Kunststoffe nachverfolgen mit GreenToken von SAP

Mitsubishi Chemical Europe sorgt für mehr Transparenz in seiner Recyclingkunststoff-Lieferkette und setzt im Rahmen eines Pilotprojekts die Lösung GreenToken von SAP in seiner Lieferkette für Methylmethacrylat (MMA) ein. So wird der Nachweis erbracht, dass Produkte aus Kunststoff einen bestimmten Anteil an chemisch recycelten Materialien enthalten. [...]

Eine Kreislaufwirtschaft, mit der sich aus Kunststoffabfällen neue Rohstoffe gewinnen lassen, hat für Mitsubishi Chemical Europe höchste Priorität. (c) Roland Pippes-Piro4D / Pixabay
Eine Kreislaufwirtschaft, mit der sich aus Kunststoffabfällen neue Rohstoffe gewinnen lassen, hat für Mitsubishi Chemical Europe höchste Priorität. (c) Roland Pippes-Piro4D / Pixabay

Beschaffen, produzieren und entsorgen: Jahrzehntelang war dies das gängige Produktions- und Konsummodell. Produkte wurden genutzt und anschließend als Müll entsorgt. Die Abfallmenge wurde dabei jedes Jahr größer. Nur zwölf Prozent aller Kunststoffabfälle werden laut einer Studie von McKinsey bisher wiederverwendet oder recycelt. Ein Großteil hingegen wird in Verbrennungsanlagen, Deponien oder Müllhalden entsorgt. Das hat zur Folge, dass das Material nicht mehr als Ressource genutzt werden kann.

Da Regulierungsbehörden immer mehr Verbote aussprechen, Steuern auf Produkte aus Kunststoff erhoben werden und auch die Verbraucher zunehmend umweltfreundliche Alternativen bevorzugen, wächst der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden und ein Kreislaufmodell zu unterstützen. Der weltweite Ressourcenbedarf und die dadurch entstehenden Abfälle erfordern Maßnahmen, die in den nächsten zehn Jahren tiefgreifende Veränderungen für alle Branchen mitsichbringen werden. Laut einem Bericht der Ellen McArthur Foundation könnte durch die Umstellung auf das Kreislaufprinzip der Plastikmüll, der in unsere Meere gelangt, bis zum Jahr 2040 um 80 Prozent reduziert werden.

Aus Kunststoffabfällen Rohstoffe für neue Produkte gewinnen

Eine Kreislaufwirtschaft, mit der sich aus Kunststoffabfällen neue Rohstoffe gewinnen lassen, hat für Mitsubishi Chemical Europe höchste Priorität. Durch den Einsatz unterschiedlicher Recyclingtechnologien werden weniger Ressourcen benötigt, wodurch sich der ökologische Fußabdruck verringert. Das Unternehmen vertreibt hoch entwickelte Chemieprodukte wie Hochleistungskunststoffe, Polymerfolien und Halbleiterlösungen und ist der weltgrößte Hersteller von Methylmethacrylat (MMA).

„In den letzten Jahren ist die Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Produkten gestiegen“, berichtet Nicole Kambeck, Circular Economy Director bei Mitsubishi Chemical Europe. „Künftig wird es nicht mehr ausreichen, einfach nur ein Produkt anzubieten, das zur Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung beiträgt. Es ist außerdem mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette erforderlich, um die Einhaltung von Vorschriften zum Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz nachzuweisen“, erklärt Kambeck. Als Hersteller des Vertrauens für unsere Kunden sei man fest davon überzeugt, so die Umwelt-Managerin, dass man mit der Blockchain-Technologie diesen Anforderungen über den gesamten Lebenszyklus der Produkte hinweg gerecht werden könne.

Polymethylmethacrylat (PMMA), umgangssprachlich auch als Acrylglas oder Plexiglas bezeichnet, gehört zu den vielseitigsten Materialien der Welt. Es kommt in Schildern, Corona-Schutzscheiben, Beleuchtungen, Fahrzeugausstattung und vielen weiteren Bereichen zum Einsatz. Mitsubishi Chemical plant den Aufbau und Betrieb einer Recyclinganlage für Acryl, um durch sogenanntes molekulares Recycling gebrauchtes PMMA in seine ursprünglichen MMA-Bausteine zu zerlegen. Daraus sollen dann zu 100 Prozent zirkuläres MMA und zirkuläres PMMA erzeugt werden.

In der globalen Wirtschaft von heute bestehen Lieferketten in der Regel aus mehreren Akteuren, und Informationen zur Herkunft von Materialien lassen sich nur schwer nachverfolgen. Genau dies aber ist die Voraussetzung zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft über den gesamten Lebenszyklus der Produkte hinweg. Um den Nachweis zu erbringen, dass Produkte aus Kunststoff einen bestimmten Anteil an chemisch recycelten Materialien enthalten, setzt Mitsubishi Chemical Europe im Rahmen eines Pilotprojekts die Lösung GreenToken von SAP in seiner MMA-Lieferkette ein.

Undurchsichtige Lieferketten transparenter gestalten

GreenToken kombiniert Funktionen für die Berechnung der Massenbilanz mit der Tokenisierung und Blockchain, womit Mitsubishi Chemical Europe die Nachverfolgung der Rohstoffe von Mischkunststoffen entlang der weltweiten Lieferkette ermöglicht wird. „In der Regel stammen die Rohstoffe sowohl aus zirkulären als auch aus herkömmlichen, nicht zirkulären Quellen. Um diese undurchsichtigen Lieferketten transparenter zu gestalten, verwenden wir Token für die Herkunft einer kleinen, festen Menge des Rohstoffs: 100 Kilogramm eines Rohstoffs könnten in unserem System beispielsweise durch 100 Token abgebildet werden“, erklärt James Veale, Mitbegründer von GreenToken by SAP. „Zur Darstellung der verschiedenen Eigenschaften von Rohstoffen verwenden wir dabei Token in unterschiedlichen Farben, etwa grüne Token für zirkuläre Recyclingmaterialien und rote oder gar keine Token für herkömmliche Materialien“, führt er aus.

Die Datensätze dieser Token werden im zugrundeliegenden Blockchain-Ledger gespeichert. Wenn das Material die Lieferkette durchläuft, übermittelt das Cloud-System von GreenToken die Anzahl von Token, die der Masse des gekauften oder verkauften Materials entsprechen. Diese Token werden vom Wallet eines Akteurs in der Lieferkette in die eines anderen übertragen. Dadurch entsteht eine Rückverfolgungshistorie – eine unveränderbare Kontrollkette, die für vollständige Transparenz in der Lieferkette und vertrauenswürdige Daten sorgt. Das Verhältnis zwischen grünen und roten Token gibt Kunden unmittelbaren Aufschluss über den Anteil zirkulärer Stoffe in ihrem neuen Polymerprodukt.

„Um bei der Konzeption, Herstellung und Nutzung von Ressourcen neue Wege beschreiten zu können, benötigen wir detaillierte Daten von hoher Qualität“, erläutert Veale. Auf der Grundlage der von GreenToken bereitgestellten Informationen zu den nachhaltigen Eigenschaften von Rohstoffen, beispielsweise zum Prozentsatz der recycelten Bestandteile, könne Mitsubishi Chemical Europe fundierte Entscheidungen zur Umsetzung seiner Ziele im Hinblick auf die Förderung einer Kreislaufwirtschaft treffen, so Veale.

Zirkuläre Geschäftsmodelle der Zukunft

Mit Funktionen für die Berechnung, Zuordnung und Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Akteuren einer Lieferkette ergänzt die Lösung GreenToken den physischen Materialfluss nahtlos und ermöglicht es, diesen präzise abzubilden. Durch den Einsatz dieser Lösung in unterschiedlichen Wertschöpfungsketten lassen sich in den jeweiligen Branchen neue Geschäftsmodelle umsetzen, die eine wichtige Voraussetzung für die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft sind. Die Möglichkeiten, die sich durch die Tokenisierung von Nachhaltigkeitsmerkmalen ergeben, spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung zukünftiger zirkulärer Geschäftsmodelle.


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