Bargeldloses Bezahlen in Corona-Zeiten: Bankomatkarte klare Nummer 1 in Österreich

COVID-19 hat die Beliebtheit bargeldloser Zahlungsmethoden in Österreich erhöht. Trotzdem wartet Open Banking noch auf den Durchbruch: Nur rund ein Fünftel der Österreicher würde Finanzdaten mit Banken oder Drittanbietern teilen. [...]

„Die COVID-19-Pandemie hat dazu beigetragen, das Zahlungsverhalten zugunsten digitaler Alternativen zu verändern – eine der Voraussetzungen für eine funktionierende Open Banking-Infrastruktur. Banken und FinTechs sollten das aktuelle Momentum zum Anlass nehmen, um weiter in attraktive und integrierende Services zu investieren und so skeptische Verbraucher vom Mehrwert durch Datenaustausch zu überzeugen“, sagt Hendrik Bremer, Partner bei Strategy& Österreich. (c) Strategy& Österreich

Ein Jahr Open Banking: Mit der Einführung der PSD2-Richtlinie sollte sich in Europa der Datenaustausch zwischen Banken und Drittanbietern etablieren und eine Welt neuer Bezahlmöglichkeiten und digitaler Finanzdienstleistungen eröffnen. Doch sowohl in Österreich als auch auf europäischer Ebene sind die Vorbehalte gegenüber Open-Banking-Angeboten noch immer groß: Lediglich 22 Prozent der österreichischen Befragten sind dazu bereit, ihre Finanzdaten mit Banken oder Drittanbietern zu teilen. Damit liegt Österreich im europäischen Durchschnitt (20 Prozent).

Am ehesten ließen sich die österreichischen Verbraucher mit Einkaufsrabatten (11 Prozent), einer automatisierten Steuererklärung (11 Prozent) oder der kostenlosen Nutzung von Bankdienstleistungen (5 Prozent) davon überzeugen, ihre Bankdaten zu teilen, wie die neue Ausgabe der „European Payments“-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt. Dabei vertrauen die österreichischen Befragten nach wie vor am meisten traditionellen Banken und Kartenanbietern, um ihnen persönliche Informationen zu überlassen (19 Prozent). Einzelhändler (9 Prozent) und Zahlungsdienstleister (8 Prozent) konnten sich vor Neobanken und FinTechs behaupten, die weit abgeschlagen nur von 2 Prozent der Verbraucher Daten erhalten würden. Im Vergleich zur vergangenen Umfrage mussten aber vor allem Zahlungsdienstleister Vertrauen einbüßen (2018: 13 Prozent).

Bargeldloses Bezahlen: Bankomatkarte in Österreich am beliebtesten

Auch wenn mit der Zurückhaltung bei der Weitergabe persönlicher Daten eine der Grundlagen für Open Banking bislang noch gehemmt ist, zeigen sich an einer anderen Front erste Fortschritte: Der Anteil der österreichischen Konsumenten, die aktuell bereits ihr Smartphone zum Bezahlen nutzen, hat sich von 11 Prozent (2018) auf 12 Prozent (2020) leicht erhöht (Europa: 14 Prozent). Bankomatkarten steigen ebenfalls weiter in der Beliebtheit und werden von 27 Prozent der österreichischen Befragten präferiert (2018: 22 Prozent). Hingegen können Kreditkarten nicht von diesem Trend profitieren, ihr Anteil bei den beliebtesten Zahlungsmitteln sank von 8 Prozent (2018) auf 6 Prozent (2020). Auch europaweit liegen Bankomatkarten mit 31 Prozent (2018: 27 Prozent) bei den bargeldlosen Bezahlmethoden vorne. Zudem stehen Kreditkarten mit 19 Prozent (2018: 19 Prozent) auf europäischer Ebene höher im Kurs als in Österreich.

Pandemie fördert digitale Zahlungsmethoden in Österreich

Die COVID-19-Pandemie führt zu einem zusätzlichen Anstieg bei bargeldlosen Zahlungen: 39 Prozent der österreichischen Befragten geben an, momentan häufiger mit der Karte zu bezahlen als vor der Krise (Europa: 44 Prozent). Zusätzlich gibt die Mehrheit der Verbraucher in Österreich (54 Prozent) an, ihr geändertes Bezahlverhalten auch nach der Krise ganz oder größtenteils beibehalten zu wollen (Europa: 47 Prozent).

„Zum Jahrestag des Inkrafttretens von PSD2 wird deutlich, dass der Weg zum Open Banking in Österreich wie auch in anderen europäischen Ländern noch weit ist. Allerdings hat die COVID-19-Pandemie offensichtlich dazu beigetragen, das Zahlungsverhalten zugunsten digitaler Alternativen zu verändern – eine der Voraussetzungen für eine funktionierende Open Banking-Infrastruktur. Banken und FinTechs sollten das aktuelle Momentum zum Anlass nehmen, um weiter in attraktive und integrierende Services zu investieren und so skeptische Verbraucher vom Mehrwert durch Datenaustausch zu überzeugen“, kommentiert Hendrik Bremer, Partner bei Strategy& Österreich.

In anderen Lebensbereichen sind Konsumenten in Österreich mittlerweile durchaus bereit, für bestimmte Services ihre Daten zu teilen. Weit verbreitete Messenger (53 Prozent) oder Social-Media-Apps (35 Prozent) werden häufig genutzt, ebenso wie Bonussysteme von Einzelhändlern (35 Prozent). „Die Beispiele für erfolgreiche datenintensive Anwendungen außerhalb der Finanzwelt zeigen, welches Potential in Open Banking schlummert. Dieses muss nun über entsprechende Angebote weiter geweckt werden: Banken und FinTechs können ihren Kunden beispielsweise mit der übergreifenden Kontrolle über sämtliche Konten, Abbuchungen und Verträge die Vorteile von Open Banking aufzeigen. Da jedoch selbst der Vertrauensvorschuss von Banken im Hinblick auf die Weitergabe von Daten langsam schwindet, ist hier rasches Handeln gefragt“, so Hendrik Bremer.

Gründe für Bargeldzahlungen in Österreich ändern sich

Gleichzeitig scheint die Abkehr vom Bargeld nun auch immer mehr in Österreich anzukommen: Bevorzugten hierzulande 2018 noch 61 Prozent der Befragten Scheine und Münzen als Zahlungsmittel, verringert sich ihre Zahl auf nunmehr 57 Prozent. In Europa liegt dieser Wert allerdings nur noch bei 36 Prozent (2018: 43 Prozent). Die Beweggründe hinter der noch immer großen Bargeldleidenschaft in Österreich haben sich in den letzten beiden Jahren jedoch deutlich geändert. Während vor zwei Jahren 41 Prozent der Befragten angaben, Bargeld sei oft die einzig akzeptierte Zahlmethode, sagen dies aktuell lediglich noch 35 Prozent. Auch Bequemlichkeit (2020: 23 Prozent; 2018: 32 Prozent) oder Sicherheitsbedenken (2020: 18 Prozent; 2018: 21 Prozent) spielen eine immer geringere Rolle. Gleichzeitig bezahlen allerdings mehr Personen bevorzugt bar, um leichter die Kontrolle über ihre Ausgaben zu behalten (2020: 27 Prozent; 2018: 24 Prozent).


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2 Comments

  1. ich zahle so gut wie immer bargeldlos – dann hat man auch immer schön aufgelistet, auf seinem Konto, was man so ausgegeben hat und wie viel und wofür, etc. etc. Oft ging bargeldloses Bezahlen in einigen Restaurants oder Bäckereien nicht bzw. erst ab einem gewissen Betrag…das wurde jetzt – dank Corona – geändert und mittlerweile kann man ja fast überall mit Karte zahlen…also mich freut’s 😉 Die Kellner, die auf Trinkgeld angewiesen sind, wohl eher weniger…

  2. dag Henk, je hebt een goed artikel geschreven , de voorzitter van de Europese Bank Mevrouw Lagarde is het met je eens om meer cashless te betalen

    succes met je werk en groeten aan je vrouw en kids

    Lefert Bremer, Hoogeveen

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