Die Kryptowährung Bitcoin ist äußerst angreifbar, warnen Forscher der Universität Twente in ihrer aktuellen Studie. Denn eine Gruppe, die nur ein Fünftel der genutzten Rechenleistung kontrolliert, könnte binnen weniger Tage grundlegende Änderungen am System durchsetzen. [...]
„Das ist wie eine Situation, in der 20 Prozent der Aktionäre eines Unternehmens der großen Mehrheit ihre Ansichten aufzwingen können“, meint Erstautor Ansgar Fehnker, Professor für Programmierbildung in Twente. Das Vertrauen in das System würde darunter wohl leiden.
Streitbeilegung auf brachiale Tour
Die Bitcoinwelt ist gespalten. Denn manche sind mit dem aktuellen Standard unzufrieden. So begrenzt das aktuelle Protokoll durch die Blockgröße von einem Megabyte indirekt die Zahl der möglichen Transaktionen auf maximal sieben pro Sekunde. Im Vergleich zum Transaktionsvolumen beispielsweise von Kreditkartenfirmen ist das nichts. Ein Lager wünscht also entsprechende Änderungen. Dabei ist auch die Idee aufgekommen, diese durch einen Angriff zu erzwingen – und genau das wäre erschreckend leicht möglich, so das Ergebnis der anlässlich des NASA Formal Methods Symposium vorgestellten Studie.
Den Berechnungen der Forscher zufolge würde es ausreichen, wenn eine Gruppe 20 Prozent der Bitcoin-Mining-Rechenleistung kontrolliert. Dann könnte sie mit einer geeigneten Angriffsmethode dem Rest der Bitcoin–Community binnen weniger Tage ein neues Protokoll aufzwingen, das durch eine Änderung der Blockgröße letztlich auch mehr Transaktionen pro Sekunde ermöglicht. Diese Attacke würde rückwirkend alle Transaktionen der vorangegangenen Stunden annullieren. Allerdings müssten die Angreifer in Kauf nehmen, dass solch ein Vorgehen das Vertrauen in das Bitcoin-System wohl schwer in Mitleidenschaft ziehen würde.
Unwahrscheinlich, nicht unrealistisch
Ob ein Bitcoin-Lager gewillt wäre, mit einem Vertrauens- auch einen großen Wertverlust zu riskieren, scheint fraglich. Doch prinzipiell ist durchaus realistisch, dass genug User an einem Strang ziehen. Denn Zusammenschlüsse zu großen Mining-Pools sind nicht unüblich. „Es gibt meist zwei bis drei im 20-Prozent-Bereich“, erläutert Fehnker gegenüber pressetext. Der laut http://blockchain.info größte Pool, BTC, liegt aktuell sogar bei rund 29 Prozent.
Auch ohne Brachialmethoden ist zumindest etwas Bewegung in das Thema gekommen. „Die Bitcoin-Miner haben sich vor Kurzem auf einige kleine Änderungen geeinigt, um den Sorgen jener, die die Blockgröße abschaffen oder signifikant erhöhen wollen, entgegenzukommen und diese zu mindern“, weiß Fehnker. Allerdings zeichnet sich auch schon ab, dass dieser kleine Schritt Kritikern nicht weit genug geht.
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