Sind die heimischen Unternehmen bereits in der Digitalisierung angekommen? Was braucht es, um digitale Projekte erfolgreich umzusetzen? Christian Krenn, Leitung Business Development bei DCCS, berichtet aus der Praxis. [...]
Die meisten Großbetriebe haben das Thema Digitalisierung bereits fest in ihrer Strategie verankert. Mittlerweile beschäftigen sich auch viele mittlere Unternehmen mit der digitalen Transformation, zurückhaltend sind vorwiegend nur noch Betriebe traditioneller Branchen. Bei Digitalisierungsprojekten stehen drei Bereiche im Fokus, nämlich neue Geschäftsmodelle, Automatisierung beziehungsweise Digitalisierung von Prozessen sowie die Veränderung der Führungs- und Unternehmenskultur.
Studie bestätigt Trend
Dass die Digitalisierung in den heimischen Mittelstandsunternehmen angekommen ist, bestätigt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY: Bei 73 Prozent der österreichischen KMU spielen digitale Technologien eine große Rolle. Im Vorjahr lag der Wert bei 56 Prozent. Nur sechs Prozent der mittelständischen Betriebe klammern die Digitalisierung aus – 2018 waren es noch 20 Prozent. Es ist ein deutliches Optimismus-Gefälle nach Betriebsgröße erkennbar: Während Großbetriebe digitale Technologien als Chance sehen (88 Prozent), sind kleinere Unternehmen skeptischer (73 Prozent).
Probleme in der Praxis
Trotz der positiven Entwicklung trifft die Digitalisierung immer noch auf Hürden. So kämpfen Mittelstandsunternehmen häufig mit nicht dokumentierten Prozessen. Großbetriebe wiederum scheitern an Prozessgrenzen, unterschiedlichen Sichten auf Daten, mangelnder Datenqualität oder fehlendem Zugriff auf Informationen. Klar definierte Prozesse und eine durchgängige Sicht auf die Daten, sowie Berücksichtigung des gesamten Lifecycles sind die Basis für jedes digitale Produkt und Service. Oft stellen Domänengrenzen – etwa zwischen Einkauf, Produktion und Aftersales – ein zusätzliches Hindernis dar.
Digitale Strategie und Innovationskultur gefragt
Was also ist der Schlüssel zum Erfolg von Digitalisierungsvorhaben? Digitalisierung muss im Management, beispielsweise bei einem Chief Digitalization Officer, verankert sein und nicht nur in der IT-Abteilung, um die strategische und ganzheitliche Sicht zu gewährleisten. Es ist wesentlich, ein Umfeld zu schaffen, das Innovationen, Veränderungen und Ausprobieren zulässt. Typisch für digitale Strategien sind agile, interdisziplinäre Modelle. Um zu ermitteln, wo Digitalisierungspotenziale im eigenen Unternehmen vorhanden sind, braucht es meist externe Hilfe. Kompetente IT-Dienstleister können hier durchaus unterstützen. Es empfiehlt sich, mit diesen Experten die gesamte Wertschöpfungskette auf Digitalisierungspotenziale zu durchleuchten, daraus eine Strategie abzuleiten und jene Projekte mit dem höchsten Mehrwert für das Unternehmen fokussiert umzusetzen.
Es besteht Handlungsbedarf
Dass der digitale Wandel so gut wie alle Branchen betrifft, steht außer Zweifel. Die Frage ist nur, wie rasch Handlungsbedarf besteht. Gewisse Branchen – wie der Energiesektor oder Banken – stehen bereits massiv unter Druck. Auch die Automobilindustrie ist von den enormen Umbrüchen durch alternative Mobilitätskonzepte betroffen. Hier sieht man bereits neue Services entstehen und eine zunehmende Vernetzung der Hersteller untereinander. Bei manchen Unternehmen, wie beispielsweise Produzenten von C-Teilen, ist der Verdrängungswettbewerb durch digitale Geschäftsmodelle und Plattformen besonders groß.
Chancen ergreifen
Noch immer haben viele Unternehmen Angst vor der digitalen Transformation, weil sie Veränderungen bringt. Trotzdem sollte man die Chance ergreifen, diesbezügliche Projekte starten und damit Erfahrungen sammeln, sowie erste Erfolge erzielen. Ein externer, kompetenter Partner leistet dabei wertvolle Hilfe, um eine Sicht von außen zu bekommen, Digitalisierungserfahrung einzubringen, gemeinsam eine passende Strategie zu entwickeln und in der Umsetzung zu unterstützen. Am Ende des Tages sollte man ein klares Bild davon haben, was Digitalisierung für das eigene Unternehmen bedeutet, wie man damit Mehrwert generiert und den digitalen Wandel nutzt, um sein Business zukunftssicher zu gestalten. Handeln ist gefragt, denn Abwarten bedeutet Stillstand.
*Christian Krenn leitet das Business Development der DCCS GmbH.
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