Capgemini-Report: KI erfordert zusätzliche Fachkompetenzen

In der zehnten Ausgabe des World Quality Reports (WQR) orten 1.700 CIOs in 32 Ländern umfangreiche Qualifikationsdefizite bei KI-Fachleuten. Zudem erwartet, dass die Konvergenz von KI, maschinellem Lernen und Analytik sowie der gebündelte Einsatz im Bereich intelligenter Automatisierung zur stärksten disruptiven Kraft wird, um die Transformation in der Qualitätssicherung und Testing in den nächsten zwei bis drei Jahren weiter voranzutreiben. [...]

Der World Quality Report wird seit 2009 jährlich aufgelegt. Für die diesjährige Ausgabe wurden 1.700 CIOs und Senior Technology Professionals aus zehn Wirtschaftszweigen in 32 Ländern befragt.
Der World Quality Report wird seit 2009 jährlich aufgelegt. Für die diesjährige Ausgabe wurden 1.700 CIOs und Senior Technology Professionals aus zehn Wirtschaftszweigen in 32 Ländern befragt. (c) Capgemini

In der Gesamtbewertung der zehnten Ausgabe des von Capgemini und Sogeti, gemeinsam mit Micro Focus herausgegebenen World Quality Reports (WQR) war es die „Sicherstellung der Endkundenzufriedenheit” die mit der höchsten Priorität benotet wurde – mit einem durchschnittlichen Gesamtergebnis von 5,85 von insgesamt sieben Punkten. Dicht danach folgt das „Erkennen der Softwarefehler vor dem Go-Live” und die „Steigerung der Qualität von Software oder Produkt” mit jeweils 5,81 Punkten. 

Im deutschsprachigen Raum wird derzeit mehr Wert auf KI-basiertes Testen gelegt: Die CIOs betonen, dass Unternehmen bereits eine KI besitzen oder eine solche für externe Prozesse geplant haben – Deutschland liegt hier mit 53 Prozent deutlich über dem globalen Schnitt von 45 Prozent. Das Interesse an der Analytik für Tests wächst: Siebenunddreißig Prozent der deutschen Befragten geben an, dass sie prädiktive Analytik zur QS-Optimierung (QS=Qualitätssicherung) nutzen. Auch Open-Source-Werkzeuge werden in unserer Region immer beliebter, da sie leicht in DevOps und agile Umgebungen integriert werden können. 

Der Endkunde ist König 

Der Report zeigt, dass Unternehmen bereits Künstliche Intelligenz (KI) bei der Optimierung der Qualitätssicherung einsetzen. Bis zu 45 Prozent der Befragten an, dass sie intelligente Automatisierung anwenden. 57 Prozent experimentieren mit neuen Ansätzen beim Testen intelligenter Anwendungen, darunter unter anderem mit Elementen Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen. Darüber hinaus geben 59 Prozent der Unternehmen an, dass sie sich im kommenden Jahr voraussichtlich auf Prädiktive Analysen konzentrieren werden, während 54 Prozent an robotergesteuerter Prozessautomatisierung und 36 Prozent an Maschinellem Lernen interessiert sind. 

„Qualitätssicherung ist nicht länger eine Backoffice-Funktion“, so Rafael Botor, Leiter Sogeti in Deutschland. „Es ist eine unverzichtbare Angelegenheit, die sich direkt auf das Kundenerlebnis auswirkt und der diesjährige World Quality Report zeigt, dass IT-Profis sich dessen stärker bewusst sind, als je zuvor. IT-Teams werden sich schnell weiterqualifizieren und neue Technologien einführen müssen, um mit der KI-gesteuerten und automatisierten Transformationsumgebung Schritt halten zu können.“ 

Neue Rollen werden sichtbar: KI QS-Strategen, KI-Testexperten und Datenwissenschaftler 

Der WQR 2018 zeigt, dass der Zugang zu den erforderlichen Fachkompetenzen in der neuen Technologielandschaft zu einer Herausforderung geworden ist. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Befragten ist der Ansicht, dass vielen Fachleuten die notwendigen Kompetenzen fehlen, um ein angemessenes Verständnis von KI-Implikationen bei Geschäftsprozessen zu haben. 31 Prozent sind sogar der Meinung, dass das eigene datenwissenschaftliche Skillset nicht ausreicht (siehe Abbildung). 

Ausmaß, in dem KI die von QS- und Testprofis erwarteten Fähigkeiten verändert.
Ausmaß, in dem KI die von QS- und Testprofis erwarteten Fähigkeiten verändert. (c) Capgemini

Botor ergänzt: „Qualifikationsdefizite sind eine große Hürde, die Unternehmen überwinden müssen. Die Arbeit mit KI erfordert Fachleute mit einem breiten Spektrum an Kompetenzen, wie beispielsweise algorithmischem Wissen, mathematischer Optimierung und Business-Intelligence-Verständnis. Die IT-Abteilung von morgen wird weitaus mehr Datenwissenschaftler, KI-Testexperten und Strategen beschäftigen, als bisher.“ 

KI und Automatisierung auf dem Vormarsch: Umfangreiche QS-Tests mit neuem Ausmaß 

Dass der Fokus auf der Zufriedenheit der Endverbraucher liegt, zeigt gleichzeitig auch, wie wichtig andere Geschäftsprioritäten wie Reaktionsfähigkeit (Speed-to-Market), Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit sind, so das Fazit des WQR. Es werden die Ansätze vorangetrieben, die versuchen, große Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten in einem angemessenen Rahmen weiter zu verarbeiten. Gleichzeitig spiegelt es auch eine Veränderung bisheriger Denkstrukturen wider, als Weiterentwicklung früherer Ansätze im Bereich der Multi-Channel-Experience. 

Raffi Margaliot, Senior Vice President und General Manager, Application Delivery Management bei Micro Focus: „Kunden kommunizieren heute über verschiedenste Geräte und auf komplexen Technologieplattformen, ein nahtloses Benutzererlebnis wird so zum entscheidenden Aspekt auf der Customer Journey. Mit zunehmendem Austesten und Experimentieren in den Bereichen KI, Analytics und IoT müssen sich Unternehmen schnell auf die Weiterentwicklung spezieller Fähigkeiten ihrer Testteams konzentrieren, um mit der fortschrittlichen Technologielandschaft mithalten zu können.“ 

Was ist der World Quality Report 2018?

Die Studie mit 1.700 befragten CIOs und Senior Technology Professionals aus zehn Wirtschaftszweigen in 32 Ländern ist der einzige globale Bericht, der Anwendungsqualität und Testtrends analysiert. Er wurde seit 2009 jährlich aufgelegt. 

Die zehnte Ausgabe des Reports wurde erstmalig um computergestützte Telefoninterviews ergänzt und basiert auf quantitativen Interviews aus der ganzen Welt, gefolgt von qualitativen, intensiven Diskussionen. Die Befragten waren eingeteilt in sechs Gruppen: CIO, VP Applications, IT Director, QA/Testing Manager, CDO/CMO und CTO/Produktmanager. 


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