Cisco baut das Cloud-Management aus

Auf der Cisco Live hat der Anbieter mehr Möglichkeiten angekündigt, wie Anwender ihre Netzwerke mit Hilfe einer zentralen Management-Konsole in der Cloud verwalten und steuern können. [...]

Die Cisco Live 2022 begrüßte nach zwei Jahren Corona-Pause wieder tausende von Besuchern vor Ort. Foto: Cisco

Nach zweijähriger Corona-Pause begrüßte Cisco wieder Besucher vor Ort auf seiner als Hybrid-Veranstaltung angelegten Kundenkonferenz „Cisco Live 2022“. Rund 15.000 Besucherinnen und Besucher fanden Mitte Juni den Weg nach Las Vegas und informierten sich über die neuesten Produktankündigungen des Netzwerk-Spezialisten. „Durch die Herausforderungen und Unvorhersehbarkeiten der letzten Jahre haben wir die wahre Macht der Technologie erkannt“, sagte CEO Chuck Robbins zum Auftakt. Die digitale Transformation bleibe die Schlüsselaufgabe für jedes Unternehmens, um durch eine zunehmend komplexer werdende Welt navigieren zu können.

Um seinen Kunden diese Aufgabe zu erleichtern, setzt Cisco verstärkt auf Cloud-Lösungen, speziell für das Verwalten und Steuern seiner Geräte. Beispielsweise soll der Service Cloud Management for Cisco Catalyst Kunden erlauben, die Verwaltung und Fehlerbehebung von Catalyst 9000 Switching- und Wireless-Geräten über das Cloud-basierte Meraki-Dashboard abzuwickeln. Das erhöhe die Transparenz und Flexibilität für Kunden, hieß es. Anwender mit weit verzweigten Campus- und Zweigstellennetzen könnten so ihren IT-Betrieb vereinfachen.

Cisco-CEO Chuck Robbins betonte auf der Cisco Live 2022 in Las Vegas, dass die digitale Transformation eine Schlüsselaufgabe für die Unternehmen bleibe.
Foto: Cisco

In Zukunft will Cisco weitere kabelgebundene und drahtlose Catalyst-Geräte in sein Cloud-Management integrieren, erläuterte Chris Stori, Senior Vice President und General Manager der Networking Experiences Group von Cisco. „Die wichtigste Botschaft lautet Einfachheit – wir bieten ein einheitliches und einfaches Management-Erlebnis – insbesondere für Campus- und Zugangsnetzwerke“, so Stori.

Mehr Flexibiliät bei der Management-Plattform

Cisco-Kunden, die ihren Catalyst vor Ort verwalten möchten, haben zwei Möglichkeiten. Sie können weiterhin DNA Center verwenden, das zentrale Managementpaket des Anbieters, oder aber die neue DNA Center Virtual Appliance, die sich als VMware-ESXi-Instanz im eigenen Rechenzentrum oder als virtuelle Maschine in Public-Cloud-Plattformen wie AWS betreiben lässt. Die virtuelle Appliance in der Cloud kann laut Stori bis zu 5.000 Geräte verwalten.

„Die IT-Abteilung hat die Wahl zwischen dem Meraki-Dashboard und dem Cisco DNA Center, das umfangreiche Überwachungs- und Verwaltungsfunktionen bietet und es Anwendern überlässt, ob die Dienste vor Ort oder in der Cloud ausgeführt werden – je nach betrieblichen Anforderungen, geografischen Gegebenheiten und regionalen Datenvorschriften“, erläuterte Stori.

So könnten beispielsweise Finanzunternehmen, die spezielle Schutzmechanismen für ihr Netz benötigten, eine DNA Center-Appliance vor Ort betreiben, so der Cisco-Manager. Verteilte Organisationen, die einen Hochgeschwindigkeits-Wi-Fi-Zugang beispielsweise in Einzelhandelsgeschäften, Zweigstellen oder Notfalleinrichtungen unterstützen müssen, könnten die neuen Catalyst Wi-Fi 6E Access Points einsetzen, die ebenfalls auf der Cisco Live vorgestellt wurden. Sie ließen sich über das Meraki-Dashboard verwalten, um so den Remote-Betrieb zu vereinfachen.

Meraki übernimmt mehr Cisco-Geräte

Cisco hatte das 2006 gegründete Startup Meraki Ende 2012 für 1,2 Milliarden Dollar übernommen. Der Spezialist für das Cloud-basierte Mobile-Device- und Netz-Management hatte sich mit seinen Lösungen auf kleinere und mittelgroße Anwenderunternehmen konzentriert. Für Cisco bildete der Zukauf den Kern seiner Cloud-Management-Konsole. In den Folgejahren begann der Netzwerkriese, Meraki zur Steuerzentrale für komplette Enterprise-Netze auszubauen.

Anwender können nun neue Geräte flexibel in unterschiedliche Management-Konsolen einbinden können. Die drei neuen Cisco Catalyst 916x Series WiFi 6E APs seien in der Lage, entweder als Meraki- oder klassisch als Cisco Catalyst Gerät zu booten, hieß es. Die Devices erscheinen demzufolge im Netzwerk entweder als Meraki- oder als Cisco DNA-Center-Gerät, mit allen damit verbundenen Überwachungs- und Verwaltungsfunktionen, die zur jeweiligen Plattform gehören.

Cisco hat bereits einige seiner High-End-Angebote auf Meraki umgestellt. Die Technologie steht im Ruf, einfach bedienbar und verwaltbar zu sein. Die Werkzeuge richten sich an Kunden mit kleinen IT-Mannschaften beziehungsweise an Infrastrukturen, die Cisco als „schlanke IT-Umgebungen“ bezeichnet. Darüber hinaus haben viele Cisco-Kunden bereits eine Mischung aus Cisco- und Meraki-Geräten im Einsatz.

Ein weiterer aktueller Beleg für diese Strategie ist, dass die Meraki-SD-WAN-Technologie den Kern des neuen schlüsselfertigen SASE-Abonnementdienstes von Cisco namens Cisco+ Secure Connect Now bildet. Dieses Paket umfasst integrierte Zweigstellenkonnektivität, Sicherheit, Management, Orchestrierung und Automatisierungsunterstützung. Alle Funktionen sollen Anwender über ein zentrales Dashboard verwalten können.

Die Ankündigungen auf der Cisco Live zeigten, wie die Catalyst-Infrastruktur enger mit der Cloud-basierten Meraki-Plattform zusammenwachse, sagt Brandon Butler, IDC Research Manager für den Bereich Enterprise Networks. Das Cloud-basierte Management von Meraki habe bereits dazu beigetragen, in der Cloud verwaltete Unternehmensnetzwerke auf den Weg zu bringen, insbesondere für WLAN- und SD-WAN-Infrastrukturen in Campus- und Zweigstellennetzwerken. IDC zufolge würde derzeit etwa 36 Prozent des Unternehmens-WLAN-Marktes von Cloud-basierten Plattformen verwaltet. „Diese Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen“, so Butler.

Cloud-basiertes Management reduziere den Bedarf an lokalen Verwaltungssystemen und der dafür erforderlichen Infrastruktur, erläuterte Butler. Entsprechende Plattformen würden außerdem mehr Skalierbarkeit bieten. Eine stärkere Integration zwischen Catalyst und Meraki werde besonders für Cisco-Kunden nützlich sein, die bereits beide Plattformen nutzten, so der IDC-Analyst. „Das Cloud-basierte Management von Unternehmensnetzwerken hat sich als besonders nützlich für Betriebe mit stark verteilten Organisationsstrukturen erwiesen.“

Nexus-Devices lassen sich über die Cloud steuern

Cisco hat darüber hinaus einen weiteren Managementservice vorgestellt, mit dessen Hilfe Kunden ihre Nexus-Core-Switches in der Cloud verwalten können. Cisco Nexus Cloud basiert auf dem Infrastrukturmanagement- und Überwachungspaket Intersight und soll als Service für die Verwaltung von Netzwerkressourcen in der Public- und Private Cloud sowie in Edge-Computing-Umgebungen bereitgestellt werden. Eine Funktion in der Nexus Cloud soll Kunden Echtzeit-Transparenz für den Energieverbrauch von Rechenzentren bieten. Das soll helfen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, so Cisco.

Nexus Cloud wird eine Option für Unternehmen sein, die Cloud-Ressourcen effektiver verwalten wollen, sagte Brad Casemore, Research Vice President für Data Center und Multi-Cloud Networks bei IDC. Derzeit biete das Cisco Nexus Dashboard eine Reihe von Bereitstellungsoptionen, von On-premises auf der Cisco Nexus Dashboard Plattform bis hin zu virtualisierten On-premises-Umgebungen. Es adressiere auch hybride Szenarien und könne in einer Cloud der Wahl des Kunden installiert werden, so der Analyst.

„Bei all diesen Bereitstellungsoptionen besteht die Gemeinsamkeit darin, dass die Managementebene des Cisco Nexus Dashboard für den lokal gehosteten und verwalteten Kundenbetrieb konzipiert wurde“, sagte Casemore. „Es wurde nicht als in der Cloud bereitgestellter und gemanagter Service angeboten. Genau hier kommt Cisco Nexus Cloud ins Spiel.“

Besseres Monitoring in der Anwendungsentwicklung

Mit einem neuen AppDynamics-Cloud-Service und Open-Source-Entwicklungstool will Cisco außerdem seinen Kunden helfen, die Leistung und Entwicklung von Kernanwendungen besser zu kontrollieren. Anwendungen ließen sich besser monitoren , auch könnten schneller Maßnahmen zur Behebung von Leistungsproblemen ergriffen werden, verspricht der Anbieter. Der Service basiert auf OpenTelemetry und protokolliert Ereignisse aus der gesamten Unternehmensinfrastruktur – einschließlich Netzwerk, Datenbanken, Speicher, Container, Sicherheit und Cloud-Dienste. So soll sich der aktuelle Zustand des gesamten IT-Stacks erfassen lassen.

Das System nutzt KI und maschinelles Lernen, um Informationen aus verschiedenen Bereichen zu korrelieren und so die Anwendungsleistung sowie die Abhängigkeiten von der Infrastruktur besser zu verstehen und Probleme schnell zu erkennen. Die entsprechenden Analysen helfen IT-Teams zu erkennen, warum Dinge nicht optimal funktionieren und wo weitere Probleme auftreten können. Laut Cisco unterstützt AppDynamics Cloud verwaltete Kubernetes-Umgebungen auf Amazon Web Services (AWS). Künftig soll der Dienst auf Microsoft Azure, Google Cloud Platform und andere Cloud-Anbieter erweitert werden.

Tools für mehr Sicherheit

Cisco hat außerdem neue Entwicklungstools vorgestellt. Panoptica soll Entwicklern dabei helfen, Cloud-native Sicherheit von der Anwendungsentwicklung bis zur Laufzeit zu gewährleisten. Es bietet eine einzige Schnittstelle für Container-, Serverless-, API-, Service-Mesh- und Kubernetes-Sicherheit, skaliert über mehrere Cluster mit einer agentenlosen Architektur und lässt sich mit CI/CD-Tools und Sprach-Frameworks über mehrere Clouds hinweg integrieren. Die Idee dahinter: Entwickler sollen sicherheitsorientierte Entscheidungen früh im Lebenszyklus der Softwareentwicklung einbetten können, so der Anbieter.

Calisti, ist ein Istio-basierter Service-Mesh-Manager, mit dem Entwickler komplexe Konnektivität, Lifecycle-Management und Microservice-Sicherheit in Multi-Cloud-Umgebungen aufbauen können. Mit dem Tool ließen sich Lasten im Anwendungsverkehr, Fehler und Störungen simulieren, um zu sehen, welche Auswirkungen diese auf die Verfügbarkeit und Leistung haben, hieß es. Auf diese Weise lasse sich feststellen, was in der Anwendung geändert oder verfeinert werden müsse, bevor sie in Betrieb geht.

*Michael Cooney ist Senior Editor bei der amerikanischen Schwesterpublikation Network World.


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