PORR: Auf Wolken zum U-Bahn-Bau in der Wüste Katar

Beim Bau der "Greenline", eines U-Bahn-Abschnittes in Doha, setzt PORR auf IT-Services aus der Microsoft-Cloud. [...]

Der Bau der „Greenline“, eines U-Bahn-Abschnittes in Doha, ist für die PORR AG ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte, auf den man mehrere Jahre hingearbeitet hat. Wer den Zuschlag für die Planung und den Bau eines 16,6 Kilometer langen U-Bahn-Abschnitts inklusive sechs U-Bahnstationen erhält, wo in Peak-Zeiten bis zu sechs Tunnelbohrmaschinen gleichzeitig im Einsatz sein werden, der muss schon auf einige Erfahrung in diesem Metier verweisen können. Erfahrung, die die PORR AG über die letzten Jahrzehnte im Tunnelbau und speziell bei den U-Bahnen in Berlin, Budapest und Wien sammeln konnte.

Wobei gesagt werden muss, dass dieser Auftrag nicht nur technisch, sondern auch informationstechnologisch und kommunikativ eine große Herausforderung darstellt, wie Harald Kriesche, CIO der PORR AG, betont: „Für das Projekt in Doha wurde eine eigene Firma als Joint Venture hochgezogen, mit einem Partner aus Doha und einem Partner aus Saudi-Arabien. Das heißt zum einen, dass wir bei der technischen Ausstattung des Projekts sehr unterschiedliche Kulturen zusammenbringen müssen. Zum anderen hatten wir in diesem Projekt lange Vorlaufzeiten und mussten nach dem Vertragsabschluss das Projekt in kürzester Zeit ins Laufen bekommen – mit der Ausstattung sowohl in Bezug auf Infrastruktur als auch in Bezug auf die Datenräume, die wir dazu brauchen.“

Konkret hieß das für die PORR, dass nach dem Zuschlag für dieses Megaprojekt im Juni 2013 alles sehr schnell gehen und man von gerade einmal 15 Leuten vor Ort auf 600 Leute aufstocken musste. „Das schrie förmlich nach einem neuen Ansatz – auch in Bezug auf die IT-Bereitstellung“, erinnert sich Kriesche, „weil sich in so einem zugleich großen und dynamischen Projekt ganz neue Handlungsspielräume auftun, wenn wir über die Cloud bei Bedarf innerhalb einer halben Stunde einen Server bereitstellen oder einen Mitarbeiter auf Knopfdruck mit einem Office-Paket ausstatten können.“

Flexibilität bedeutet in diesem Projekt nicht nur, dass man schnell auf neue Anforderungen reagieren kann. Die Entscheidung wurde PORR auch dadurch erleichtert, dass Microsoft seinen Kunden bei der Cloud-Entscheidung kein starres bzw. endgültiges Entweder-Oder abverlangt, sondern, wie Christiane Noll von Microsoft Services betont, ihnen „mit dem hybriden Ansatz jederzeit auch während des Projekts die Wahlmöglichkeit gibt, welche Daten sie lokal lassen und was sie in die Cloud nehmen.“

Wenn die Rede auf das Thema Sicherheit fällt, kann Herr Kriesche ein Schmunzeln nicht verbergen, weil es in diesem Projekt zunächst einmal darum ging, unterschiedliche Sicherheitskulturen und -ansprüche aufeinander anzupassen: „Anfangs war es in arabischen Ländern schwierig, überhaupt die Erlaubnis für ein VPN zu kriegen, weil die dortige Regierung davon ausgeht, dass sie überall mitlesen kann. Vor diesem Hintergrund ist es neben der Abwägung im Bedarfsfall, wo wir die Daten hinlegen, auch wichtig, unter den Mitarbeitern ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen.“

DIE LÖSUNG
Um vor Ort möglichst flexibel und effizient arbeiten und die Mitarbeiterfluktuation in so einem Projekt möglichst effizient managen zu können entschied man sich nach einer Testphase für Office 365 und Windows Intune aus der Microsoft Cloud. Parallel dazu können mit Windows Azure Workloads bei Bedarf ausgelagert und Testsysteme auf Herz und Nieren in der Cloud getestet werden.

Harald Kriesche sieht darin „einen Aufbruch in ein neues Zeitalter“, den Martina Grom, CEO vom Microsoft Partner atwork, folgendermaßen kommentiert: „Die klassische Herangehensweise war die, dass man eine Baustelle eröffnet und dann die Hardware anschafft bzw. installiert, damit die für das Projekt ausgewählten Leute arbeiten können. In Katar fahren wir jetzt einen Service-orientierten Ansatz, bei dem Partner und Mitarbeiter je nach Bedarf in das Projekt ein- und aussteigen können. Das heißt, dass PORR zum einen die Infrastruktur nicht auf der Baustelle aufbauen muss und zum anderen in der Lage ist, diese Dynamik zentral und per Mausklick von Wien aus zu managen. Das setzt natürlich eine Lösung wie Office 365 voraus, die auch lizenztechnisch eine solche Dynamik unterstützt.“

Harald Kriesche: „Wir sind mit unserem Cloud-Konzept über Office 365 hinausgegangen und haben uns überlegt, wie wir Video-Kommunikation raus aus den Videokonferenzräumen und auf den Schreibtisch des Einzelnen bzw. direkt auf die Baustelle bekommen. Wenn ich dann vor Ort mit meinem Handy über Lync Dinge herzeigen kann, dann bringt das wirklich eine neue Qualität. Wir suchen also in unserer Mobility-Strategie ein Gerät wie das Windows Phone, das Zugang zu den Unternehmensdaten hat, höchst managebar und abzusichern und sowohl für den Vorstand als auch für den Polier auf der Baustelle geeignet ist.“

Die Standards dafür kommen aus der Microsoft Cloud. Was soviel heißt, dass es strukturell keinen Unterschied mehr gibt zwischen dem, was lokal auf einem Rechner läuft und dem, was in der Cloud läuft. Diese Ähnlichkeit schafft Freiheiten und erlaubt PORR, neue IT-Standards für die Baubranche zu setzen, wie Karl-Heinz Strauss, CEO PORR Group, programmatisch festhält: „Die Green-Line in Doha ist nicht nur für den Tunnelbau eine große Herausforderung, sondern verlangt auch eine besonders moderne IT. Die papierlose Baustelle aus der Cloud ist für uns ein wichtiger Schritt, Baustellen dieser Größenordnung reibungsfrei und ohne Schnittstellenbrüche abzuwickeln.“ (pi)

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