßig ablaufe, werde Ballmer die Microsoft-Reorganisation am Donnerstag und damit unmittelbar nach der Partnerkonferenz bekanntgeben, die gerade in Houston stattfindet und die der CEO gestern mit einer Keynote-Ansprache eröffnete.

* Thomas Cloer ist Redakteur der deutschen Computerwoche.


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