Low-Code-Plattformen werden in der IT zunehmend für die schnelle Entwicklung von Unternehmensapplikationen genutzt. Aber auch für die Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen sind sie eine ideale Lösung und Alternative zu kostspieligen, komplexen BPM-Lösungen. [...]
Es gibt mehrere Möglichkeiten für die Modellierung und softwaregestützte Automatisierung von Geschäftsprozessen. Abgesehen vom klassischen BPM (Business Process Management) setzen Unternehmen für kleinere Projekte oft auch leichtgewichtigere Systeme mit Workflow-Funktionalitäten ein. Zudem nutzen Firmen vereinzelt selbstgeschriebene Legacy-Software, die wichtige Prozesse in Unternehmen abbildet.
Insgesamt aber dominieren herkömmliche BPM-Systeme, die typischerweise unternehmensweit aufgesetzt werden und dadurch in der Regel äußerst komplex sind. BPM-Projekte scheitern deshalb auch regelmäßig an ihren eigenen Ansprüchen. Außerdem vernachlässigen BPM-Initiativen bedingt durch den gesamtheitlichen Ansatz vielfach die Bedürfnisse der Endbenutzer, also der tatsächlichen Akteure im Prozess, und erschweren nicht selten ihren Arbeitsalltag, anstatt ihn zu erleichtern. Der Fokus einer Prozessmodellierung mit einem Low-Code-Konzept hingegen liegt gerade auf der Digitalisierung „echter“ Arbeitsprozesse einer kleineren Benutzergruppe, Abteilung oder auch eines interdisziplinären Teams – mit dem strikten Ziel, operative Tätigkeiten zu vereinfachen.
Der Endanwender muss im Vordergrund stehen
Zentrale Aufgabe bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen muss immer sein, den Endanwender im Fokus zu behalten, das heißt die operative Effizienz und der hohe Benutzerkomfort dürfen nicht „höheren Zielen“ wie Prozessanalyse, -bewertung und -verbesserung geopfert werden. Solche Ziele stehen bei umfassenden BPM-Initiativen oft im Vordergrund. Sie sind zwar nicht überflüssig, aber gleichzeitig steht und fällt jedes Einführungsvorhaben – wie jede andere Softwareeinführung auch – mit der Akzeptanz der Benutzer. Deswegen nimmt die ausgeglichene Gewichtung der beiden Sichtweisen Management und Benutzer eine hohe Bedeutung ein.
Low-Code-Ansatz überwindet BPM–Komplexität
Und an dieser Stelle kommen Low-Code-Entwicklungsplattformen ins Spiel. Sie versetzen die Benutzer in die Lage, neue Prozesse selbst zu definieren beziehungsweise Änderungen und Optimierungen an bereits modellierten Prozessen eigenständig vorzunehmen. Damit unterscheiden sie sich gravierend von klassischen BPM-Systemen, die aufgrund der enormen Komplexität nur von jahrelang erfahrenen Experten mit Softwareentwicklungshintergrund beherrscht werden können.
Der Ansatz von Low-Code-Plattformen lautet, Schlüsselbenutzern aus den beteiligten Fachabteilungen, die idealerweise eine gewisse IT-Affinität mitbringen und geschult wurden, die Verantwortung für ihre Prozesse zu übertragen. Schließlich wissen die Fachabteilungen durch die täglichen Abläufe selbst am besten, an welchen Stellen Optimierungspotenziale bestehen und welche weiteren Prozesse sie sinnvoll digitalisieren können. Die abgeleiteten Maßnahmen können die Prozessverantwortlichen in einer Low-Code-Entwicklungsumgebung ohne Kommunikationsbruchstellen zu IT-Experten direkt in der Software umsetzen.
Charakterisiert ist eine Low-Code-Plattform unter anderem durch grafische Modellierungswerkzeuge für die Definition von Geschäftslogik und Workflows, Tools für das Management und die Automatisierung von Entwicklung, Test und Deployment oder Drag-and-Drop-Komponenten für die Datenintegration und -verwaltung.
Die Vorteile einer Low-Code-Entwicklungsplattform zeigen sich im BPM-Umfeld auf verschiedensten Ebenen. Zu nennen sind etwa:
- Gestaltung oder Änderungen von Prozessen ohne spezifische Programmierkenntnisse
- Reduzierung von Zeit und Kosten bei der Geschäftsprozessmodellierung
- Steigerung der Anwenderzufriedenheit und Identifikation durch Kompetenzerweiterung
- Hoher Benutzerkomfort durch intuitiv bedienbare Modellierungswerkzeuge
Low-Code liegt im Trend
Die umfangreichen Vorteile des Low-Code-Ansatzes tragen dazu bei, dass die Nutzung von Low-Code-BPM-Lösungen weiter zunimmt. Low-Code ist ohnehin ein zentraler Markttrend in der IT: Die Marktforscher von Forrester sehen hierin bereits einen eigenen Markt und eine eigenständige Softwarekategorie (1). Die Nachfrage nach Lösungen, die eine schnelle Entwicklung und Bereitstellung von Unternehmensanwendungen unterstützen, steigt bereits auf breiter Front.
Auch Consol hat seine Lösung Consol CM, die BPM-, Customer-Relationship-Management– und Case-Management-Funktionen bietet, als Low-Code-Entwicklungsplattform konzipiert. Die leistungsstarke Prozess– und Kommunikationsplattform digitalisiert auch komplexe Abläufe. Die Software bietet flexible Konfigurationsmöglichkeiten für die Abdeckung unternehmens- oder branchenspezifischer Prozesse und unterstützt eine individuelle Prozessmodellierung. Über die Benutzeroberfläche stehen Anwendern State-of-the-Art-Webtechnologien für die einfache und intuitive Gestaltung von Business–Prozessen zur Verfügung; zu den Funktionen gehören zum Beispiel Dashboards, Drag-and-Drop, Quick-and-Easy-Suche oder Tastatur-Kurzbefehle. Dadurch können auch Fachabteilungen und Business-Analysten Prozesse nahezu ohne Programmierkenntnisse und weitgehend unabhängig von der IT modellieren. Die Lösung lässt sich dank offener Schnittstellen nahtlos in bestehende IT-Landschaften integrieren.
Best Practices für die Einführung einer Low-Code-Plattform
Eine Low-Code-Plattform eignet sich prinzipiell für jedes Unternehmen, das den hohen, mit einer traditionellen BPM-Lösung verbundenen Aufwand vermeiden will. Typische Zielgruppe sind Unternehmen mit dauerhaftem Innovationsstau, der durch Ressourcenknappheit in der internen IT verursacht ist. Auch für Firmen, bei denen sich Geschäftsmodelle oder -abläufe regelmäßig ändern, sind Low-Code-Plattformen eine ideale Lösung. Potenzielle Anwender sind zudem Unternehmen, die die Eigenständigkeit und Kreativität der Fachabteilungen stärken wollen.
Worauf ist bei der Einführung einer Low-Code-Plattform zu achten? Natürlich wird jede Fachabteilung, die ihre Prozesse pragmatisch und schnell digitalisieren will, hierfür zunächst eine grobe Analyse durchführen. Anschließend sollte direkt die Umsetzung erfolgen, etwa mit einem konkreten Geschäftsprozess und den damit verbundenen gängigsten Ausnahmen; die Schritte heißen: Ausrollen, Beobachten, Lernen und Ändern aufgrund gewonnener Erkenntnisse. Diese flexible Vorgehensweise wird gerade durch eine Low-Code-Plattform unterstützt. Allgemein lautet die Handlungsempfehlung: „pragmatisch starten“, „aufmerksam sein und messen“ und „verbessern, verbessern, verbessern“. Zu vermeiden ist auf jeden Fall, von Anfang an zu versuchen, alle möglichen und erdenklichen Szenarien zu modellieren.
Insgesamt ist der Low-Code-Ansatz für jedes Unternehmen eine relativ einfache Möglichkeit, Geschäftsprozesse zu verbessern. Durch die Verknüpfung von Benutzern und „Ownern“ einer Software kann ein äußerst dynamisches Umfeld mit kontinuierlicher Verbesserung entstehen. Die Wege von der Erkennung eines Bedarfs bis zur technischen Umsetzung und Messung des Erfolgs sind maximal kurz und daher motivierend für alle Beteiligten.
Der Autor Jan Zahalka ist Produktmanager Consol CM bei der Consol Software GmbH in München.
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