Am 22. Jänner lud die Österreichische Computer Gesellschaft zum Workshop "IKT Trends 2020". Neben Mario Meir-Huber von IDC, Manfred Troger (Gartner) und Alexander Loisel (L.S.Z. Consulting) referierte IBM-Trendforscher Moshe Rappoport. [...]
Die Keynote des Workshops „IKT-Trends 2020“ der Österreichischen Computer Gesellschaft hielt Moshe Rappoport, Executive Technology Briefer am IBM Research Center Zürich und genauer Beobachter der technischen Entwicklungen seit dem Jahr der ersten Mondlandung.
Am Anfang seiner Ausführungen im dritten Wiener Gemeindebezirk stand der aktuelle gesellschaftliche Wandel, der an der Bruchlinie zwischen „Digital Immigrants“ und „Digital Natives“ abläuft. „Über 80 Prozent der Business-Leute, die 34 Jahre oder jünger sind – also die Digital Natives – gehören zur Gruppe der Gamer“, so Rappoport. Und mit dem spielerischen Gemüt kommen auch spannende Trends wie BYOD auf die IT-Verantwortlichen zu. Mit welchen Konsequenzen? „Das Problem für Unternehmen sind nicht die Jungen, sondern dass die Alten noch da sind“, lautet seine für etablierte Mitarbeiter eher unangenehme Schlussfolgerung.
Die größte Herausforderung, die der frische Geist entfacht, ist jedoch das ungehemmte Datenwachstum, das nicht nur unstrukturierte Daten mit sich bringt, sondern auch gewaltige Unsicherheit, was die Bedeutung oder Genauigkeit dieser Daten betrifft („uncertain data“). Beispiele sind die maschinell schwer zu fassenden Inhalte von Social Media oder die Daten von Sensoren im ebenfalls rasch wachsenden „Internet of Things“. Rappoport: „Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2015 80 Prozent aller verfügbaren Daten unzuverlässig sein werden.“
Für die Analyse ist dies natürlich eine Katastrophe, da Trugschlüsse vorprogrammiert sind. Anschauliches Beispiel: Wie heißt der angenehmste Ort der Welt mit einer idealen Jahresdurchschnittstemperatur von 25 Grad Celsius? Death Valley. Obwohl die Information stimmt, würde kein Mensch der Antwort angesichts der bekannten Temperaturextreme Bedeutung zumessen. Für eine Big Data-Analyse hingegen ist eine im Prinzip richtige, aber am Kern der Sache vorbeischrammende Antwort keine Seltenheit.
Für den IBM-Forscher besitzt das Big Data-Thema folglich vier Dimensionen – die vier Vs. Neben der ungeheuren Menge („Volume“), der Geschwindigkeit, mit der diese Daten verarbeitet werden müssen („Velocity“) sowie den unterschiedlichsten Medien und Formaten, in denen die Daten auftreten („Variety“) ist es „Veracity“, das am schwersten in den Griff zu bekommen ist: Das ist der sinnstiftende Umgang mit Daten, die unvollständig, inkonsistent, mehrdeutig oder von anderer geringer Qualität sind. Eine Lösung muss gefunden werden, da „Big Data nur dann interessant ist, wenn die Analytics stimmen und die Voraussagen verlässlich sind“, bringt es Moshe Rappoport auf den Punkt. Eine Stoßrichtung ist Kontextwissen, das IBM mit der Software und „Jeopardy!“-Sieger Watson vorgemacht hat. „All die Herausforderung kann IBM jedoch allein nicht bewältigen, das ganze Ökosystem ist gefordert“, so Rappoport abschließend.
Es geht jedenfalls interessant weiter: „IKT-Trends 2020“, das von Reinhard Posch, dem CIO der österreichischen Bundesregierung, moderiert wurde, war die Auftaktveranstaltung einer Workshopserie. Das Folge-Event findet am 6. Mai 2013 statt.
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