Laut aktuellen Gartner-Analysen sind die drei größten Trends, die den Automobilsektor beeinflussen, Konnektivität, Elektrifizierung und Autonomie. [...]
Es fällt schwer, den wichtigsten Trend zu bestimmen, aber eines ist sicher: Jeder baut auf dem anderen auf. Die zunehmende Konnektivität in Fahrzeugen führt dazu, dass Fahrzeuge mit neuen Funktionen ausgestattet werden können, um daraus Umsätze und Gewinne zu erzielen. Dieser Trend ist die zentrale Geschäftsthese vieler Automobilhersteller, die angekündigt haben, ihr Geschäftsmodell auf eine stärkere Dienstleistungsorientierung umzustellen.
Darüber hinaus haben Tech-Giganten wie Google, Amazon, Baidu und Alibaba damit begonnen, mehr Software und Betriebssysteme für die Fahrzeuge zu produzieren und damit in den am schnellsten wachsenden Bereich der vernetzten Geräte zu expandieren.
Lidar war die bahnbrechende Technologie, die es autonomen Fahrzeugen ermöglichte, die Forschungs- und Entwicklungsphase hinter sich zu lassen, aber sie war lange Zeit anfällig und teuer. Aber das ändert sich jetzt, und damit rückt auch die Autonomie näher an die Realität heran.
Und zuletzt ist die Elektrifizierung ein weltweiter Trend. Dabei ist in China der Wandel am größten und der Markt am weitesten entwickelt. China wird die Geschichte der Elektroautos für das nächste Jahrzehnt dominieren.
Softwaredefinierte Fahrzeugflotten
Bis 2024 werden mindestens zwei der zehn weltweit führenden Automobilhersteller monatliche OTA-Code-Updates für ihre softwaredefinierte Fahrzeugflotte bereitstellen. Dieser Trend ist zum Teil auf den Wettbewerbsdruck zurückzuführen, aber auch auf die veränderten Wünsche der Verbraucher, die durch den Besitz von Smartphones ausgelöst werden.
Die Verbraucher erwarten nun, dass die Funktionalität der Geräte nicht gleichbleibt, sondern sich mit der Zeit verbessert. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Automobilhersteller in die softwaredefinierte Fahrzeugarchitektur investieren, die Softwareentwicklung stärker in die eigene Hand nehmen und agiler werden.
Gartner geht davon aus, dass bis 2029 die jährliche Produktion von softwaredefinierten Fahrzeugen 90 Prozent der Gesamtproduktion übersteigen wird, gegenüber 3,4 Prozent im Jahr 2021.
Empfehlungen: Automobil-CIOs müssen
- den Gedanken des Lebenszyklusmanagements für Software und Firmware im Fahrzeug nutzen, indem sie sich von der Wasserfall-Mentalität bei der Softwareentwicklung lösen und stattdessen einen CI/CD-Ansatz für die Code-Entwicklung verfolgen.
- Initiativen auf Vorstandsebene, wie z. B. Cybersicherheit, als Instrument nutzen, um die Kluft zwischen Technik und IT zu überbrücken und einen gemeinsamen und kooperativen Arbeitsstil zu fördern.
- einen digitalen Zwilling des Fahrzeugs aufbauen, um eine Simulation der Softwareleistung des gesamten Fahrzeugs zu ermöglichen. So können Automobil-CIOs die potenziellen Wechselwirkungen zwischen Funktionen verstehen, um schnell die Gewissheit zu erlangen, dass sich Software-Updates wie erwartet verhalten werden.
China gewinnt mehr und mehr Marktanteile
Bis 2026 werden mehr als 50 Prozent der weltweit verkauften E-Fahrzeuge chinesische Markenfahrzeuge sein. Chinesische Unternehmen, die Elektroautos verkaufen, wachsen viel schneller als nicht-chinesische Marken und haben bereits eine dominante Position auf ihrem Heimatmarkt. China wird auch in den nächsten Jahren der wichtigste globale Markt für Elektroautos sein.
Der Zugang zu wichtigen Materialien, die für die Produktion von Elektroautos benötigt werden, ist für chinesische Unternehmen besser als für ausländische Autohersteller in China, was ein stetigeres Wachstum gewährleistet.
Empfehlungen: Automobil-CIOs müssen
- Software für die Planung und Transparenz der Lieferkette integrieren, um bessere Geschäftsentscheidungen darüber zu treffen, woher die wichtigsten Materialien bezogen werden, und um die Ausfallsicherheit für wichtige Materialien zu gewährleisten.
- untersuchen ob Fahrzeuge chinesischer Marken, die in Flotten eingesetzt werden, eine besondere Sicherheits- oder Datenerfassungsfunktion außerhalb des chinesischen Festlands benötigen.
Monetarisierung vernetzter Fahrzeuge
Bis 2027 wird der durchschnittliche jährliche digitale Umsatz pro vernetztes Auto von heute 40 Dollar auf über 400 Dollar steigen. Das Wachstum der OEMs, die ihre Bemühungen um vernetzte Fahrzeuge erfolgreich monetarisieren, wird den Gesamtbetrag der Einnahmen pro Fahrzeug erhöhen.
EV-Anbieter – wie Tesla, Lucid, Rivian, Nio, Xpeng und Zero – haben ihre Programme für vernetzte Fahrzeuge erfolgreicher umgesetzt. So hat Tesla bereits heute 1.177 US-Dollar pro Fahrzeug und Jahr aus dem Verkauf von OTA-Updates erwirtschaftet, während die meisten vernetzten Fahrzeuge im Durchschnitt nur etwa 40 US-Dollar einbringen.
Eine wachsende Zahl von Automobilherstellern setzt OTA-Update-Funktionen in ihren Fahrzeugen ein. Die Einführung von Fahrzeugen der neuen Generation, die mit einer zentralisierten, hochleistungsfähigen Computerarchitektur ausgestattet sind, wird die Anzahl der Fahrzeugsysteme, die über OTA verbessert werden können, erhöhen.
So hat beispielsweise BMW bereits damit begonnen, monatliche Abonnements für Sitzheizung, fortschrittliche Fahrassistenzsysteme und andere zu verkaufen. BMW ist mit Sicherheit kein Einzelfall, denn auch andere Automobilhersteller haben einen ähnlichen Ansatz gewählt oder beabsichtigen, dies zu tun.
Diese Faktoren werden zu einer Verzehnfachung des Umsatzes mit vernetzten Fahrzeugen innerhalb der nächsten fünf Jahre führen.
Empfehlungen: Automobil-CIOs müssen
- die Einführung fortschrittlicher digitaler Fahrzeugarchitekturen beschleunigen und die Datenstrategie des Unternehmens überarbeiten. Dadurch erreichen sie eine bessere Agilität in Bezug auf die Monetarisierung von Daten.
- eine gute Strategie erstellen und ein Go-to-Market für die OTA-Monetarisierung.
- eine vollständige Wertschöpfungskette nicht nur für die Produktion digitaler Dienste/Features, sondern auch für deren Vermarktung schaffen. Damit wird sichergestellt, dass der kommerzielle Erfolg nicht von Händlern oder nationalen Vertriebsgesellschaften abhängt.
Tech-Giganten auf dem Vormarsch
Bis zum Jahr 2025 werden Tech-Giganten einen Teil des Betriebssystems von 95 Prozent der Neuwagen auf der Straße besitzen. Sie beginnen etablierte Tier-1-Zulieferer in ihrer Rolle als Anbieter von Fahrzeugsoftware zu verdrängen.
Dies wird durch die Notwendigkeit begünstigt, vernetzte Fahrzeuge in ein digitales Ökosystem zu integrieren. Dies wiederum treibt den Bedarf an fortschrittlicheren Infotainment-Systemen voran, die mehr Informationen zwischen Auto und Fahrer austauschen können. Diese Anforderungen kommen den Fähigkeiten der Tech-Giganten entgegen, insbesondere im Hinblick auf ihre Kontrolle über die Ökosysteme.
Alphabets kostenloses Android-Betriebssystem und die verfeinerte und leistungsfähigere Google Automotive Services-Plattform verbreiten sich in den Infotainment-Systemen von Autoherstellern wie BMW, PSA, Ford, Renault-Nissan-Mitsubishi, GM, Honda, Geely Group und Stellantis. Auch Apple hat kürzlich sein überarbeitetes CarPlay 10 vorgestellt.
Unternehmen wie AWS und Google spielen eine starke Rolle bei persönlichen Sprachassistenten. Darüber hinaus sind mehrere Tech-Giganten bereits direkt an der Entwicklung, Herstellung und dem Verkauf von Autos beteiligt. Foxconn, 12 Huawei, 13 Alibaba 14 und Sony 15 sind einige Beispiele für diesen Trend.
Empfehlungen: Automobil-CIOs müssen
- ihre digitalen Partner für den größten Erfolg im Automobilsektor auswählen. Ein OEM oder ein Zulieferer kann allein nicht erfolgreich sein. Daher muss jeder von ihnen Partnerschaften mit zumindest einigen digitalen Giganten eingehen.
- das Verständnis des Teams für die Software verbessern, die in den Autos zum Einsatz kommt. Das bedeutet nicht, dass das Unternehmen die gesamte Software entwickeln muss. Es muss jedoch ein tiefgreifendes Verständnis dieser Software haben, um in der Lage zu sein, die besten Entscheidungen zu treffen.
- um jeden Preis traditionelles Denken vermeiden. In der neuen Automobilwelt geht es nicht mehr darum, dass OEMs Dinge selbst erledigen oder sich auf ihre üblichen Tier-1-Partner verlassen. Unternehmen müssen sich durch ein umfassendes Partnerschaftsmodell auszeichnen, das nicht von ihnen kontrolliert wird, sondern durch die Erzielung eines gegenseitigen Nutzens aufrechterhalten wird.
Fazit
CIOs in der Automobilbranche müssen sich auf Veränderungen einstellen, da chinesische Autohersteller und große Technologieunternehmen an Boden gewinnen. Die Bemühungen, vernetzte Autos zu monetarisieren, werden sich für die Autohersteller auszahlen.
Lidar, ein wichtiger Sensor für autonomes Fahren, wird deutlich billiger werden. CIOs sollten sich auf die bevorstehenden Herausforderungen gut vorbereiten und zeitnah handeln.
*Pedro Pacheco befasst sich mit der Automobilindustrie mit Schwerpunkt auf C.A.S.E. (Connected Car, Autonomous Drive, Services und Electric Drive) und damit verbundenen angrenzenden Bereichen wie Fertigung, Einzelhandel, IoT, SaaS, Laden von Elektrofahrzeugen, erneuerbare Energien und Energiespeicherung.
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