Ballmers Rückzug ist nicht überstürzt

Microsoft-Chef Steve Ballmer hat rund zweieinhalb Monate über seinen Rückzug nachgedacht. Endgültig sei die Entscheidung zwei Tage vor der Ankündigung am Freitag gefallen, sagte Ballmer in einem Interview des Online-Dienstes "ZDNet". Er habe noch keine konkreten Pläne für die Zukunft. [...]

Die Anleger blieben am Freitag bei ihrer positiven Einschätzung von Ballmers Abgang: Die Aktie legte zum Handelsschluss um über sieben Prozent auf 34,75 Dollar zu. Das steigerte den Wert des großen Aktienpakets des langjährigen Chefs um rund 850 Millionen Dollar.

Auf die Frage, was er in seiner Zeit an der Microsoft-Spitze seit 2000 am meisten bedauere, nannte Ballmer im „ZDNet“-Interview das unpopuläre Betriebssystem Windows Vista. Es war 2007 als Nachfolger des überaus erfolgreichen Windows XP auf den Markt gekommen und verärgerte viele Nutzer mit einer Änderung der Bedienung und einer komplizierten Sicherheitsfunktion.

Ballmer hatte am Freitag angekündigt, er werde innerhalb der kommenden zwölf Monaten den Chefposten aufgeben, nachdem ein Nachfolger gefunden worden sei. Microsoft bildete für die Suche nach einem neuen Chef einen Sonderausschuss des Verwaltungsrates unter anderem mit Firmengründer Bill Gates. Es sollen sowohl interne als externe Kandidaten berücksichtigt werden, ein auf Führungskräfte spezialisierter Personaldienstleister wurde eingeschaltet.

Branchenexperten und Journalisten spekulieren unterdessen bereits über mögliche Kandidaten für den Chefposten beim weltgrößten Software-Konzern. Genannt wurden unter anderen Sheryl Sandberg, die beim Online-Netzwerk Facebook das operative Geschäft verantwortet, der frühere Apple-Manager Scott Forstall, der bis zu seinem Abgang für das iPhone-Betriebssystem iOS zuständig war. Intern gilt als möglicher Anwärter Tony Bates, der mit dem Kauf des Internet-Telefoniedienstes Skype zu Microsoft gekommen war. Zugleich hatten mehrere „Kronprinzen“ wie der Windows-Chef Steven Sinofsky Microsoft verlassen.

Ballmer sagte, bereits vor einigen Jahren sei beschlossenen worden, dass er sich gelegentlich mit potenziellen Nachfolgekandidaten treffen werde und er habe dem Verwaltungsrat über diese Gespräche berichtet.

„In meinem ganzen Leben ging es stets um meine Familie und um Microsoft“, sagte Ballmer „ZDNet“. Er freue sich darauf, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zugleich werde er ein großer Microsoft-Anteilseigner bleiben. (apa)


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