Bimodale IT: Warum das Gartner-Modell revidiert werden muss

Der Digitalisierung kann sich kein Unternehmen auf Dauer entziehen. Es geht nicht nur darum, die bestehenden Geschäftsprozesse zu digitalisieren, sondern vielmehr darum, durchgängige digitale Geschäftsmodelle zu entwerfen und umzusetzen. Von der IT wird erwartet, dass sie innovativ, schnell und flexibel die dafür notwendigen Projekte realisiert. [...]

Gleichzeitig müssen aber die bestehenden IT-Strukturen und -Abläufe in bewährter Manier aufrechterhalten werden. Es entstehen also zwei völlig unterschiedliche IT-Welten. Gartner hat dafür den Begriff bimodale IT geprägt. Dabei sorgt die eine IT-Welt, die klassische IT, für Servicekontinuität, Effizienz und Kostenoptimierung. Die andere, genannt agile IT, ist für Innovation, Flexibilität und schnelles Time-to-Market zuständig.

Auch wenn das Modell der bimodalen IT seit seiner Entstehung sehr populär geworden ist, greift es zu kurz. Denn die zwei IT-Welten sollen nicht unabhängig nebeneinander und auch nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander und mit einem gemeinsamen Ziel: das Unternehmen in der digitalisierten Geschäftswelt zum Erfolg führen.

Klar ist, dass die Umwälzungen, die mit der Digitalisierung der Geschäftswelt einhergehen, auch um die IT-Abteilung keinen Bogen machen. Allerdings gibt es kein Standardrezept für die notwendigen Veränderungen. Jedes Unternehmen wird den für sich besten Weg und die sinnvollste Veränderungsgeschwindigkeit wählen. Dabei auch Strategien zu berücksichtigen, die als Bindeglieder zwischen den verschiedenen IT-Welten fungieren können, ist vorteilhafter, als starr dem Konzept der Bimodalität zu folgen.

Gut zusammengefasst hat das Jonathan Bryce, Präsident der OpenStack Foundation, auf dem Kongress der Cloud Computing-Plattform im April: „IT-Umgebungen werden diverser, nicht einheitlicher. Strategien wie OpenStack ermöglichen, die Vorteile aus der Diversität zu ziehen.“ Genau darum geht es: Nicht um die sture Durchsetzung und Einzementierung des einen oder anderen Organisationsmodells, sondern darum, die richtigen Strategien und Mittel dafür einzusetzen, dass auch die IT erfolgreich im digitalen Zeitalter ankommt. Dabei einen Blick auf das auch von OpenStack verfolgte Open Source-Denkmodell zu werfen und zu überlegen, ob es nicht als Brückenmodell zwischen den beiden IT-Welten fungieren kann, ist mit Sicherheit kein Fehler.

Denn im klassischen Teil der IT sind Open Source Lösungen längst in die IT-Landschaft der meisten Unternehmen nahtlos integrierte Bestandteile. Ihre Vorteile, die Flexibilität und Skalierbarkeit, die niedrigeren Kosten, die offenen Standards und damit die Herstellerunabhängigkeit sowie die hohe Qualität der Lösungen, tragen hier zur Zielerreichung maßgeblich bei. Genau diese Vorteile könnte sich auch der agile IT-Teil zunutze machen. Open Source Lösungen performen auch in einem schnellen, innovativen Umfeld. Die Open Source Welt bietet viele Technologie-Teile bzw. Module, die flexibel kombinierbar sind und so ideal unter sich rasch verändernden Voraussetzungen eingesetzt werden können. Die Open Source Community ist selbst höchst innovativ und entwickelt in schnellem Takt neue Lösungen. So könnten über Open Source auch beide Welten verbunden werden.

Open Source war auch einmal ein revolutionärer Ansatz. Kaum ein Unternehmen setzt rein auf Open Source Lösungen. Die meisten haben die alte und neue Welt verknüpft. In Sachen Bimodale IT werden wohl auch diejenigen IT-Verantwortlichen die besten Aussichten auf Erfolg haben, denen es gelingt, die für ihr Unternehmen passenden Modelle und Module aus allen Welten zu kombinieren. Open Source Lösungen sind jedenfalls ein erfolgversprechender Hebel für diese Kombination.
* Der Autor Michael Kienle ist Geschäftsführer von it-novum.


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