Ein gefälschter Tweet hat im Jahr 2013 den Finanzmarkt kurzzeitig ausgehebelt - wie es dazu kommen konnte, dass Twitter zu Verlusten in Milliardenhöhe beigetragen hat, haben nun zwei Forscher analysiert. [...]
Tero Karppi von der University at Buffalo und Kate Crawford, die bei Microsoft Research und dem MIT Center for Civic Media tätig ist, beleuchten in ihrer Studie die gefährliche Verknüpfung von Social Media mit Finanzalgorithmen.
„Wir müssen damit beginnen, die verschiedenen Wege zu identifizieren, über die Social Media mit dem modernen Finanzwesen verbunden ist. Das beinhaltet das Verständnis darüber, wie sich Dinge online verbreiten und wie die Internetinfrastruktur gestaltet ist, damit sich diese Dinge verbreiten können“, meint Karppi.
Der Tweet, der das Unheil an der Börse angerichtet hat, wurde von Hackern über den Twitter-Account von AP (Associated Press) ausgesendet. Binnen fünf Minuten wurde der gefälschte Tweet, dass es beim Weißen Haus zwei Explosionen gegeben hätte und Barack Obama verletzt sei, 4.000 Mal geteilt.
In der Folge ist der Dow Jones Industrial Average um 143,5 Punkte gefallen, der Standard & Poor’s 500 Index hat mehr als 136 Mrd. Dollar (umgerechnet rund 122 Mrd. Euro) verloren – und das alles Sekunden nach der Veröffentlichung des Tweets. Nach Feststellung des Übels wurden die Entwicklungen wieder rückgängig gemacht.
Dieser sogenannte „Hack Crash“ wurde als computerbasiertes Phänomen eingeordnet, da ausgeklügelte Algorithmen jene Inhalte im Internet evaluieren, die Einfluss auf den Finanzmarkt haben könnten. „Wir kennen die Prinzipien des algorithmischen Handels, wie dass sie auf zeitlichen Faktoren, Preis und Volumen basieren und von der Schnelligkeit der Netzwerkinfrastruktur abhängen“, so Karppi. „Aber zu wissen, was ausgewählte Finanzalgorithmen tatsächlich tun, ist wegen ihrer geheimen Natur fast unmöglich.“
Daten aus Social Media werden immer öfter im Finanzwesen, aber auch im Sicherheits- und öffentlichen Bereich genutzt, um die scheinbare Realität abzubilden und Entscheidungen zu ermöglichen. „Wenn Berechnungssysteme beginnen zu analysieren, was sich auf Twitter verbreitet und darauf basierend Entscheidungen treffen – und zwar schneller als ein Mensch reagieren kann – dann wird das unvorhersehbare Konsequenzen haben“, warnt Karppi. (pte)
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