Bures präsentiert „Leitprogramm Forschung und Innovation“

Es soll mehr Geld für Forschung, Stiftungsprofessuren und Startups geben, wenn es nach Bundesministerin Doris Bures geht. Beim Technologieforum Alpbach legte sie ihr Leitprogramm vor. [...]

Forschung schafft Arbeitsplätze. Eine einfache Rechnung, die in den vergangenen Jahren auch in Österreich aufgegangen ist: In den letzten fünf Jahren hat das BMVIT die angewandte Forschung mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro gefördert. Mit diesen Investitionen wurden 10.000 Forschungsarbeitsplätze finanziert. Mit neuen Produkten und neuen Technologien aus geförderten Projekten wurden 92.000 Arbeitsplätze in Österreich geschaffen bzw. gesichert. Daher will Technologieministerin Bures die betriebliche Forschung in der kommenden Legislaturperiode weiter ausbauen. Die Ministerin legte dazu beim diesjährigen Technologieforum in Alpbach ihr „Leitprogramm Forschung und Technologie 2013-2018“ vor.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, dem Vorsitzenden des Rats für Forschung und Technologieentwicklung Hannes Androsch und Karl Blecha, dem Präsidenten der Gesellschaft zur Förderung der Forschung, skizzierte die Ministerin ihre Pläne im Technologiebereich für die nächsten Jahre. Sie will den Produktionsstandort Österreich mit Spitzenforschung weiter stärken, Technologie-Startups fördern, Technologien für mehr Lebensqualität unterstützen, die systematische Zusammenarbeit mit den großen Forschungsunternehmen im Rahmen des Industriegipfels weiter ausbauen und schließlich soll es auch mehr Geld für die betriebliche Forschung geben. Für den Ausbau der Forschung und Innovationsförderung sind zusätzliche 340 Mio. Euro notwendig. Mit dieser Aufstockung kann die betriebliche Forschung ihren Beitrag zu einer Forschungsquote von 3,76 Prozent im Jahr 2020 leisten. Nachfolgend wird das Leitprogramm im Detail beschrieben.

1. PRODUKTIONSSTANDORT MIT FORSCHUNG STÄRKEN
Österreichs Produktionsbetriebe erbringen einen bedeutenden Teil der heimischen Wirtschaftsleistung und sichern rund 661.000 hochwertige Arbeitsplätze. „Damit Österreichs Produktionsbetriebe international wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie schneller, besser und umweltfreundlicher produzieren als ihre Konkurrenten in Niedriglohnländern. Dazu ist intensive Forschung notwendig“, betont die Ministerin. Zur Stärkung der Forschung in der heimischen Produktionsindustrie wird das BMVIT in den kommenden Jahren folgende Maßnahmen setzen:
– Stiftungsprofessuren: Für Österreichs Produktionsbetriebe sollen bis zum Jahr 2018 mindestens 300 zusätzliche Forscher zur Verfügung stehen. Im ersten Schritt initiiert das BMVIT zwei Stiftungsprofessuren mit Schwerpunkt auf Produktionsforschung an heimischen Universitäten. Damit wird dem akuten Fachkräftemangel bei akademischen Spitzenkräften in Produktionsbetrieben begegnet.
– In den kommenden fünf Jahren werden in Feldern mit hohem Nachwuchs und Forschungsbedarf insgesamt zehn Stiftungsprofessuren an österreichischen Universitäten eingerichtet. Folgende Forschungsfelder werden derzeit geprüft: Telematik/IKT, intelligente Verkehrssysteme, alternative Antriebe (v.a. Wasserstoff und Brennstoffzelle) sowie Technologien für ältere Menschen. Im Rahmen des Industriegipfels des bmvit in Alpbach 2013 haben maßgebliche Industriebetriebe ihre Unterstützung für dieses Vorhaben zugesagt. 
– Förderung der Produktionsforschung heimischer Unternehmen: Im Jahr 2014 wird das BMVIT die Produktionsforschung der heimischen Betriebe mit rund 100 Mio. Euro fördern. Damit ist eine erfolgreiche Fortführung der bisherigen Forschungsaktivitäten sichergestellt.

2. TECH-STARTUPS AUF DIE BEINE HELFEN
Die geringe Gründungsdynamik im heimischen Technologiesektor wird in Standortstudien und internationalen Benchmarkings als Schwäche des österreichischen Innovationssystems bewertet. Daher wird das BMVIT die Anstrengungen zur Förderung von Unternehmensgründungen sowie die Unterstützung von Startups im Technologiebereich verstärken. Das BMVIT hat derzeit rund 600 technologie-orientierte Startups in seinem Förderportfolio. Jährlich treten rund 150 neue Start-ups mit ihren Projekten und Ideen an die Förderstellen heran. Für die kommenden Jahre werden folgende Ziele gesetzt:
– Steigerung der Zahl geförderter innovationsgetriebener Startups von derzeit 150 pro Jahr um 20 Prozent auf 180 pro Jahr
– Startups beim Wachstum unterstützen: Während 90 Prozent der geförderten Unternehmen es schaffen, ihre Ideen zu markfähigen Prototypen zu bringen, schaffen danach 50 Prozent keinen erfolgreichen Markteintritt. Ziel für die kommenden fünf Jahre ist es, den Anteil der markfähigen Unternehmen von 50 Prozent auf 80 Prozent zu steigern.
– Vernetzung mit „Frontrunner“-Unternehmen: Zugang zu Risikokapital ist zwar für Startups essentiell, aber in vielen Fällen sind die Zugänge zu großen Unternehmen als Referenzkunden ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dazu wird das bmvit gemeinsame Projekte von namhaften Forschungsunternehmen und Start-ups mit einem „Kooperationsbonus“ fördern: In solchen Fällen wird die Fördersumme um 15 Prozent angehoben. Durch die Kooperationsprojekte erhalten Startups bessere Zugänge in wichtige Netzwerke. Beim Industriegipfel in Alpbach haben bereits mehrere Industriebetriebe ihr Engagement bei dieser Initiative zugesagt. „Weil es zu wenige Gründungen neuer Betriebe mit neuen Ideen gerade für hochwertige Produktion gibt, werden wir und Österreichs innovativste Industriebetriebe gemeinsam den Startups auf die Beine helfen“, so Bures zum Hintergrund dieser Initiative.

3. TECHNOLOGIE FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT
Der inhaltliche Schwerpunkt der Forschungs- und Technologiepolitik des bmvit wird auf sozial relevante Forschungsgebiete gelegt, die das Leben der Menschen unmittelbar betreffen, wie etwa die Senkung der Energiekosten durch Passivhäuser, gleichberechtigte, leistbare und barrierefreie Mobilität und selbstbestimmtes Leben im Alter durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Damit wird sichergestellt, dass die investierten Steuergelder den Bürgern einen konkreten und unmittelbaren Nutzen bringen. Hierzu werden folgende Maßnahmen gesetzt:
– Forschung für mehr Lebensqualität: Forschung und Innovation haben einen großen Anteil an der Steigerung von Lebensqualität. Insgesamt wird das bmvit in den kommenden fünf Jahren rund 200 Mio. Euro in die Entwicklung solcher Technologien investieren, die den Bürgern unmittelbaren Nutzen bringen sowie gesellschaftliche und soziale Probleme lösen.
– Zehn Living Labs für Österreich: Innovationen sind nur dann nachhaltig am Markt erfolgreich, wenn sie einen echten Bedarf abdecken. Um die Entwicklung möglichst realitätsnaher und nützlicher Produkte und Dienstleistungen voranzutreiben, wird die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Konsumenten forciert. Das gemeinsame Entwickeln und Testen durch Menschen in einer realitätsnahen Umgebung erhöht die Chance, dass das Ergebnis am Markt angenommen wird. Technologische Innovationen werden zu sozialen Innovationen, wenn sie das Leben von Menschen positiv verändern. Für die Errichtung der zehn „Living Labs“ sieht das bmvit 20 Mio. Euro vor. 

4. INDUSTRIEGIPFEL ALS PLATTFORM AUSBAUEN
Gemeinsam mit 22 Industrieunternehmen des Landes hat das BMVIT mehrere Initiativen zum Ausbau der angewandten Forschung gesetzt: So haben sich diese Unternehmen 2011 gemeinsam dazu bekannt, innerhalb von vier Jahren ihre Forschungsausgaben um 20 Prozent zu steigern – um schon nach nur zwei Jahren eine Steigerung um 24 Prozent zu erreichen. Das Beispiel zeigt: Durch Kooperation und gemeinsame Ziele kann der Forschungsstandort nachhaltig gestärkt werden. Die positive Wirkung des Industriegipfels ist eine Bestärkung, dieses Instrument stärker zu nutzen. Die Initiative soll weiter ausgebaut werden. Die heimischen „Frontrunner“-Unternehmen beschäftigen rund 135.000 Mitarbeiter, investieren 3,1 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung und bestreiten damit 80 Prozent der angewandten Forschung in Österreich. Beim Industriegipfel legen das bmvit und die Unternehmen gemeinsame Ziele für den Forschungsstandort fest, justieren die Forschungsförderung nach und bilden ein gemeinsames Netzwerk für Kooperation. 

5. FORSCHUNGSQUOTE STEIGERN
In den vergangenen fünf Jahren hat das bmvit die vorhandenen Mitteln wirksam eingesetzt, um sinnvolle Forschung zu betreiben, den Forschungsanteil in den Unternehmen zu steigern, heimische Marktführer zu stärken und zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen bzw. abzusichern.
Die vergangenen fünf Jahre haben aber auch gezeigt, dass in der angewandten Forschung substanzielle Mittel fehlen: So wurde etwa bei der ersten Ausschreibung von Förderungen für „Produktion der Zukunft“ der achtfache Geldbedarf sichtbar. Eine Reihe guter Projekte nicht realisiert werden. Zwar hat das bmvit die Mittel für diesen Bereich von „0 Mio. im Jahr 2011 auf 95 Mio. im Jahr 2012 fast verdoppelt. In anderen Technologiebereichen wird dennoch wegen Geldmangels viel Potenzial nicht genutzt, das der heimische Wirtschaft viel bringen kann.

Damit die vorgesehene F&E-Quote von 3,76 Prozent bis 2020 erreicht werden kann, werden im bmvit zusätzlich rund 340 Mio. Euro benötigt. Ein Teil dieses Bedarfs kann mit den Mitteln aus der Frequenzversteigerung gedeckt werden. Wenn aber eine F&E-Quote von 3,76 Prozent tatsächlich erreicht werden soll, sind jedenfalls zusätzliche Mittel aus dem Budget vorzusehen. „Ich will, dass kein gutes, chancenreiches Projekt von Unternehmen im Regen stehen gelassen wird, nur weil kurzfristig Budgetmittel fehlen. Das kann sich Österreich als Wirtschaftsstandort nicht leisten. Und es kommt letztlich volkswirtschaftlich teurer“, so Bures abschließend.


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