22.000 Artikel, 2.500 Unternehmen und 12.500 User wechselten innerhalb von 5 Monaten das System. [...]
Die COMPUTERWELT, eine Österreichische Fachzeitung für IT-Manager, zählt zu den ältesten IT-Medien in Österreich. Schon seit dem Jahr 1986 beliefert man IT-Profis mit News rund um den IT-Markt in Österreich, Security, Business-Software und neuerdings Themen wie Cloud, Industrie 4.0 und IoT. Auch die Webseite der COMPUTERWELT ist schon seit den späten Neunziger Jahren aktiv und bietet den rund 50.000 monatlichen Besuchern News, Whitepaper, Knowhow-Geschichten, Case-Studies und Spezial-Newsletter.
Fast genau so alt wie die Zeitung war mittlerweile aber auch das genutzte Content Management System. Beim letzten Relaunch im Jahr 2012 hatte der CW Fachverlag auf Typo3 umgestellt – ein professionelles Open Source System. Leider machte man gleich von Beginn an einen Kardinalfehler: Anstatt auf bestehende Funktionalitäten und Plugins zu setzen, ließ man zahlreiche Funktionen als proprietäre Plugins eigens programmieren. So war zB die gesamte IT-Firmendatenbank und Suche Top1001.at, sowie das Firmen-Extranet für den Upload von Terminen und Whitepapern ausschließlich eigen-programmiert.
Sorry, System Outdated
Dies stellte zwar zahlreiche interessante neue Werbemöglichkeiten für IT-Firmen bereit, führte aber im Lauf der Zeit dazu, dass das System nicht mehr updatefähig war. „Zahlreiche essentielle Funktionen hätten beim Upgrade auf neuere Typo3-Versionen komplett neu programmiert werden müssen“, verrät Roland Kissling, der verantwortliche Digital Manager der COMPUTERWELT. Obwohl man auf eine professionelle Hosting-Lösung von Anexia setzte, und auch die Tools des prämierten Österreichischen Web-Security Anbieters Nimbusec zur Überwachung einsetzte, war ein Fortbetrieb aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu verantworten.
Man entschied sich daher vor allem aus Kostengründen auf die Open Source Lösung WordPress umzustellen. „Die Neuprogrammierung von Typo3 mit der selben Funktionalität hätte den Budgetrahmen bei weitem gesprengt“, meint Verlagsleiterin Brigitte Weiss zu den Beweggründen. Eine Lösung auf Typo3 wäre vier Mal so teuer gekommen. Zudem wäre in Sachen WordPress schon internes Knowhow vorhanden gewesen, um die meisten nötigen Arbeiten selbst auszuführen. Ein weiterer Grund zugunsten von WordPress: Für dieses System stehen weltweit wesentlich mehr Programmierer zur Verfügung als für das hauptsächlich im Deutschen und Skandinavischen Raum verbreitete Typo3. „Das Ökosystem von WordPress ist mittlerweile wesentlich professioneller als noch vor fünf Jahren“, so Kissling. Man fände für nahezu 90 Prozent aller Anforderungen bereits professionelle Plugins. „Diese basieren in der Mehrheit auf einem Freemium Businessplan, wo man für Profi-Funktionalitäten einen kleinen jährlichen Betrag bezahlen muss. Dies finanziert die Weiterentwicklung und stellt sicher, dass das Plugin weitergeführt wird.“ Eigene Distributionen wie Jetpack oder wpmudev würden sich zudem um Kompatibilität Ihrer Plugins und Support kümmern.
Projekthilfe aus Indien
Das Projekt selbst wurde in fünf Monaten realisiert. Nach einer Analyse der benötigten Plugins und des Templates durch die Experten von Anexia wurde das Basis-System aufgesetzt, und Schritt für Schritt um Plugins und Bestandsdaten erweitert. Für nötige Adaptionen holte man sich Hilfe von Spezialisten aus Indien. Insgesamt importierte man 22.000 Artikel, 1.500 Whitepaper, 2.300 Termine, 2.500 Unternehmen, 3.500 Premiumuser und weitere 9.000 Newsletter-Abonnenten in das System. Die Kommunikation mit den Programmierern erfolgte dabei vollständig über Direct Messaging Tools. „Unser Entwickler Chat-Protokoll umfasst mittlerweile 154 A4 Seiten“, erklärt Kissling. Für das Projekt habe sich der Zeitunterschied als durchaus nützlich herausgestellt. „Wir haben abends Anforderungen durchgegeben, und frühmorgens waren die Ergebnisse oft schon da.“ Die Kosten blieben in absolut überschaubarem Rahmen. Da man 80 Prozent der erforderlichen Tätigkeiten Inhouse umsetzen konnte, blieben die externen Projektkosten im einstelligen Tausend Euro Bereich.
Das neue Design der COMPUTERWELT wurde zur besseren Orientierung der bestehenden User bewusst der alten Navigation angepasst und ist vollständig responsive. Das bedeutet, dass die Webseite immer optimal dargestellt wird, egal ob auf Desktop, Tablet oder Smartphone. Alle bestehenden Funktionalitäten konnten übernommen werden: Unter anderem die IT-Firmensuche, das Extranet-Portal mit Upload-Funktionen für Unternehmen, ein Membership-System für registrierte Benutzer, die Whitepaper-Datenbank und 10 Newsletter. Darüber hinaus wurde die Seite auf das moderne Secure Socket Layer Protokoll (SSL) umgestellt, und ein Redirecting eingerichtet: Die 30.000 schlagartig veralteten Links konnten somit sofort auf die neuen URLs weitergeleitet werden, um Traffic und SEO-Positionen nicht zu verlieren.
„Das Phantastische an WordPress ist, dass man ein nahezu unendliches Universum von Möglichkeiten betritt, die fast auf Knopfdruck verfügbar sind“, schwärmt Kissling. Darum konnte die COMPUTERWELT bereits zusätzliche Funktionen live stellen, wie zB ein Lexikon-Tool für die semantische Annotierung von Artikeln. „Damit kommunizieren wir an Suchmaschinen, worum es in unseren Artikeln geht und helfen so bei der Informations-Verarbeitung“, erklärt Kissling das System des Italienischen Anbieters Wordlift. Mehr und mehr Information werde heute außerhalb von Webseiten benötigt. „Mit der semantischen Annotierung kann man Informationen auch für das Internet der Dinge und digitale Assistenten wie Siri, Alexa oder Chatbots verfügbar machen“. Die Übersetzungsarbeit funktioniert durch Künstliche Intelligenz aus der Cloud.
60 Prozent mehr Zugriffe
Das ganze Relaunch Projekt wird zudem von Benutzer-Umfragen durch Userneeds begleitet. So können die Befragungs-Ergebnisse vor der Umstellung mit jenen einer zweiten User-Umfrage nach dem Relaunch verglichen werden. „Wir erhoffen uns dadurch Rückschlüsse auf Bereiche, die noch nicht 100 Prozent funktionieren“, so Kissling. Mit dem Ergebnis der Umstellung ist man beim CW Fachverlag mehr als zufrieden. Man habe die Zahl der Besucher im ersten Monat halten können, was bei Umstellungen dieser Größenordnung keinesfalls selbstverständlich ist. Was sich aber enorm verbessert habe, sei die Zahl der Seitenaufrufe pro User und die Absprungrate. „Die Leser bleiben jetzt wesentlich länger auf der Seite und lesen mehr. Dadurch sind die Gesamt-Zugriffe raketenhaft von 90.000 auf 150.000 im Monat gestiegen“, so Kissling.
Problem für die Server stelle dies vorerst keines dar. Zum einen ist ein eigenes Caching-Modul im Einsatz, zum anderen ein entsprechend dimensionierter virtueller Server im Netzwerk des Hosting-Anbieters Anexia. Der Österreichische Provider hat in den letzten Jahren enorm aufgerüstet und gerade einen eigenen europäischen Backbone live geschalten. Dieser verfügt über 1 Tbit/s Edge Capacity, mit Verbindungen zu Telia, NTT und Deutsche Telekom, sowie einem 100GE Peering-Port am DE-CIX, dem größten Internetaustauschknoten der Welt.
Sicherheitslücke WordPress?
Angesichts letzter Meldungen über Millionen von kompromittierten Webseiten auf WordPress-Basis ist man auch bei der COMPUTERWELT sehr vorsichtig geworden. Neben den standardmäßigen Sicherheits-Maßnahmen an Backend und Datenbank setzt man auch auf ein permanentes Security-Scanning am Server. „Die größte Gefahr bei WordPress stellen Plugins dar, die nicht mehr weiterentwickelt werden. Darum ist es unumgänglich, jedes Plugin laufend auf Sicherheitslücken zu checken und professionelle Lösungen einzusetzen“, so Kissling. Brute-Force Schutz, Logs, Audits und erhöhte Anforderungen an Passwörter für User runden den Sicherheits-Plan bei der COMPUTERWELT ab.
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