Der chinesische Kurznachrichtendienst Sina Weibo erfreut sich auf seinem Heimatmarkt immer größerer Beliebtheit. Im vergangenen Juni ist die Zahl der täglich aktiven Nutzer auf 54 Mio. geklettert. [...]
Daraus ergibt sich im zweiten Quartal ein Wachstum bei den Usern von insgesamt 8,3 Prozent gegenüber den drei Monaten zuvor. Die Werbeeinnahmen haben sich auf 22,5 Mio. Euro belaufen. Das ist im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Plus von über 200 Prozent. Der Marktwert der Plattform beträgt rund 4,5 Mrd. Euro.
Sina Weibo gilt gemeinhin als chinesische Antwort auf Twitter. Der US-Microblogging-Dienst ist in China – genauso wie Facebook – seit 2009 im Reich der Mitte blockiert. Die chinesischen Behörden haben mit der Abschaltung der beiden Social-Media-Plattformen auf Unruhen in der Uiguren-Provinz Xinjiang reagiert. Einen Monat später ging Sina Weibo online. Das Unternehmen unterliegt der staatlichen Kontrolle und wird von den Behörden genau überwacht. „In China ist nicht es gar nicht möglich, erfolgreich zu sein, ohne dass man mit den staatlichen Stellen zusammenarbeitet“, so Jörg Rudolph, Geschäftsführer des Ostasieninstituts Ludwigshafen, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass sich das auf lange Zeit ändert.Beobachter sehen bei Sina Weibo Parallelen zum Suchmaschinenriesen Baidu. Auch er muss sich den Exekutiv-Organen beugen, um bestehen zu können. Baidus größtem Konkurrenten Google wird unterdessen das Leben in China so schwer gemacht, dass er sich gezwungen sieht, Suchanfragen von China aus nach Hongkong weiterzuleiten, um der Zensur zu entgehen. Rudolph erklärt, dass Chinesen sich im Internet sehrwohl über politische Themen ungestört unterhalten können, doch wenn es um das Organisieren oder Versammeln geht, greifen die Behörden der Internetzensur sofort zu.
Doch obwohl Twitter in China abgeschaltet ist, befindet sich auch Weibo in einem kompetitiven Umfeld. Härtester Rivale ist WeChat, der ebenfalls aus China stammt. Weibo hat unlängst WeChat dafür verantwortlich gemacht, dass die durchschnittliche Verweildauer in letzter Zeit geringer war als in der Vergangenheit. Mit der in China zunehmenden Marktpenetration von Smartphones nimmt gleichzeitig aber die Verweildauer im mobilen Bereich zu. Registriert sind insgesamt rund 503 Mio. User.
Dass sich der Microblogging-Dienst im Aufschwung befindet, hat auch das Interesse des chinesischen E-Commerce-Konzerns Alibaba gezeigt. Dieser hat sich kürzlich einen 18-prozentigen Anteil an Weibo gesichert und sich das umgerechnet 441 Mio. Euro kosten lassen. (pte)
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