Die Schweizer Postfinance realisierte in Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Adesso Schweiz AG ein mobiles Bankingportal. Die Lösung arbeitet kanalübergreifend und bietet unter anderem eine neue Art von Direktüberweisung vom Smartphone. [...]
Auch wenn derzeit die Mehrheit ihre Bankgeschäfte am Bankschalter oder am heimischen PC erledigt, so ist der Trend zu mobilen Lösungen doch unverkennbar. Je mehr die mobilen Geräte zu einem Massenphänomen werden, je flächendeckender und leistungsfähiger die Datennetze werden, desto mehr verlagern die Nutzer ihre Online-Aktivitäten ins mobile Web.
Das Potential ist riesig: Mittlerweile gehen in der Schweiz, Österreich und Deutschland fast 20 Millionen Internetnutzer mit ihrem Mobiltelefon ins Netz. In der Schweiz ist schon jeder Zweite mit einem mobilen Endgerät online. Die mobile Nutzung beschränkt sich dabei nicht allein auf das beherrschende Thema Kommunikation – 50 Prozent der mobilen User besuchen und verwenden Social Networks –, sondern umfasst nach und nach immer mehr Bereiche des Alltags, sei es das mobile Shopping oder eben das Erledigen der Bankgeschäfte von unterwegs. Wenn also Banken mit mobilen Lösungen aktiv werden, so antizipieren sie nur die sich wandelnden Nutzungsgewohnheiten ihrer Kunden. Für Finanzdienstleister ist es daher früher oder später unvermeidlich, entsprechende Dienste anzubieten. Die Postfinance, die Finanzdienstleisterin der Schweizerischen Post, hat sich dabei für das Früher entschieden.
Im September 2010 stellte die Postfinance eine erste iPhone-App vor, die mit 140.000 Downloads rasch große Verbreitung fand. Seit Ende 2011 bieten die neuen E-Finance-Apps für iPhones und Android-Geräte zusätzliche Funktionen. Zeitgleich startete ein Angebot für mobile Browser als eine mobile Lösung für alle Endgeräte, die nicht mit den Betriebssystemen iOS und Android korrespondieren und für jene Nutzer, die keine Apps verwenden wollen. Damit ist ein mobiles Banking-Portal für alle mobilen Devices verfügbar.
Die Kunden haben damit die Möglichkeit, die meisten E-Finance-Funktionen, die sie aus dem Internet kennen, auch auf ihrem Handy zu nutzen. Die Postfinance kann durch die Adressierung von iPhone, Android und mobilem Browser ein sehr breites Spektrum von Devices abdecken und so ihrem Anspruch als Institut für einen weiten Kundenkreis nachkommen.
Eine wichtige Neuerung dieser Apps ist die Funktion „Scan + Pay“ und die Möglichkeit der Direktüberweisung von Geldbeträgen via Handy. Das Verfahren ist dabei ganz einfach: Nach dem Login öffnet der Nutzer Scan + Pay, scannt die Codierzeile des Einzahlungsscheins, bestätigt die Zahlungsdetails und der Zahlvorgang ist damit auch schon abgeschlossen. Der Bankkunde muss dabei nichts ausfüllen oder eintippen – damit passt die Funktion optimal zum mobilen Einsatz, wo die Möglichkeiten von Eingaben meist beschränkt sind. Dieses einfache Bezahlen mit dem Handy ist bisher in der Schweiz einzigartig. Damit möchte das Unternehmen den Kunden Gelegenheit geben, erst einmal Erfahrungen mit der neuartigen Funktion des M-Payments zu machen.
Mit Scan + Pay haben die Postfinance und der IT-Dienstleister Adesso Schweiz eine Lösung entwickelt, die größtmögliche technologische Flexibilität, die einfache Integration eines Multichannel-Frameworks in die bestehende IT-Infrastruktur sowie die Unabhängigkeit von den unter-schiedlichen mobilen Endgeräten der Postfinance-Kunden sicherstellt.
MULTICHANNEL-PLATTFORM
Bei der Realisierung dieser Anwendung wurde die Technologielösung „in|MOTION“ der Adesso mobile solutions GmbH verwendet. Diese Lösung konvertiert Inhalte beliebiger und auch unstrukturierter Quellen in ein beliebiges Ausgabeformat. Dabei ist das Zusammenführen von Informationen aus mehreren Quellen zu einer einheitlichen Ausgabe (Content-Aggregation) ebenso wie die Ausgabe eines Inhalts in verschiedene Ausgabekanäle (Multi-Channel Publishing) möglich.
In die IT-Architektur der Postfinance wurde das komponentenbasierte Transformations-Framework integriert und übernahm hier die Rolle des mobilen Proxys. Die bereits existierenden HTML-Seiten dienen als Content-Quelle. Dadurch wird die Administration aller Prozesse und Funktionalitäten stark vereinfacht. Über die im mobilen Proxy hinterlegten Device Templates wurde die klientenspezifische Transformation vorgenommen und die Inhalte werden im gewünschten Ausgabeformat ausgeliefert. Dadurch wird die Administration aller Prozesse und Funktionalitäten vereinfacht. Durch die Device-Detector-Komponente wird das anfragende Endgerät mit bis zu 500 verschiedenen Attributen wie Bildschirmauflösung, Script-Unterstützung oder Touchscreen identifiziert und der Inhalt automatisch entsprechend aufbereitet. Neue Endgeräte werden über den gleichen Modus angesprochen. Dadurch wird die Anwendung gerätetypunabhängig. Die Entkopplung von den Spezifikationen der Mobilgeräte soll dadurch ebenso wie eine einheitliche Darstellung sichergestellt werden.
Eine Browserweiche ermöglicht die automatische Umleitung aller mobilen Klienten bei Aufruf der herkömmlichen (Desktop-)Banking-URL auf die mobile Version. Wichtig war für die Postfinance insbesondere, dass sich sowohl zukünftige Erweiterungskosten als auch laufende Betriebskosten durch den Einsatz einer Multichannel-Plattform als Standardlösung niedrig halten lassen.
Die Entwicklung der Postfinance-Apps für die Plattformen iOS und Android erfolgt parallel zur Entwicklung der mobilen Browserversion. Daten und Prozesse des Mobile Banking werden für die Apps durch das in|MOTION Framework generiert. Änderungen, wie das Anbinden neuer Content-Quellen, das Hinzufügen neuer Funktionen oder das Ändern des Layouts können schnell und ohne großen Aufwand vorgenommen wer-den. Für die Betriebssysteme Apple iOS und Android werden in den Applikationen die Servicebereiche Vermögen, Zahlungen, Verwaltung und allgemeine Services angeboten.
Im gesamten Projekt wurden Teams der Postfinance aus der Applikations-Entwicklung, dem Betrieb und dem Produktmanagement sowie die Teams der Implementierungspartner in die Entwicklung der Lösung eingebunden. Damit fand auch ein Know-how-Transfer statt, der auf fachlichen und technologischen Schulungen aufbaute und sich im Weiteren auch über die gesamte praktische Realisierung erstreckte.
* Dr. Rainer Doh ist Redakteur bei PR-COM in München
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