Druckstärke, Tempo und häufiger Löschbefehl verraten Geisteszustand. [...]
Die iPhone-App BiAffect erkennt an Indikatoren wie Tipp-Geschwindigkeit und Druckstärke, ob ein Anwender depressiv oder manisch ist. Die extra für das System iOS entworfene Anwendung soll Nutzern dabei helfen, mentale Probleme rechtzeitig zu bemerken und ist dazu in der Lage, bipolare Störungen zu identifizieren.
Keyboard analysiert Stil
Mithilfe des Apple-Research-Kit findet die App Stimmungsschwankungen des Nutzers. Der dafür entworfene neuronale Netzwerkalgorithmus erkennt Zustände wie Depression und Manie anhand der Art, wie der User auf seinem Display tippt. „Die Vision von BiAffect ist es, als eine Art Fitness-Tracker für das Gehirn zu arbeiten“, erklärt Alex Leow, einer der zwei zuständigen App-Entwickler von der University of Illinois. Beim Installieren tippt der Nutzer in seinen anderen Apps fortan auf dem „BiAffect Keyboard“.
Neben der Analyse der Tipp-Geschwindigkeit und dem per Finger ausgeübten Druck, zeichnet BiAffect auch auf, wie oft die Löschtaste genutzt wird und wie häufig Fehler mit Spell-Check korrigiert werden müssen. „In einer manischen Phase zeigen Menschen mit einer bipolaren Störung häufig das gleiche Verhalten. Sie reden sehr schnell mit einer verminderten Selbstkontrolle und Gedankenflucht. Es ist deshalb ganz natürlich, dass sie ähnliche Abnormalitäten auch bei nonverbaler Kommunikation, wie dem Tippen am Handy, zeigen“, erklärt Leow.
Abnormalitäten erkennen
Vor allem die Tipp-Geschwindigkeit und die Fehler, die aus der zu schnellen Betätigung der Tasten resultieren, sind wichtige Indizien. In depressiven Phasen sind Nachrichten hingegen deutlich kürzer, weil das Tippen für Betroffene anstrengend ist. Die Idee für seine Anwendung kam dem Entwickler Peter Nelson, nachdem bei seinem 24-jährigen Sohn eine bipolare Störung diagnostiziert wurde. Die Störung verursacht bei Betroffenen extreme Schwankungen der Stimmung, welche BiAffect nun aufdecken soll und kann.
Um die Verlässlichkeit der App zu testen, arbeitete das Entwicklerteam mit der Psychiaterin Kelly Ryan von der University of Michigan zusammen. Sie testete die App an 30 Probanden, deren manische und depressive Phasen von dem Algorithmus korrekt festgehalten wurden. Die Entwickler betonen, dass sich BiAffect nicht mit dem Inhalt, den User in ihren Textnachrichten vermitteln, beschäftigt, sondern ausschließlich mit der Art und Weise, wie die Nachrichten verfasst werden.
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