Banken in Deutschland riskieren Rückstand im Open Banking

Finastra-Studie zeigt: Nur 40 Prozent der deutschen Banken sehen Open Banking als Must-have, im Vergleich zum Durchschnitt von 64 Prozent in anderen Ländern. [...]

Der Einsatz neuer Technologien wird vor allem mit höherer Wettbewerbsfähigkeit (46 Prozent) sowie der Reduzierung von Kosten (44 Prozent) begründet. (c) pressmaster - Fotoli
Der Einsatz neuer Technologien wird vor allem mit höherer Wettbewerbsfähigkeit (46 Prozent) sowie der Reduzierung von Kosten (44 Prozent) begründet. (c) pressmaster - Fotolia

Eine Studie von Finastra zeigt, dass 75 Prozent der Banken in Deutschland offene Programmierschnittstellen (APIs) in den kommenden zwölf Monaten einsetzen wollen, um Open Banking zu ermöglichen – im Vergleich zu durchschnittlich 88 Prozent in anderen Ländern. Zudem ist Open Banking für 64 Prozent der Banken in anderen Ländern ein Must-have im Vergleich zu 40 Prozent in Deutschland, was ein geringeres Tempo bei hiesigen Instituten offenbart.

Die Ergebnisse stammen aus der Studie „Open Banking and Collaboration: State of the nation survey 2020“ von Finastra. Die Umfrage fand vor dem Ausbruch des Coronavirus unter 774 Finanzinstituten in Deutschland, Frankreich, Hongkong, Singapur, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie dem Vereinigten Königreich statt. In Deutschland nahmen 119 Banken an der Umfrage teil.

Verbesserte Effizienz und Kosteneinsparungen liegen im Fokus der deutschen Banken

Der Fokus der Banken in Deutschland liegt aktuell auf verbesserter Effizienz und Kosteneinsparung. Der Einsatz neuer Technologien wird vor allem mit höherer Wettbewerbsfähigkeit (46 Prozent) sowie der Reduzierung von Kosten (44 Prozent) begründet. Etwas weniger wichtig, aber immer noch Priorität für rund ein Drittel der deutschen Banken sind Unternehmenswachstum (35 Prozent) und die Erfüllung von Kundenerwartungen (34 Prozent). Entsprechend wird auch der Einsatz innovativer Technologien priorisiert: Künstliche Intelligenz (39 Prozent) und Mobile Banking (37 Prozent) werden von mehr als einem Drittel der Institute in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten implementiert oder weiter verbessert. Cloud Computing (32 Prozent) und APIs (31 Prozent) haben insgesamt eine etwas geringere Priorität.

Regulation wird als Hürde für Kollaboration und Innovation gesehen 

Deutsche Banken nehmen in erster Linie die fehlende Unterstützung der Branche und der Regierung als Hürde für Innovation wahr (44 Prozent). Dieser Eindruck hat sich seit 20192 sogar verstärkt (38 Prozent). Meistgenannte Herausforderung für die Kollaboration ist für die hiesigen Banken die Regulierung (34 Prozent), die auch in anderen Ländern häufig genannt wird.

USA und Hongkong sind führend bei Kollaboration mit Fintechs

Der weltweite Durchschnitt zeigt, dass Open Banking und Kollaboration insgesamt einen hohen Stellenwert einnehmen. So haben 89 Prozent aller Befragten Kollaboration als wichtigen Treiber für Unternehmenserfolg identifiziert und für 84 Prozent hat dies ihr Geschäft effizienter gemacht.

Im Ländervergleich zeigt sich, dass die USA und Hong Kong den europäischen Ländern bei der Zusammenarbeit mit Fintechs voraus sind: 97 Prozent der Finanzinstitute in den USA und 95 Prozent in Hongkong sehen Kollaboration als wichtigen Faktor für Unternehmenserfolg. 
Achim Thienel, Geschäftsführer Deutschland bei Finastra sagt: „Dass Open Banking rund um den Globus an Zuspruch gewinnt, ist eine vielversprechende Entwicklung. Dennoch halten viele das Konzept für noch nicht ausgereift, sehen aber enormes Potenzial darin. In Zeiten sinkender Kundenbindung im Finanzsektor und der Möglichkeit, den Bankanbieter mit wenigen Klicks zu wechseln, müssen auch die Banken in Deutschland die Vorteile von Kollaboration und offenen Schnittstellen einsetzen, um ihren Service zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben.“


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*