Zukunft der urbanen Mobilität: Drahtlos vernetzte Seilbahnen

Zu den weltweit bekanntesten österreichischen Ingenieursleistungen zählen sicher der Tunnel- und der Seilbahnbau. Von letzterem profitiert das bolivianischen La Paz mit dem weltweit größten urbanen Seilbahnnetz, das zudem mit WLAN ausgestattet ist. [...]

Der österreichische Seilbahnbauer Doppelmayr/Garaventa hat im bolivianischen La Paz das weltweit größte urbane Seilbahnnetz gebaut inklusive WLAN-Technik vom deutschen Netzwerkhersteller Lancom. (c) Doppelmayr/Garaventa
Der österreichische Seilbahnbauer Doppelmayr/Garaventa hat im bolivianischen La Paz das weltweit größte urbane Seilbahnnetz gebaut inklusive WLAN-Technik vom deutschen Netzwerkhersteller Lancom. (c) Doppelmayr/Garaventa

„Mi Teleférico“ ist Spanisch und bedeutet auf Deutsch „Meine Seilbahn“. In La Paz ist das zudem die Bezeichnung für die Seilbahn, die seit 2014 die Städte La Paz und El Alto miteinander verbindet. Das Seilbahnnetz, bestehend aus insgesamt zehn Linien, bietet vor allem Einwohnern, die täglich pendeln, und Touristen eine schnelle Alternative zu den klassi­schen Fortbewegungsmitteln wie Bus und Auto. Das vom österreichischen Seilbahnbauer Doppelmayr/Garaventa errichtete Seilbahnnetz ist ein voller Erfolg: 1.396 Kabinen auf ins­gesamt zehn Seilbahnlinien mit einer Gesamtstrecke von über 30 Kilometern bewegen täglich mehr als 300.000 Menschen – an Spitzentagen sogar bis zu 600.000. Dabei werden auf bestimmten Abschnitten bis zu 666 Meter Höhenunterschied überwunden. 

Torsten Bäuerlen, Projektkoordinator bei Doppelmayr/Garaventa, lobt die perfekte Integration der Seilbahn in das Mobilitätskonzept der Stadt, wodurch es genau den Anfor­derungen der Stadtbewohner und den geografischen Gegebenheiten entspreche. „Essen­ziell für den Erfolg des Seilbahnnetzes ist der sichere und zuverlässige Betrieb“, beschreibt Bäuerlein die wichtigste Ingredienz für die Akzeptanz seitens der Bevölkerung. Und hier haben die Betreiber noch nachgelegt. So sind ist die Seilbahn mit einer WLAN-Lösung des Aachener Netzwerkherstellers LANCOM ausgestattet. Die Kommunikation über WLAN sei ganz klar ein weiterer Erfolgsfaktor für das Seilbahnnetz, ist Bäuerlein überzeugt und fügt hinzu: „Gleich­zeitig ebnet die drahtlose Technik den Weg für vielfältige zukünftige Innova­tionen.“

Drahtlos vernetzt über den Dächern der Stadt

Die Anforderungen an ein WLAN für urbane Seilbahnen wie in La Paz sind sehr hoch. Das weiß auch Manuel Urbanek, CEO der LOOP21 Mobile Net GmbH aus Wien, die seit vielen Jahren Technologiepartner von Doppelmayr/Garaventa in zahlreichen Seilbahnpro­jekten ist. „Über das Netzwerk laufen sicherheitsrelevante Anwendungen, zum Beispiel die Ein- und Gegen­sprechanlage, Sicherheitskameras und Lichtsteuerung“, so Urbanek. „Das WLAN muss robust, zuverlässig und leistungsstark sein, um die ständige Verfügbarkeit dieser Anwendungen zu gewährleisten.“ Bei der Hardware setzen Doppelmayr/Garaventa und der IT-Dienstleister wie erwähnt auf den deutschen Netzwerkspezialisten LANCOM Systems. 

WLAN in der Kabine 

Doch wie kommt das WLAN-Signal überhaupt in die Kabinen? An der Spitze jeder Seilbahnstütze ist jeweils ein Outdoor-WLAN-Access-Point mon­tiert. Diese spezielle Hardware arbeitet dank ihres IP66-Schutzgehäuses auch in Temperaturbereichen von -33 Grad Celsius bis +70 Grad Celsius zuverlässig. Die Access-Points (AP) sind mit Richtfunkantennen ausgestat­tet, die das WLAN-Signal gezielt auf den Streckenabschnitt der Kabine len­ken. Auf jeder Kabine ist ebenfalls ein AP installiert, der das Signal aufnimmt und an das Mobility Communications System (MCS) – ein von LOOP21 IT entworfenes zentrales Kommunikati­onssystem – in der Kabine weiterleitet. Über das MCS sind Ein- und Gegen­sprechanlagen, Sicherheitskameras sowie Lichtsteuerung und Notrufknopf angebunden. Auch der WLAN-Hotspot für die Gäste wird über das MCS bereit­gestellt. 

Keine Staus und verstopfte Straßen 

Für die Menschen in der Millionenmet­ropole La Paz gehört Mi Teleférico fix zu ihrem Alltags. „Die Seilbahnen sind ein wesentlicher Bestandteil eines multimodalen Ver­kehrsangebotes in der Stadt. Sie stehen gleichzeitig für hohe Mobilität und Zuverlässigkeit, sind ressourcenscho­nend und benötigen kaum Platz“, erklärt Bäuerlen. 

Der Ausblick, der sich den Fahrgästen bietet, ist oft spektaku­lär, vor allem wenn es mit den moder­nen Kabinen aus dem höhergelegenen El Alto talwärts in Richtung La Paz geht. Seit es Mi Teleférico gibt, sind Einwohner und Touristen von dem neuen Verkehrsmittel begeistert. Nicht zuletzt, weil die Seilbahnen weder Stau noch verstopfte Straßen kennen. Sie bringen die Fahrgäste schnell, plan­bar und zuverlässig ans Ziel. Gleichzei­tig ist das Drahtlosnetzwerk genauso flexibel skalierbar wie das Seilbahnnetz selbst. Neue Streckenabschnitte lassen sich schnell und ohne großen Aufwand mit WLAN versorgen und in das gesamte Netzwerk integrieren. 

Das urbane Seilbahnnetz in La Paz hat sich für Betreiber und Stadtbevölke­rung längst rentiert. Die Rechnung der Verantwortlichen ist aufgegangen: bewährte Beförderungstechnik nutzen und für ein hohes Maß an Sicherheit und Zuverlässigkeit auf ein hochmodernes WLAN und individuelle Kommu­nikationslösungen setzen.

Wien denkt über Seilbahnen nach

Wie interessant und aktuell Seilbahnnetze in modernen Städten sein können, zeigt die Tatsache, dass die neue rot-pinke Koalition in Wien eine Seilbahn von Ottakring nach Hütteldorf bis zum Jahr 2022 prüft. Selbst eine Seilbahn „entlang der Süd-Ost-Tangente“ wird diskutiert. 


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