Die spezifischen Stärken quelloffener Software machen sich auch im betrieblichen Umfeld bezahlt. Qualitätseinbußen brauchen Unternehmen dabei nicht per se zu fürchten. Das zeigt das Beispiel der Open-Source-Groupware-Lösung Tine 2.0 im Alltagseinsatz. [...]
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Open Source gleichbedeutend ist mit „umsonst“. Wird quelloffene Software im Unternehmen eingesetzt, kostet auch das in aller Regel Geld. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass sich dieses Geld im Vergleich zu proprietären Softwarelösungen gezielter und effektiver einsetzen lässt. Für Open Source müssen Anwenderunternehmen in aller Regel keine klassischen Lizenzen für die Nutzung einer Softwarekopie bezahlen – und können deshalb besser in professionelle Services wie Beratung, Implementierung, Integration, Optimierung, Wartung oder Support investieren. Unter dem Strich ermöglicht das eine passgenauere Lösung für die konkreten individuellen Anforderungen des Unternehmens.
Das ist aber nur einer von mehreren Aspekten, die für einen betrieblichen Einsatz von Open-Source-Software sprechen. Ein weiterer: Man ist nicht von einem bestimmten Hersteller und seinen Systemen abhängig. Das erleichtert zum einen die Integration von Open-Source-Lösungen in vorhandene Infrastrukturen. Zum anderen kann ein Anwenderunternehmen völlig frei wählen, mit welchem IT-Dienstleister es individuelle Erweiterungen oder Anpassungen vornehmen möchte. Da dieser nicht autorisierter Partner eines Herstellers sein muss, kann er damit beispielsweise einen IT-Partner direkt vor Ort beauftragen.
HINTERTÜREN ERSCHWERT
Eine weitere Stärke – die gerade in Zeiten von Snowden- und NSA-Affäre immer mehr Unternehmen über einen Umstieg auf Open-Source-Lösungen nachdenken lässt – ist die Sicherheit. Open Source bedeutet: Der Quellcode einer Software liegt komplett offen vor und kann damit von jedermann gelesen und geprüft werden. Geheime Hintertüren, durch die Daten ungewollt ausgelesen und versendet werden, sind damit deutlich erschwert.
Für ein Plus an Sicherheit sorgen außerdem die Prozesse der Open-Source-Community im Fall von Sicherheitslücken. Die Hersteller proprietärer Software folgen hier dem Prinzip „Security through Obscurity“ – also der Idee, die Sicherheit ihrer Systeme zu gewährleisten, indem sie ihre Funktionsweisen geheim hält. Wird eine Schwachstelle entdeckt, kommuniziert der Software-Anbieter deshalb nur, dass es eine solche gibt, dass das System verwundbar ist, und dass die Lücke mit entsprechenden Sicherheitsupdates und Patches geschlossen werden kann. Den Anwendern bleibt dabei nichts anderes übrig, als dem Hersteller blind zu vertrauen. Überprüfen können sie es nicht. Open-Source-Projekte verfolgen dagegen eine Philosophie der Transparenz. Wird ein Fehler entdeckt, dokumentieren sie in aller Öffentlichkeit, wie er sich ausnutzen lässt, und wie er behoben wurde. Und da der Quellcode komplett offen liegt, kann ihn jedermann durchlesen und die Angaben des Projekts selbst überprüfen.
„EXCHANGE HÄTTE NICHT GEPASST“
Ein Unternehmen, das von den spezifischen Vorteilen quelloffener Software profitiert, ist der Spezialist für Fahrradantriebstechnik Rohloff in Fuldatal bei Kassel. Er nutzt die Open-Source-Groupware „Tine 2.0“, eine Lösung die klassische E-Mail und Kalenderfunktionen mit bereichsspezifischen Anwendungen wie Customer Relationship Management, Zeiterfassung oder Personalmanagement verbindet. Bei Rohloff fungiert die Software als zentrales, einheitliches Kalendersystem, mit dem das Unternehmen vor allem die Ressourcen für seine zahlreichen Messebesuche zuverlässig planen kann. Als Rohloff ein System für diese Aufgabe suchte, fiel die Entscheidung ganz bewusst auf eine Open-Source-Lösung – unter anderem wegen der geringen Abhängigkeiten. „Im Gegensatz zu anderen Groupware-Lösungen reichen bei Tine 2.0 ein Webserver und MySQL. Eine Lösung wie Exchange hätte in unsere Systemlandschaft gar nicht ohne Weiteres hinein gepasst“, erläutert Mirco Rohloff, Gründer und Mitinhaber des Unternehmens.
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