Berufseinsteiger wollen keine 0815-Stellenanzeigen

Berufsstarter gehen hart mit Arbeitgebern und deren Stellenanzeigen ins Gericht. Das ist das Ergebnis des jüngsten "GenY-Barometers", den das Karriere-Netzwerk Absolventa quartalsweise gemeinsam mit der Hochschule Koblenz erhebt. [...]

Laut 89 Prozent der befragten Berufsanfänger vermitteln Arbeitgeber in ihren Anzeigen kein authentisches Bild von sich. Zudem kritisiert die Generation Y die sprachliche Monotonie der Stellenanzeigen. Neun von zehn Befragten finden, dass die immer gleichen Begrifflichkeiten die Unternehmen austauschbar erscheinen lassen, was wiederum 85 Prozent stört.

Die kritische Sichtweise des Großteils der Berufseinsteiger führt zu einem ernsten Verständigungsproblem zwischen Arbeitgebern und Kandidaten, von denen satte 83 Prozent kaum verstehen, was im Rahmen der Ausschreibungen eigentlich von ihnen erwartet wird. 77 Prozent finden zudem, dass Arbeitgeber in ihren Stellenanzeigen zu hohe Ansprüche an die Bewerber richten. Dies sei auch deshalb kritisch, weil die Personalabteilungen das selbst in vielen Fällen nicht vorlebten.

Sieben von zehn Berufsstartern sind der Meinung, dass einerseits hochwertige Bewerbungen erwartet werden, während die Arbeitgeber diese Anforderung in Stellenanzeigen selbst nicht erfüllen. Das Fazit der Experten: Ein neuer Stil für Stellenanzeigen ist nötig. Christoph Beck von der Hochschule Koblenz dazu: „Viele Kandidaten haben offenbar den Eindruck, dass Arbeitgeber nur Stellenanzeigen von der Stange produzieren. Das kann dazu führen, dass sie sich in dem hochemotionalen Job-Umfeld nicht genügend abgeholt fühlen.“

Arbeitgeber, die hier einen neuen redaktionellen Stil entwickeln, werden zukünftig bessere Chancen haben, die besten Talente für sich zu gewinnen, sind sich Fachleute einig. „Da gilt die Faustformel: Maßkonfektionen, passgenau für die jeweilige Zielgruppe, sitzen einfach besser“, rät Beck. Unternehmensvideos finden übrigens 89 Prozent der Befragten eher unwichtig – ebenso Verlinkungen zu Social-Media-Plattformen des Arbeitgebers (71 Prozent). Ausdrücklich gewünscht dagegen: die Verlinkung zur Karriere-Webseite des Arbeitgebers, die 82 Prozent wichtig finden, um sich bei Bedarf weiterführend informieren zu können.

„Eine der wesentlichen Erkenntnisse der Analyse besagt, dass Bewerber Stellenanzeigen fernab von jeglichen Diskussionen um Employer Brands und Personalmarketing bewerten. Kandidaten verstehen sie als Informationsinstrument rund um eine zu besetzende Position. Diese sollte aus ihrer Sicht besser umschrieben werden. Arbeitgeber sind also aufgefordert, hier eine neue Sprache zu entwickeln, die sie von anderen Unternehmen abgrenzt und eben nie die konkrete Position aus den Augen verliert“, weiß Beck abschließend. (pte)


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