Bollwerk gegen Erpresser-Tools

Ransomware, also Erpresser-Malware, gehört zu den größten Cybergefahren. Fragt sich, wie gut aktuelle Sicherheits-Tools die Rechner in den Unternehmen schützen. [...]

Fazit

Den guten Testergebnissen entsprechend fällt das Fazit von AV-Test positiv aus: „Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass viele Schutzprodukte auch gegen aktiv genutzte Angriffstechniken samt neuester Ransomware unter Windows 11 bestehen können“, lautet das Resümee der Antiviren-Profis.

Dabei ist ein Schutz vor Ransomware alles andere als trivial: Die Security-Lösungen müssen dazu viele Aktionen und Prozesse im Betriebssystem Windows 11 überwachen und auch bewerten.

Dabei gilt es seitens der Sicherheits-Software, zuverlässig zu entscheiden, welche Aktionen auf einem System in Ordnung sind und wann man eingreifen und Prozesse blockieren sollte. Vor allem bei den neuen dateilosen Angriffstechniken wie Reflective DLL Injection ist das aber ein komplexes Unterfangen. Doch die Tests zeigten: Auch hier liefern die meisten Schutzprodukte eine solide Leistung.

Übrigens: AV-Test hat diese Tests auch mit Privatanwender-Produkten durchgeführt. Das Ergebnis: Die Sicherheits-Software für Heimanwender schützt im Großen und Ganzen ebenfalls gut vor Ramsomware.

Folgende Tools sicherten sich die volle Punktzahl: Avast One Essential, AVG Internet Security, Bitdefender Internet Security, Kas­persky Internet Security, Microsoft Defender Antivirus, Microworld Internet Security Suite, PC Matic Application Whitelisting sowie F-Secure SAFE.

Es kann jeden treffen…

Vergangenes Jahr traf es Fendt. Nach einem Hacker-Angriff standen die Produktionsbänder des Traktorherstellers zehn Tage still: Ein Ransomware-Attacke auf das US-amerikanische Unternehmen Agco hatte auch Auswirkungen auf die Tochterfirma Fendt im bayerischen Marktoberdorf.

Ein ähnliches Schicksal ereilte im Juni Apetito: Eine Hacker-Attacke kappte den Zugriff auf die Unternehmens-IT. Der Essenslieferant und Hersteller von Tiefkühl-Mahlzeiten wurde mehr oder weniger lahmgelegt – es mussten eilends Ersatzmenüs bereitgestellt werden, um die Versorgung der zu beliefernden Einrichtungen aufrechtzuerhalten.

Warum es ausgerechnet einen Traktorhersteller und ein Essensunternehmen traf, bleibt unklar. So viel ist aber sicher: Florierende Unternehmen – Apetito macht Milliarden-Umsätze – sind für Cyberkriminelle besonders lukrative Ziele. Zu den Faktoren, die erfolgreiche Cyberangriffe begünstigen, zählen historisch gewachsene und meist unübersichtliche IT-Umgebungen, mittelständische Unternehmensstrukturen mit Problemen, IT-Security-Fachpersonal einzustellen, sowie Dienstleister, auf die bei Lieferschwierigkeiten enormer Druck ausgeübt werden kann.

Dabei lässt sich grundsätzlich feststellen: Kein Sektor und keine Branche ist immun. Ob kleine Firma oder Großunternehmen – die Herausforderungen sind meist gleich. Einem kleinen Unternehmen fällt es allerdings in der Regel schwerer, diesen zu begegnen, als einem Großunternehmen wie einer Bank.

Doch die Gefahr von Ransomware wird von genügend Unternehmen noch immer nicht in ihrer gesamten Tragweite begriffen. Viele Firmen sehen erst einmal nur die Verschlüsselung der Daten und die daraus resultierenden Probleme beziehungsweise Störungen.

Was viele nicht bedenken: Bis ein Ransomware-Angriff erkannt wird, haben sich die Angreifer mitunter schon lange und ungestört in den Systemem ihrer Opfer bewegt und zahlreiche Daten entwendet. Kompromittierte Systeme lassen sich – wenn auch mit Aufwand – meist schnell wiederaufbauen.

Wenn aber Unternehmensdaten zum Beispiel ein Mal im Darknet gelandet sind, dann lassen diese sich nicht „unkompromittieren“. Daher ist ein Datendiebstahl vielleicht sogar das größte Problem einer Ransomware-Attacke.

*Konstantin Pfliegl ist Redakteur bei der Zeitschrift com! professional. Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung als Journalist für verschiedene Print- und Online-Medien.


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