Wie sieht es mit Big Data in Österreich aktuell aus? Welche Vorzeigeprojekte und innovativen Anwender gibt es hierzulande? Was könnte sich in diesem Bereich in den nächsten fünf Jahren ändern? Computerwelt.at hat bei 24 Experten nachgefragt. Hier finden Sie Antworten der ersten 12. [...]
Jürgen Horak, Director Solutions, Dimension Data Austria
Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?
Big Data ist definitiv auch in Österreich angekommen, das Interesse ist auch hierzulande groß. Einige Firmen haben bereits mit entsprechenden Projekten gestartet, aber nur eine gute Handvoll hat Big Data bereits institutionalisiert und entsprechende Governance Prozesse etabliert.
Eines der Vorzeigeprojekte von Dimension Data in diesem Bereich ist mit Sicherheit der Big Data Truck für die Tour de France. In diesem mobilen Data Center werden pro Renntag 4 bis 6 Millionen Datensätze gesammelt, analysiert und für die Radrennteams, die Journalisten und die Fangemeinschaft aufbereitet. Während des gesamten Rennes wird dieses Data Center 21-mal heruntergefahren, übersiedelt, wieder hochgefahren, upgedatet und für die nächste Etappe live genommen. Die Verknüpfung von bis vor kurzem nicht verfügbaren Datensätzen erlaubt einen ganz neuen Einblick in die sportlichen Meisterleistungen und erzeugt ein ganz neues Fan-Erlebnis.
Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?
Big Data wird in fünf Jahren, ähnlich wie Cloud heute, zum Standard gehören. Die steinige Lernkurve wurde überwunden. Governance Prozesse wurden aufgesetzt und optimiert, die notwendigen technologischen Lösungen sind vom Exoten zum Standard geworden. Neue, flächendeckende Analytics as a Service Angebote machen den Einstieg für alle leichter.
Mit diesen Möglichkeiten werden wir Neues entdecken und Altes neu interpretieren bzw. besser verstehen. Dies wird zu neuen, flexibleren Geschäftsmodellen führen, da Risiken massiv minimiert werden können (Predictive Analytics).
Als Anwender und Menschen dürfen und können wir uns vor diesen neuen Möglichkeiten nicht verschießen. Wir müssen gleichzeitig aber auch lernen damit umzugehen, für mich bedeutet das eigenständiges Denken fördern und fordern und nicht von Algorithmen fremdsteuern lassen.
Alfred Grünert, Leiter Business Unit BI bei FWI
Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?
Die Nutzung von Analytics dreht sich um die Fragen „was“ (descriptive) und „warum“ (diagnostic), mit dem Ziel, Vorhersagen (predictive) und/oder Handlungsempfehlungen (prescriptive) zu erhalten. In diesem Umfeld sind unserer Wahrnehmung nach tatsächlich neue Anwendungsbereiche entstanden, die auch zunehmend von Unternehmen angenommen werden:
Eine zunehmende Verwendung von Predictive-Modellen sehen wir vor allem bei Unternehmen mit ausgeprägten Servicemodellen. Im B2B-Bereich werden zusehends auch Prescriptive-Modelle eingesetzt, um Handlungsempfehlungen für die Funktionen Marketing und Vertrieb zu generieren.
Auf Big Data-Themen stoßen wir hauptsächlich in den Bereichen B2C, Finanz, Versicherung und Pharma. Beim klassischen Manufacturing kommen entsprechende Anforderungen häufig aus dem Themenbereich der Sensorik, wobei Big Data hier im Sinne von großen Datenmengen verstanden wird. „Echtes“ Big Data (unstrukturiert, hohe Geschwindigkeiten, volatil…) sehen wir derzeit hingegen eher im Bereich Marketing, insbesondere rund um soziale Medien.
Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?
Beide Themenbereiche gehen momentan eindeutig in Richtung Cloud, wobei hier noch eine stärkere Ausrichtung auf Service (SaaS) zu erwarten ist. Der Trend geht u.E. in Richtung Apps, wobei man sich das am besten als kleine, preiswerte und kombinierbare Bausteinen für dezidierte Anwendungen vorstellen kann. Für Unternehmer und Anwender kommen sicher herrliche Zeiten – für Anbieter wird hinsichtlich der benötigten Lösungen und Geschäftsmodelle vieles bis alles neu werden.
Eine weitere Entwicklung sehen wir in Richtung „plug&play“. Die zusehends einfache und schnelle Verwendbarkeit durch große Anwenderzahlen wird diese Trends begünstigen. Was die Spreu vom Weizen trennen wird, ist die Frage inwieweit es sich um „geborene“ Lösungen handelt, also um erforderliche Lösungen, für die die Technologie gleichsam hätte erfunden werden müssen. Es wird sicher nicht ausreichen, Fragestellungen mit neuer Technologie umzusetzen, die man entweder nicht wirklich wertstiftend einsetzen kann oder die schon längst effektiv gelöst sind.
Big Data, Advanced Analytics, genauso wie klassische BI muss Wissen für Entscheidungen liefern, alles andere ist Verschwendung von Zeit und Geld.
Horst Heftberger, Geschäftsführer ACEE Hitachi Data Systems
Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?
Daten sind in heimischen Unternehmen immer noch eine unerschlossene Ressource – und den tatsächlichen Wert aus den Informationen zu schöpfen bleibt oft eine Herausforderung. In Österreich gibt es einige Early-Adopter, die die Vorteile von Big Data Analytics bereits nutzen, dennoch ganzheitlich betrachtet sind österreichische Unternehmen noch am Anfang. Das Potential in Österreich ist da. Mit dem Kauf von Pentaho in 2015 haben wir unser Portfolio optimiert. Wir bieten grundlegende Technologien für Big Data. Unternehmen sind dadurch in der Lage, ein breiteres Spektrum an Datenquellen zu sammeln, zu verknüpfen und zu analysieren, um so neue Erkenntnisse für das Geschäft zu erzielen.
Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?
In fünf Jahren erkennen alle Unternehmen den Mehrwert. Big Data Analytics werden alle Unternehmensbereiche betreffen und bilden somit die Grundlage für den Geschäftserfolg. Die Möglichkeiten für Firmen sind unbegrenzt. Supermärkte können mit der Auswertung der Daten in Echtzeit Regale rechtzeitig auffüllen, bevor diese leer sind. Auch aus den Kundendaten werden wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Preisgestaltung, Warenbestand und Werbung werden optimiert. Unternehmen reagieren so schneller auf Marktveränderungen und steigern ihren Umsatz.
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