CeBIT 2017: Digitalisierung braucht ein neues ERP

Mit der Digitalisierung und Industrie 4.0 stößt die alte ERP-Welt an ihre Grenzen. Wie moderne flexible ERP-Services den digitalen Wandel in den Unternehmen unterstützen können, zeigt die CeBIT in Halle 5. [...]

Enterprise-Ressource-Planning-Systeme (ERP) wachsen über sich hinaus. Im Zeitalter der Digitalisierung dehnt sich der Begriff Unternehmens-Ressource immer weiter aus. Verstand man früher darunter klassische Produktionsfaktoren wie Material, Kapital und Personal, geht es heute um viel mehr. Um Unternehmen im wachsenden Datenstrom sicher steuern zu können, gilt es, neben der eigenen Firmenorganisation auch Partner, Zulieferer, Kunden und das gesamte Ökosystem mit einzubinden. Im Zentrum der vernetzten Wertschöpfungskette steht dabei aber nach wie vor das ERP-System.

Doch auch die Herausforderungen wachsen. Im Zuge der Digitalisierung verändern sich die Prozesse in den Unternehmen, was entsprechend in den ERP-Systemen abgebildet werden muss. Dazu kommt ein wachsender Integrationsaufwand, da immer mehr Systeme anzubinden und zu integrieren sind. Außerdem müssen immer mehr Daten gesammelt, verarbeitet und analysiert werden. Das ERP-System entwickelt sich mehr und mehr zu einer Art zentralem Daten-Hub. Dessen wichtigsten Aufgaben sind, die Datenströme am Laufen zu halten und vor allem auch die richtigen Erkenntnisse daraus zu ziehen, um das Management bei seinen Entscheidungen bestmöglich zu unterstützen.

ERP-Monolithen sterben aus
Im Zuge der steigenden Anforderungen verändern sich die ERP-Systeme – die dreierlei Hinsicht: Das Zeitalter der starren Software-Monolithen geht zu Ende. Die Zukunft gehört flexiblen Softwaresystemen, die als Microservices – im Grunde die Einlösung der alten SOA-Versprechen – mehr Agilität und Flexibilität bieten. Moderne User Interfaces, die sich individuell oder rollenbasiert konfigurieren lassen, erlauben eine einfache und effiziente Bedienung der Software – und das über sämtliche Gerätekategorien hinweg vom Desktop bis zum Smartphone. Und zuletzt sollen die ERP-Systeme in Zukunft intelligenter werden. Gerade in den zurückliegenden Monaten haben verschiedene ERP-Hersteller angekündigt, in ihre kommenden Releases mehr Funktionen rund um Künstliche Intelligenz und Machine Learning integrieren zu wollen.

All diese Entwicklungen spiegeln sich auch im diesjährigen CeBIT-Programm wider. Beispielsweise zeigt die Sonderausstellung „Digitalisierung live“ in Halle 5 anhand eines konkreten Praxisbeispiels wie Entwicklung und Produktion in Zukunft aussehen könnten. e.GO ist ein Elektrofahrzeug-Spinoff aus der RWTH Aachen University, das seine Prozesse von Anfang an digitalisiert hat. Die Aachener Gründer rund um Professor Günther Schuh, CEO der e.GO Mobile AG, setzen auf eine unkonventionelle Produkt- und damit Produktionsarchitektur. Die Organisation des Startups folgt der Vorgabe eines digital nativen, agilen Unternehmens, das eng mit Partnern kooperiert. Geschäftsverantwortlichen und IT-Entscheider aus der Industrie, die selbst ihre Geschäftsmodelle, Produkte und Abläufe in Richtung Industrie 4.0 trimmen wollen, können sich hier Anregungen und Ideen holen.

Die große ERP-Bühne auf der CeBIT
Auch auf der Digital ERP Stage in Halle 5 dreht sich in der CeBIT-Woche alles um Digitalisierung, Industrie 4.0 und Smart Services. Hier präsentieren Softwarehersteller ihre Lösungen, erklären Analysten aktuelle Markttrends und Anwender berichten aus ihrer ERP-Praxis. Jeder Messetag steht unter einem anderen ERP-Motto:

  • Montag, 20.3.: Digital Transformation – Werte schaffen, Netze knüpfen
  • Dienstag, 21.3.: The „New Digital“ – Das Zauberwort heißt „Vernetzung“
  • Mittwoch, 22.3.: Digital Processes – So macht man das heute
  • Donnerstag, 23.3.: Digital Shadow – Goldrausch im Zeitalter der Daten
  • Freitag, 24.3.: Digital Innovation – Neue Technologien für neue Wege

Ein weiteres Highlight im ERP-Park ist die ERP-Challenge 2017. Die Aufgabe: Ein Kunde besucht mit seinem Smartphone einen Webshop, um dort ein e.Go KART, eine Mischung aus Elektroauto und Pedelec, zu bestellen. Während des Bestellvorgangs stellt er sich aus einer Reihe von Sonderausstattungen und Zusatzleistungen sein individuelles e.Go KART zusammen. Nach Eingang der Bestellung bei der e.Go mobile AG wird der Auftrag erfasst und bestätigt, was automatisch einen Kundenauftrag bei der Tochtergesellschaft e.GO mobile GmbH zur Herstellung auslöst. Das Fahrzeug wird in der Demonstrationsfabrik (Referenzfabrik Industrie 4.0) im Cluster Logistik auf dem RWTH Aachen Campus produziert. Vier ERP-Systeme stellen sich der Herausforderung: Am Dienstag Asseco Solutions und itelligence mit einer SAP-Lösung und am Donnerstag Canias ERP und Abas ERP.

*Martin Bayer ist stellv. Chefredakteur der Computerwoche. 


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