Schwirrende Drohnen, sprechende Roboter, virtuelle Welten und das Neueste aus der Welt der künstlichen Intelligenz – wenn die CeBIT 2017 hält, was die Messemacher versprechen, dann wird Hannover im März ein Science-Fiction-Spektakel. Vor allem soll aber ganz seriös über digitale Projekte und Strategien diskutiert werden. [...]
Die fliegende Vogelscheuche
Doch die Digitalisierung erobert auch die Lüfte. Auf einer 2400 Quadratmeter großen Sonderfläche werden auch in diesem Jahr wieder die Entwickler von Drohnen ihre jüngsten Errungenschaften päsentieren. Die Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) haben sich längst etabliert, beispielsweise in der Landwirtschaft. Drohnen fliegen Felder ab, erstellen topografische Karten der Bodenbeschaffenheit oder spüren Rehkitze auf, bevor der Mähdrescher naht. Sogar fliegende Vogelscheuchen gibt es: In einem österreichischen Weinanbaugebiet vertreibt eine Drohne Stare. Sie besitzt die Gestalt eines Falken, ahmt dessen Flugbewegungen nach – und stößt sogar die Schreie des Raubvogels aus.
Die TU Darmstadt zeigt auf der CeBIT ihren „Wingcopter 178“. Die Hybriddrohne ist eine Kombination aus Multicopter (UAV) und Flächenflugzeug (Fixed Wing). Dadurch kann die Drohne wie gewohnt vertikal starten und landen, gleichzeitig ermöglicht das Flügelkonzept längere Flugzeiten und größere Reichweiten. Die ETH Zürich zeigt in Halle 6 ihren Quadrocopter „Fotokite“. Das Fluggerät wird an einer Leine gehalten und gesteuert.
Ein großes Experimentierlabor soll der Themenkomplex Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality auf der CeBIT werden. In Halle 17 findet dazu am 22. und 23. März ein Creative Lab statt. Die Teilnehmer sollen einen Einblick in die internationale Szene bekommen. Neben Unternehmen und Universitäten gehört die Bühne Designern, Softwareentwicklern, Storytellern und anderen Kreativen. Im Creative Lab will man gemeinsam Themen erarbeiten und Teams bilden. Die besten Ideen sollen bis Sommer umgesetzt werden.
Aus Fehlern lernen
Wie in den Vorjahren will die CeBIT auch Startups eine Bühne bieten. Im Bereich SCALE11 präsentieren über 400 junge Unternehmen ihre Ideen, Konzepte und Lösungen vor potenziellen Kunden und Investoren. Wie die Kultur des Scheiterns funktioniert, erzählen Gründer im Rahmen der Fuckup Nights am 20. und 21. März. Junge Gründer können aus den Fehlern der anderen lernen.
Auch die gesellschaftliche Diskussion soll nicht zu kurz kommen. Am 21. März um 17.30 Uhr meldet sich Whistleblower Edward Snowden via Videoschalte aus seinem russischen Exil zu Wort, um über die Folgen der US-Wahl für die Privatsphäre im Internet zu sprechen. Wie Big-Data-Techniken Wahlen entscheiden können, darüber referiert am 23. März im Konferenzbereich der Sozialforscher Michal Kosinski. Der an der Graduate School of Business der Stanford University lehrende Wissenschaftler ist ein anerkannter Experte für Psychometrik. Er will ein mathematisches Verfahren entwickelt haben, mit dem sich anhand von Facebook-Likes und öffentlich zugänglichen Daten der Charakter eines Menschen bestimmen und sein Verhalten voraussagen lässt. „Solche Big-Data-Analysen erfordern keine aktive Beteiligung der Menschen. Sie sind auf große Populationen anwendbar, kostengünstig und könnten viele Bereiche revolutionieren“, wirbt Kosinski – und warnt: „In den falschen Händen stellen diese Methoden jedoch erhebliche Risiken für die Privatsphäre dar.“
CeBIT Executive Club
Vertreter des nationalen und internationalen Top-Managements aus Unternehmen aller Anwenderindustrien finden im CeBIT Executive Club einen wichtigen Anlaufpunkt für den Austausch mit Experten und Kollegen. Im Informations-Centrum (IC) im Zentrum des Messegeländes gibt es die Möglichkeit, das Gespräch zu anderen Entscheidern und Meinungsführern zu suchen. Den Auftakt bildet der CeBIT Executive Dialog am 19. März in Halle 8. Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik diskutieren auf der Sakura Stage am Stand A01 über Optionen und Perspektiven auf dem Weg in die digitale Zukunft. Ferner bietet die CeBIT Executive Lounge an allen Messetagen im IC von 9:00 bis 18:00 Uhr einen Rahmen für vertrauliche Gespräche mit Geschäftspartnern.
*Martin Bayer ist stellv. Chefredakteur der Computerwoche.
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