Big Data in Österreich: Status Quo und Zukunft – Teil 1

Wie sieht es mit Big Data in Österreich aktuell aus? Welche Vorzeigeprojekte und innovativen Anwender gibt es hierzulande? Was könnte sich in diesem Bereich in den nächsten fünf Jahren ändern? Computerwelt.at hat bei 24 Experten nachgefragt. Hier finden Sie Antworten der ersten 12. [...]

Walter Huemer, Geschäftsführer von Huemer-IT

Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?

Die österreichische Wirtschaft entwickelte sich aus ihrer hervorgehenden Innovationsleistung. Aktuell zögern viele Unternehmen die Chancen aufzugreifen, die durch die digitale Transformation entstehen. Im Bereich von Big Data/Analytics nutzen viele Unternehmen nur einen Bruchteil der Ihnen zur Verfügung stehenden Daten. Vorzeigeprojekte entwickeln sich z.B. im Bereich der Smart Cities zur intelligenten Steuerung und Überwachung des Verkehr.

Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?

Die Möglichkeiten von Big Data/Analytics werden weiterhin rasant wachsen. Die Digitalisierung, die alle Bereiche der Gesellschaft verändert, wird zu weiterem Datenwachstum führen. In der digitalen Wirtschaft generieren und sammeln eine Unzahl von Geräten unentwegt Informationen. Dieses Datenkapital zu beherrschen wird die Herausforderung der Zukunft sein, um in einem globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Analyse aller relevanten Daten aus eigenen und fremden Quellen, wird jeder Branche Wettbewerbsvorteile verschaffen. Erst wenn die Verknüpfung und Analyse möglichst benutzerfreundlich implementiert wird, kann der volle Nutzen aus der Information gezogen werden und ein echter Mehrwert für Anwender und Unternehmen generiert werden. Unsere Expertise liegt darin, Kunden individuelle und auf ihre Anforderungen zugeschnittene Lösungen anzubieten und sie bei der Implementierung und Wartung zu unterstützen. So können sich unsere Kunden auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.

Stephan Preining, Analytics Leader bei IBM Österreich

Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?

Der Big-Data-Markt wird laut IDC zwischen 2014 und 2019 jährlich um 23,1 Prozent wachsen, vor allem die Bereiche Software, Infrastruktur und Service. Die breite Masse an Unternehmen steht in Österreich aber noch am Anfang, wenn es darum geht das Beste aus ihren bereits bestehenden Daten herauszuholen – das kann Produktion oder Fertigung genauso betreffen wie Marketing oder Kundenservice. Wir haben gerade in Österreich aber auch sehr innovative Unternehmen in Sachen Analytics, deren Lösungen auch international für großes Interesse sorgen. Beispielsweise haben wir gerade auf der CeBIT in Hannover einen lokalen Piloten vorgestellt: wir arbeiten mit den Mayrhofner Bergbahnen an einem Projekt für ökologisches Pistenmanagement. Durch den Einsatz von Sensoren und der Vernetzung über die Cloud kann mit Hilfe von Analytics ressourcenschonende Pistenbeschneiung möglich gemacht werden. Anderes Beispiel: unser Business Partner BIConcepts hat eine kognitive Industrielösung auf Basis unserer Watson Technologie für Rechtsanwälte, Gutachter und Staatsanwälte entwickelt und wurde dafür im Februar in den USA ausgezeichnet. Mit der auf IBM Watson basierenden as-a-Service-Lösung lassen sich hunderttausende Dokumente binnen weniger Minuten nach Auffälligkeiten analysieren, z.B. ob illegale Preisabsprachen vorliegen. Technologisch wartet bereits der nächste Quantensprung auf uns, die Ära der kognitiven Systeme wie z.B. IBM Watson – lernfähige Computersysteme, die erstmals menschliche Sprache inhaltlich verstehen zu beginnen.

Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?

Kognitive Systeme wie IBM Watson bringen die Trendwende und werden in den nächsten Jahren nahezu alle Industrien und Branchen revolutionieren, unabhängig von der Unternehmensgröße. Durch die zusätzliche Verfügbarkeit als Cloud-Service ist der Einsatz auch keineswegs großen Unternehmen vorbehalten, sondern leistbar für alle Unternehmensgrößen. „Cognitive Computing“ ist ein Synonym für die neue Fähigkeit von Computern, zu lernen, abzuwägen und in natürlicher Sprache mit den Menschen zu interagieren. Diese Kombination von Sprache, Lernfähigkeit sowie der Darstellung alternativer Antworten oder Lösungen gab es in der Geschichte der Datenverarbeitung noch nie. Cognitive Computing ist damit ein echter „Game Changer“ – vergleichbar mit dem Übergang von Tabelliermaschinen zu programmierbaren Computern. Wir stehen damit bereits inmitten des wahrscheinlich fundamentalsten Umbruchs in der Evolution des Computers. Computersysteme werden erst durch kognitive Technologien zu echten Assistenzsystemen für den Menschen. Diese Technologien sollen vor allem den Menschen entlasten. Etwa den Arzt bei zeitaufwendigen Routine-Aufgaben (Nachschlagen von Therapien oder wissenschaftlichen Artikeln, Abrechnung, etc.) oder den CFO bei der Bewertung möglicher Geschäftsrisiken. Klingt nach Zukunftsvision? Jein. Sicherlich stehen die Entwicklungen im Bereich kognitiver Systeme am Anfang, aber sie entwickeln sich rapide. IDC prognostiziert: bis 2018 werden bereits 50 Prozent der Verbraucher regelmäßig mit kognitiven Services in Berührung kommen, in allen Industrien.

Daniel Fallmann, Gründer und Geschäftsführer, Mindbreeze

Wie sieht die Big Data/Analytics-Nutzung am heimischen Markt aus und welche Vorzeigeprojekte oder innovative Anwender gibt es in diesem Bereich?

Wir sehen, dass auch im heimischen Markt sukzessive ein Umdenken passiert. Das Thema wird nicht mehr als „nice-to-have“ sondern zunehmend als „must-have“ vom Top-Management eingestuft. Es geht nicht nur um die rasche und punktgenaue Informationsbeschaffung für die einzelnen Anwender. Es geht darum dass Software die vorhandenen Informationen tatsächlich  versteht und verknüpft. Wüstenrot beispielsweise nutzt diese Fähigkeiten von Mindbreeze InSpire im Bereich Machine/Deep Learning zu ihrem Vorteil,  in dem das Unternehmen die tägliche Eingangspost automatisch an die richtige Fachabteilung zugeteilt (klassifiziert) wird. Im Medizinbereich nutzt unter anderem das Controlling unsere Appliance, um die riesigen unstrukturierten Datenmengen in die Recherche und Datenanalyse einzubeziehen. So werden Muster erkannt, die bisher in der unstrukturierten Datenflut nicht automatisiert erfassbar waren.

Wie könnte der Big Data/Analytics-Alltag in fünf Jahren im Vergleich zu heute aussehen und welche Möglichkeiten wird es für Unternehmen und Anwender geben?

Bei dieser Frage muss ich spontan an unser Video Mindbreeze 2027 denken, Sie finden dieses übrigens auf YouTube. Die Verknüpfung von Informationen und die Analyse von riesigen Datenmengen werden ganz selbstverständlich für erfolgreiche Unternehmen sein. Ein Beispiel: In Produktionsbetrieben – werden Supply Chains, immer mehr zu einem „Smart Supply Network“ werden. Mit den richtigen Tools haben Unternehmen hier die Möglichkeit rasch auf Änderungen der Rahmenbedingungen zu reagieren ohne dabei den Überblick zu verlieren. Das Wissen des Unternehmens jederzeit nutzbar zu haben, steht ganz oben auf der Agenda von Unternehmen jeglicher Größe. Unternehmen die sich dafür nicht rechtzeitig gerüstet haben, werden sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr behaupten können. (aw/rnf)

Teil 2 unserer großen österreichischen Big-Data-Umfrage finden Sie hier.


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