Lenovo ist auf Einkaufstour. Nachdem das chinesische Unternehmen IBM kürzlich seine Intel-Server-Sparte abgenommen hat, ist nun Motorola an der Reihe. Google verkauft seine Smartphone-Tochter für insgesamt rund 2,9 Mrd. Dollar an den PC-Weltmarktführer. Einige "Filetstücke" behält der Internetkonzern aber für sich. [...]
Das hat ja nicht allzu lange gedauert. Nach knapp zwei Jahren trennt sich Google wieder von Motorola Mobility und verkauft den Smartphone-Hersteller, der zwar mit innovativen Produkten aber nicht mit sensationellen Verkaufszahlen punkten konnte, an den chinesischen PC-Weltmarktführer Lenovo. Finanziell gesehen ist das auf den ersten Blick kein sehr gutes Geschäft für Google. 2011 hat der Internetkonzern noch satte 12,5 Mrd. Dollar dafür springen lassen, Lenovo bekommt Motorola jetzt zum Schnäppchenpreis von insgesamt 2,91 Mrd. Dollar – 660 Mio. Dollar in bar, 750 Mio. in eigenen Aktien und 1,5 Mrd. Dollar später. Selbst wenn man davon die 2,35 Mrd. Dollar abzieht, die Google mit dem Verkauf des Digital-TV-Empfangsgeräteherstellers Motorola Home an Arris 2012 erlöst hat abzieht, bleibt noch ein ordentliches Minus übrig.
Andererseits stand die Ehe zwischen Motorola und Google nie unter einem sonderlich guten Stern und wurde wohl hauptsächlich wegen der Mitgift – unzähligen wertvollen Mobiltelefonie- und Smartphone-Patenten – vollzogen. Denn die anderen Smartphone-Hersteller waren nicht gerade begeistert über Googles Einstieg in ihr Business, befürchteten Motorola könnte beim Zugang zu Googles Android-Betriebssystem bevorzugt werden. Google selbst ging es wohl hauptsächlich um die Patente, wie der Konzern auch schon im Zuge der Übernahme 2011 deutlich machte, die als nützliches Schutzschild in den Patentkriegen mit anderen Branchengrößen wie Samsung oder Apple dienen. Ein Großteil dieser Patente verbleibt auch im Besitz von Google (Lenovo bekommt nur 2.000 von insgesamt 17.000), ebenso wie die „Advanced Technology and Projects“-Gruppe, der „Motorola-Think-Tank“ der unter anderem an dem innovativen, modularen Smartphone-Projekt „Ara“ arbeitet. Wie es scheint behält Google also alles, was für das Unternehmen von Wert ist: Patente, Entwickler und Know-how.
Lenovo wiederum kann den Markennamen Motorola gerade gut gebrauchen (und wird die Marke auch weiterführen, wie Google-CEO Larry Page in einem Blog-Post erklärt): Laut den aktuellen Zahlen von Marktforschern wie IDC oder Strategy Analytics liegt das chinesische Unternehmen zwar am Smartphone-Markt mittlerweile an fünfter Stelle, das ist jedoch hauptsächlich dem Erfolg am Heimmarkt geschuldet. Außerhalb Chinas laufen die Geschäfte nicht ganz so gut. Unter dem Motorola-Banner könnte Lenovo seine Verkäufe in USA und dem Rest der Welt möglicherweise aufbessern. In Zeiten von wegbrechenden Umsätzen am klassischen PC-Markt auch für den PC-Weltmartführer keine schlechte Perspektive. Auch die Übernahme des x86-Server-Geschäfts von IBM war kein schlechter Schachzug von Lenovo. Das Unternehmen hat schließlich mit der Übernahme von IBMs PC-Sparte bereits unter Beweis gestellt, dass es ein gutes Händchen bei solchen Dingen hat. Vorerst müssen natürlich noch die Wettbewerbshüter in USA und China der Ehe ihren Segen geben. (rnf)
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