Seit mehr als 50 Jahren treibt ALLPLAN Österreich die Digitalisierung der Baubranche maßgeblich voran. An den Anforderungen der Anwender orientiert, bieten das Unternehmen Werkzeuge für das Planen und Bauen von Bauwerken. [...]
Wie ist das Produktportfolio von ALLPLAN Österreich aufgebaut und welche Branchen und Unternehmensgrößen adressieren Sie?
Von Seiten ALLPLAN gibt es hinsichtlich der Unternehmensgröße keine Einschränkungen, zu unseren Kunden zählen Einzelunternehmer bis hin zum internationaltätigen Konzern in der Bauindustrie. ALLPLAN kann mit seinem CAD-Lösungsportfolio den gesamten Bauprozess abdecken. Dies reicht vom Konzeptentwurf über die Einreichplanung/ Detailplanung, über Mängelmanagement bis hin zum Betreiben mit Facility Management. ALLPLAN Österreich hat zudem mit „5D-Kosten, Ermittlung und Ausschreibung“ sich einen weiteren Schwerpunkt gesetzt, in dieser Disziplin haben wir am Markt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Mit der Plattform Allplan Bimplus haben wir einen Projektraum geschaffen, welcher eine Kollaboration über alle Gewerke und unabhängig von der Software ermöglicht.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen in der Baubranche beziehungsweise Ihren Kunden?
Österreich ist für Arbeitgeber ein sehr teurer Standort, um sich gegenüber Dumpingpreisen zu wehren muss man seine Prozesse optimieren. Durch die BIM-Arbeitsmethode verlagert sich der Aufwand im Projekt immer mehr in die frühe Planungsphase. Die Honorarordnung in Österreich deckt diesen Mehraufwand aber nicht ab, da diese absolut veraltet ist. Die gesamte Branche muss sich neu organisieren, dass bedeutet der Bauherr muss bereit sein für das „Know-how“ zu bezahlen. Der Planer muss bereit sein, seine Daten mit allen Projektbeteiligten zu teilen, dies bedeutet aber auch zwingend, dass dieses „Know-how“ den anderen Projektbeteiligten zur Verfügung steht. Dieses Umdenken vom Einzelkämpfer zum Teamplayer wird noch einige Zeit dauern. Ich bin aber davon überzeugt, dass die Unternehmen, die dazu bereit sind, davon profitieren werden.
Der Begriff Building Information Modeling (BIM) ist in der Software für die Baubranche momentan in aller Munde. Können Sie kurz erklären worum es sich dabei handelt?
Vorweg möchte ich festhalten BIM ist nicht kompliziert und auch nicht schwierig umzusetzen. BIM ist eine digitale Arbeitsmethode, ein Prozess welcher das fachübergreifende Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken über das zentrale Bauwerksmodell ermöglicht. Wenn man dieses Wissen hat ist es nichts anderes, wie seine Prozesse zu optimieren und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Was ist der Mehrwert und die Vorteile für Unternehmen und können auch kleine Betriebe von BIM profitieren?
Wie bereits erklärt bedeutet „BIM“ Prozessoptimierung, was nichts mit der Unternehmensgröße zu tun hat, sondern mit der Marktfähigkeit. Ein optimaler Prozess über das Überleben meiner Firma und dies hat für jeden Unternehmer Priorität, egal wie viele Angestellte im Unternehmen tätig sind. „BIM“ schafft genau diesen Mehrwert, indem Menschen, Prozesse und Werkzeuge über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zielorientiert einsetzen. So gewinnt ein Bauprojekt an Transparenz, Qualität, Kosten- und Terminsicherheit. Der Bauherr gewinnt zusätzlich über zielgerichtetes Betreiben, da genau in diesem Segment die höchsten Kosten entstehen.
ALLPLAN Österreich setzt auf openBIM statt closedBIM. Was ist der konkrete Unterschied und die Vorteile für die Kunden?
Die Unterscheidung zwischen open und closed BIM bezieht sich auf die eingesetzte Softwarelösung der BIM-Anwendung. Bei open BIM braucht es eine Software mit offenen Schnittstellen, in die Softwarelösungen verschiedener CAD-Hersteller wie ALLPLAN offen und durchgängig eingebunden werden können. Der Vorteil von open BIM ist die offene Herangehensweise an Planungsprozesse und die Nutzung von neutralen Dateiformaten, sowie Koordinationsformaten (IFC/BCF). Ich bin in diesem Segment schon seit dem Jahr 2000 tätig, zuerst war ich ein Verfechter von closedBIM, es erschien mir logisch. Heute mit dem Wissen und der Technologie, die zur Verfügung steht, behaupte ich es wird in sehr naher Zukunft nur mehr openBIM geben.
Sie haben vor einiger Zeit das Produkt Allplan Bimplus auf den Markt gebracht. Welche Lösungsansätze bekommen Kunden damit?
Allplan Bimplus ist die offene, cloudbasierte BIM-Plattform für alle Disziplinen, um in Bauwerksprojekten systemunabhängig und ortsunabhängig effizient zusammenzuarbeiten (IFC|BCF). BIM-Modelldaten, Informationen, Dokumente und Aufgaben werden über den gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg zentral gemanagt. Man ändert nie die Informationen des Projektpartners das bedeutet, wenn der Haustechniker einen Durchbruch benötigt verändert er keinen Architekturplan. Er stellt im System eine Aufgabe an den Architekten und jener entscheidet ob dieser Durchbruch umsetzbar ist, eventuell nach Absprache mit dem Statiker. Nach Umsetzung der Anfrage vom Haustechniker ändert der Architekt den Plan und spielt nur die Änderung ins Allplan Bimplus ein. Jetzt hat man einen Prozess der nachweisbar ist.
Im Herbst veranstaltet ALLPLAN Österreich die openBIM Praxistage 2019. Was sind die Schwerpunkte und was können Besucher alles erwarten?
Zum ersten Mal findet im Herbst 2019 in Kooperation mit SOLID und buildingSMART Österreich eine Veranstaltungsreihe statt, bei der das Thema openBIM im Zentrum steht. Der Fokus liegt auf Praxisbeispielen und Workflows rund um die digitale Arbeitsmethode sowie dem intensiven Austausch untereinander. Der openBIM Praxistag richtet sich an Architekten, Ingenieuren, Planer und Techniker. Aus der NEMETSCHEK-Gruppe präsentieren Nevaris, Bluebeam, SCIA und DDS sowie der Branchenpartner docu tools gemeinsam mit ALLPLAN Österreich ein BIM-Projekt. Dabei werden die unterschiedlichen Prozessschritte erläutert – vom Entwurf/Planung, den Datenaustausch, der Mengen- und Massenermittlung, der Ausschreibung/Vergabe, der Bemusterung bis hin zur statischen Berechnung und Bewehrung sowie der Haustechnik und dem Facility Management.
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