Bestand und Bedarf bei Ausbildung für Industrie 4.0

Die FH St. Pölten erhebt das Angebot der Bildungsangebote für Industrie 4.0 bzw. Smart Factory in Österreich und vergleicht dieses mit dem Bedarf der Unternehmen. [...]

Die fortschreitende Entwicklung der IKT geht einher mit rasanten Fortschritten im Bereich der Digitalisierung. Prozesse der industriellen Produktion werden zunehmend vernetzt, automatisiert und digitalisiert. Dies ändert die Nachfrage der Industrie nach bestimmten Qualifikationen: Die neuen Formen der Produktion benötigen erweiterte bzw. alternative Kompetenzen.

Im Projekt „Anwendungsfallbasierte Erhebung Industrie-4.0-relevanter Qualifikationsanforderungen und deren Auswirkungen auf die österreichische Bildungslandschaft“ (AEIQU; Laufzeit: März 2016 bis Februar 2017) erhebt die FH St. Pölten gemeinsam mit dem Industriewissenschaftliches Institut (IWI), dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Accord Group ECE Austria GmbH, welche Qualifikationen Mitarbeiter für die Industrie 4.0 benötigen und wie sich das auf die österreichische Bildungslandschaft auswirkt. Bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote werden in Form einer Bildungslandkarte dargestellt.

„Wir befragen Unternehmen, welche Qualifikationen sich die Firmen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünschen, und wie wichtig bestimmte Technologien oder Soft-Skills sind. Dies vergleichen wir mit dem Status quo in der Aus- und Weiterbildungslandschaft an österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Einrichtungen. Aus dem Vergleich ergibt sich der inhaltliche und geografische Bedarf für zukünftige Bildungsangebote“, erklärt Thomas Moser, Leiter des Projekts sowie der Forschungsgruppe Digital Technologies am Department Medien und Digitale Technologien der FH St. Pölten.

Untersucht werden drei Betätigungsprofile: Menschen, die in der Produktion direkt an Maschinen arbeiten, Menschen, die indirekt mit der Produktion zu tun haben, zum Beispiel in Instandhaltung und Qualitätssicherung, und alle anderen Mitarbeiter. Befragt werden im Projekt Expertinnen und Experten aus circa 40 Großunternehmen, darunter etwa die Andritz AG, AT & S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft, ABB, BRP Powertrain, Fronius International, Robert Bosch, Voestalpine und Wienerberger.

FH BIETET AUCH AUSBILDUNG

Seit Herbst 2015 bietet auch die FH St. Pölten eine Ausbildung im Bereich Industrie 4.0 an: das Bachelorstudium Smart Engineering of Production Technologies and Processes. „Schon zu Beginn der Entwicklung des neuen Studiengangs haben wir nach der Rolle des ‚Faktors Mensch‘ in der Industrie 4.0 gefragt. Die sogenannte Industrie 4.0 kann nur über gut ausgebildete Menschen in den einzelnen Unternehmen ankommen. Damit ist das Ziel der Industrie 4.0 eine ‚flexible Produktion‘ mit dem Menschen als intelligenteste und flexibelste ‚Produktionsressource‘“, sagt Studiengangsleiter Franz Fidler.

Eine Besonderheit ist die Organisation als „duales Studium“, bei dem Praxis- und Ausbildungsblöcke in kooperierenden Unternehmen als fixe Bestandteile in das Curriculum integriert sind. „Firmen und die Fachhochschule bilden gemeinsam aus. Das ist ähnlich wie bei einer Lehre durch Unternehmen und Berufsschulen, nur auf Hochschulniveau. Damit verbindet der Studiengang Studium und Beruf noch enger als herkömmliche berufsbegleitende Studiengänge“, so Fidler.

Ergebnisse des Projekts AEIQU sollen in die Ausrichtung des Studiengangs einfließen. Darüber hinaus beteiligt sich der Studiengang an der österreichischen Plattform Industrie 4.0 in der Arbeitsgruppe „Qualifikation und Kompetenzen“. Bewerbungen für das Studium sind noch bis 16. Juni möglich. (pi/rnf)


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