In Österreich stieg die Anzahl der bargeldlosen Zahlungen um durchschnittlich 7,1 Prozent auf über 1,6 Milliarden Transaktionen, so der World Payments Report 2019 von Capgemini. [...]
Während der globale Boom bei bargeldlosen Transaktionen und der Wettbewerb florieren, zögern viele Banken vor dem Open-Banking-Konzept, welches auf Datenaustausch, Ökosystem-Partnerschaften und offenen Plattformen beruht. Sie sehen Open Banking als Herausforderung und gleichzeitig als Notwendigkeit an, um Kunden langfristig zu binden und das Kundenerlebnis zu steigern. Das geht aus dem World Payments Report 2019 von Capgemini hervor, der das bargeldlose Transaktionsvolumen, regulatorische und branchenspezifische Initiativen sowie die digitale Transformation auf dem globalen Zahlungsverkehrsmarkt verfolgt und analysiert.
Der Bericht stellt fest, dass das Transaktionsvolumen von bargeldlosen Zahlungen rasant zunimmt, insbesondere in den sich entwickelnden Märkten Asiens (32 Prozent Wachstum). Es wird erwartet, dass bis 2022 weltweit 1.046 Milliarden bargeldlose Zahlungen durchgeführt werden, was einer durchschnittlich jährlichen Wachstumsrate von 14 Prozent entspricht. In einem von Innovation geprägten Markt sind viele etablierte Kreditunternehmen eher zurückhaltend als optimistisch, was das Tempo und die Richtung des Wandels betrifft. Sie verweisen zwar auf die Bedrohung durch BigTechs, gehen aber Open-Banking-Initiativen nur in dem von Aufsichtsbehörden vorgeschriebenen Rahmen an, anstatt sie als Chance zur Differenzierung, Kundenbindung und Marktführerschaft zu sehen.
Starkes Wachstum bei bargeldlosen Zahlungen
Der bargeldlose Zahlungsverkehr wird in den sich entwickelnden Märkte voraussichtlich am stärksten wachsen. Hier geht man zwischen 2017 und 2022 von einem durchschnittlich jährlichen Wachstum von 23,5 Prozent aus. Diese Regionen werden die globale Zahlungsverkehrslandschaft zukünftig in Bezug auf Innovation, Transaktionskapazität und Branchentrends bestimmen und prägen.
- Im Jahr 2017 trugen die aufstrebenden Märkte 35 Prozent zum weltweiten Wachstum der bargeldlosen Zahlungen bei. Ein Anteil, der in den kommenden Jahren voraussichtlich auf 50 Prozent steigen wird. Vor allem in Russland nahmen 2017 diese Transaktionen um 40 Prozent zu, in Indien um 39 Prozent und in China um 35 Prozent.
- Im Gegensatz dazu verzeichneten die reifen Märkte einschließlich Asien-Pazifik, Europa und Nordamerika eine stetigere Wachstumsrate von sieben Prozent. Weltweit stiegen die bargeldlosen Transaktionen von 2016 bis 2017 um 12 Prozent auf 539 Milliarden.
- In Österreich wuchs das Volumen der bargeldlosen Zahlungen von 2016 auf 2017 um 7,1 Prozent auf insgesamt über 1,6 Milliarden Transaktionen. Den größten Anteil davon hat das Kartengeschäft mit 0,6 Milliarden.
- Debitkarten waren weltweit das am schnellsten wachsende bargeldlose Zahlungsinstrument, mit einem Anstieg der Transaktionen um 17 Prozent im Jahr 2017, vor Kreditkarten (11 Prozent) und Überweisungen (10 Prozent).
Zurückhaltung gegenüber Open Banking und neuem Wettbewerb
Neue Marktteilnehmer und Technologien gestalten die Zahlungsverkehrslandschaft immer komplexer und volatiler. Auch wenn die anspruchsvolle Erwartungshaltung von Kunden und die regulatorischen Anforderungen Banken dazu zwingen, ihre Geschäftsmodelle für den Zahlungsverkehr weiterzuentwickeln, reagieren viele eher zurückhaltend gegenüber Veränderungen.
- Weniger als die Hälfte (48 Prozent) der befragten Personen gaben an, dass sie zukünftig offene APIs verwenden wollen, die über das vorgeschriebene Maß hinausgehen.
- Eine klare Mehrheit (63 Prozent) benannte konkurrierende BigTechs, die durch ihre Reichweite, ihren Markenwert, ihre Kundenloyalität, ihr großartiges Kundenerlebnis und schließlich ihre Zahlungsinfrastruktur eine bedeutende Bedrohung darstellen.
Obwohl sich die Banken allmählich, wenn auch zu langsam, auf einen offeneren, datengesteuerten und Cloud-basierten Ansatz zubewegen, stehen sie einem vollumfänglichen Open-Banking-Ansatz eher widerwillig gegenüber. 90 Prozent sehen ökosystembasierte Geschäftsmodelle als Schlüssel zum langfristigen Erfolg, aber nur 44 Prozent zeigten Interesse am Aufbau und der Orchestrierung eines eigenen Ökosystems.
Veränderungen werden nur langsam umgesetzt
Der Wandel zu einem konvergierten Zahlungsverkehrs-Ökosystem wurde zum Teil durch regulatorische Änderungen mit Schwerpunkt auf Standardisierung und Interoperabilität vorangetrieben. Dazu gehören eine gemeinsame digitale Identitätsplattform, Interoperabilitätsrichtlinien und die Abwicklung von Echtzeit-Zahlungen.
Die meisten Maßnahmen zur digitalen Transformation resultieren bei 60 Prozent der Banken aus gesetzlich zwingenden Vorgaben. APIs, die über die regulatorischen Mindestanforderungen hinausgehen, wurden bisher eher langsam eingeführt: Die Mehrheit der Banken hat nicht vor, APIs einzuführen, die Daten zu beispielsweise bedingte Zahlungen (53 Prozent) oder zum Filial-/Geldautomat-Standort (67 Prozent) enthalten. In der Regel entscheiden sich die Banken dagegen, Daten zu teilen, wenn sie nicht dazu verpflichtet sind. Die offene API wird eher zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften vorgewiesen, als sie als Wachstumschance anzusehen.
„Während sich die weltweite Zahlungsverkehrslandschaft weiterentwickelt, sind nicht alle mit dem Tempo und der Richtung des Wandels zufrieden“, sagte Wolfgang Barvir, Experte für den Zahlungsverkehr bei Capgemini in Österreich. „Den Banken ist durchaus bewusst, dass ein ökosystembasiertes Modell notwendig ist, um den Kundenanforderungen gerecht zu werden und in einer wettbewerbsorientierten Landschaft erfolgreich zu sein. Wir ermutigen die etablierten Banken, Quick-Win-Lösungen in Betracht zu ziehen, die sie für den Zukunftsmarkt positionieren, wie zum Beispiel die Implementierung einer Mikroservice-Architektur, um die Grenzen ihrer bestehenden IT-Infrastruktur zu umgehen.“
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