Fünf Jahre ist es her, noch zu Zeiten von Steve Jobs, dass Apple mit dem iPad eine neuen Geräteklasse geschaffen hat. Jetzt müssen die Jobs-Nachfolger mit der Apple-Uhr beweisen, dass auch sie in der Lage sind, Branchen umzukrempeln. [...]
Apple wagt sich mit seiner ersten Computeruhr „Apple Watch“ auf eines seiner größten Abenteuer. Es geht nicht einfach nur um den Eintritt in eine neue Gerätekategorie. Der iPhone-Konzern hat sich auch das Ziel gesetzt, sinnvolle Szenarien für die Nutzung eines Minicomputers am Handgelenk zu erfinden.
Schließlich ist einer der Gründe dafür, dass Computeruhren trotz einer Auswahl an Modellen diverser Hersteller immer noch ein Nischengeschäft sind, die Tatsache, dass viele Smartphone-Nutzer schlicht keine Verwendung dafür im Alltag sehen.
Das Konzept des Konzerns scheint einen Nerv zu treffen. „Leute, die die Watch getragen haben, sagen, dass sie ihre Telefone viel, viel seltener als früher aus der Tasche holen“, schrieb etwa das Technologie-Blog „Techcrunch“. Einige sagten sogar, dass sie ihre iPhones tagsüber so gut wie gar nicht mehr nutzten. Eine zentrale Hilfe dabei sei „persönliche Assistentin“ Siri, mit der man sich unterhalten kann – was auf der Uhr „unglaublich gut“ funktioniere.
Einige Marktforscher wie James McQuivey von der Analysefirma Forrester Research erwarten, dass Apple in diesem Jahr mehr Uhren verkaufen werde als alle Anbieter von Technik fürs Handgelenk bisher insgesamt von ihren Geräten absetzen konnten. Die Latte liegt – zumindest für Apple-Verhältnisse – nicht sonderlich hoch. So wurden im vergangenen Jahr nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Canalys insgesamt 4,6 Millionen „smarte“ Armbänder verkauft. Darunter seien nur 720.000 Computeruhren mit dem von Google im Sommer vorgestellten Betriebssystem Android Wear gewesen.
KONKURRENZ IST SCHON AM START
Die Rivalen beeilten sich, kurz vor dem bisher für April angekündigten Marktstart der Apple Watch nachzulegen. So stellte der südkoreanische Konzern LG auf dem Mobile World Congress in Barcelona Uhren mit Mobilfunk-Anschluss vor, die im Gegensatz zur Apple Watch ohne eine Verbindung zum Smartphone ins Netz gehen können.
Der chinesische Hersteller Huawei versprach eine runde Computeruhr mit „zeitlosem“ Design. Der aktuelle Marktführer Samsung hat schon seit Herbst die vierte Generation seiner Uhren im Handel, ein Modell mit Mobilfunk-Anbindung. Und der französische Elektronikhersteller Withings erzielte einen Achtungserfolg mit seiner smarten Armbanduhr Activité, die zwar nur wenige Aktivitäten aufzeichnen kann, deren Batterie aber auch acht Monate lang durchhält.
Mit den teuren Modellen der Uhr wagt sich Apple auf ein neues Spielfeld: Das Geschäft mit Luxus-Modeartikeln. Der Vorstoß wurde generalstabsmäßig vorbereitet. Die Chefin der Modemarke Burberry, Angela Ahrendts, leitet jetzt die Apple Stores. Der Top-Manager des Pariser Nobelhauses Saint Laurent, Paul Deneve, verschwand in Cupertino in einer Rolle für „Spezialprojekte“, die Europachefin folgte.
Aus der Luxus-Uhrenindustrie kam ein Verkaufsmanager der Marke TAG Heuer dazu, Patrick Pruniaux. Bei den Schweizer Uhrmachern ist der Weckruf inzwischen angekommen. Nachdem sie zunächst die Kompetenz von Apple in Frage gestellt haben, arbeiten sie nun verstärkt daran, „smarte“ Funktionen in ihre Uhren zu integrieren.
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