Cable Days 2012: Smart-TV und Netzneutralität

Zum mittlerweile sechsten Mal fanden in Salzburg am 22. und 23. November die Cable Days statt, der Branchentreff des Fachverbandes Telekom/Rundfunk der WKÖ. Die Macher der Konferenz für Kabel-TV und Breitband verzeichneten in diesem Jahr die bisher höchste Zahl an Besuchern. Die Keynote hielt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Außerdem wurde unter anderem eine Diskussion über Netzneutralität geführt. [...]

In seiner Rede betonte Wrabetz die Bedeutung von Smart- und Social-TV als Fernseh-Trend der Zukunft. Vor diesem Hintergrund kritisierte der ORF-Generaldirektor einmal mehr das (zwar derzeit ausgesetzte, aber noch nicht endgültig entschiedene) „Facebook-Verbot“, das dem Österreichischen Rundfunk bereits bestehende sowie neue Aktivitäten im sozialen Netzwerk Facebook untersagt. Und er bezeichnete Twitter als „größtes Sport-Netzwerk“ der Welt, wo Menschen sich mit anderen über Sportereignisse austauschen.

Wrabetz führte auch die Pläne des ORF in Sachen Smart TV aus: So will der ORF rechtzeitig zur alpinen Schi-WM, die im Februar 2013 in
Österreich in Schladming/Steiermark stattfindet, eine „Muster-Applikation“ geben, die zeigen soll, „was sich der ORF unter Smart-TV vorstellt.“ Das könnten etwa zusätzliche Bilder aus anderen Kameraperspektiven, wie sie im ORF-Fernsehen zu sehen sind, sein. Der Entwicklungs-Auftrag dafür sei, so Wrabetz, bereits ergangen. Der ORF dürfe nicht durch die Regulierung von diesen überlebensnotwendigen Entwicklungen ausgeschlossen werden, appellierte Wrabetz.

DISKUSSION ÜBER NETZNEUTRALITÄT
Der Transport von Inhalten zu den Verbrauchern, die Rolle der Netzbetreiber und die Netzneutralität waren Thema einer Diskussion am ersten Tag der Cable Days 2012. Derzeit werde das Thema Netzneutralität bei der EU in Brüssel von Content-Rechteinhabern in deren Sinne massiv lobbyiert, führte Thomas Hintze, CEO von UPC Austria, aus. Die Netzbetreiber würden dabei als reine technische Dienstleister/Access-Anbieter gesehen. Hintze legte jedoch Wert darauf, dass Kabelnetzbetreiber wie insbesondere UPC in erster Linie als Contentaggregator fungiere. Die Netzinfrastruktur sei dabei nur das Werkzeug. Kernaufgabe von Contentanbietern sei nicht Distribution; auf der anderen Seite produziere UPC keine Inhalte, sondern aggregiere diese, steckte Hintze die Betätigungsfelder ab.

Kai Mitterlechner, Geschäftsführer von Sky Österreich, sieht sich in einer Mittelposition zwischen Contentanbieter und Netzbetreiber. Er hob die spezielle Beziehung zu den Kunden durch ein Abonnement hervor und unterstrich die Notwendigkeit, die Investitionen seines Unternehmens in Programmeinkauf zu schützen.

Aus Sicht der Regulierungsbehörde beleuchtete Wolfgang Feiel, Leiter der Rechtsabteilung der RTR-GmbH, den Themenkomplex: „Rechtliche Grundlagen, Netzneutralität unter allen Umständen zu gewährleisten, sind nicht gegeben.“ Das dem Internet zu Grunde liegende Best-Effort-Prinzip hätte zu einer großen Vielfalt an Angeboten von Inhalten geführt. Wenn es jedoch in Zukunft Unterscheidungen nach Quality-of-Service-Klassen geben sollte, müsste Konsumenten ein Wahlrecht eingeräumt werden. Entscheidend dabei sei die Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die Kunden.

Armin Sumesgutner, Head of Network Planing bei A1 Telekom Austria, hielt fest, dass es im Festnetz keine Kapazitätsengpässe bei der Übertragung von Daten geben werde, weil in den Netzausbau investiert wird. Auch im Mobilfunkbereich erwartet er diesbezüglich keine Probleme, insbesondere, weil Content für die mobile Nutzung entsprechend aufbereitet wird.

Eva-Maria Sommer von der Mediengruppe RTL Deutschland forderte mehr Ehrlichkeit bei der Frage der Auslastungsgrenzen von Mobilfunknetzen durch intensive Datenanwendungen ein: Seit Jahren warnten Mobilfunkanbieter vor Netzüberlastungen durch die wachsende Verbreitung von Smartphones und daraus auch resultierenden rasant steigenden Datenmengen. Dennoch sei es aber bis heute zu keinen Problemen gekommen. Sie hielt auch fest, dass Rundfunkunternehmern eine verfassungsrechtlich untermauerte Sonderstellung, inklusive aber auch diversen Verpflichtungen zur Meinungsvielfalt, zukomme.

In Zusammenhang mit der mobilen Nutzung datenintensiver Dienste hielt Thomas Hintze weiters fest, dass es eine Renaissance von WiFi gäbe. Daten entstünden zu 80 Prozent in den eigenen vier Wänden, wo sie überwiegend über drahtlose WiFi-Netze transportiert würden. Bei WiFi handle es sich um Festnetz-Infrastruktur, wollte er hervorgehoben wissen.

Einigkeit bestand unter allen Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmern darin, dass Netzneutralität derzeit nicht regulierungsbedürftig sei. Es gebe funktionierende Kooperationsmodell zwischen Contentanbietern und Netzbetreibern. (pi)


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