Die Outsourcing-Industrie in Indien, die Millionen von Arbeitskräften beschäftigt, sieht sich einem großen Wandel gegenüber. Viele große Unternehmen reduzieren ihre Outsourcing-Aufträge. Die Veränderungen sind Teil der Entwicklung in Richtung Cloud-Computing, welche eine große Bedrohung für die sehr wichtige Outsourcing-Industrie in Indien darstellt. Vor allem für die Unternehmen, die es nicht schaffen, sich auf die neuen Begebenheiten einzustellen. Zum Beispiel der Pharmariese AstraZeneca hat sich sehr aggressiv dem Cloud-Business zugewandt. [...]
„Wir reduzieren drastisch unsere Datenzentren, Serverräume und die Anzahl der Server. Wir brauchen sie nicht mehr“, meint David Smoey, Technikchef des Unternehmens AstraZeneca. Der Konzern wird die Ausgaben für Outsourcing von 750 Millionen US-Dollar in den nächsten zwei Jahren auf die Hälfte reduzieren und auch die Anzahl von Leuten, die im IT-Bereich arbeiten, wird um 50 Prozent sinken.
Die Geschäfte der indischen Outsourcing-Industrie fielen, gemäß den Zahlen des Wirtschaftsprüfers KPMG, 2014 um 17 Prozent auf 120 Milliarden US-Dollar. Mit dem Geschäftsrückgang, ist auch die Nachfrage nach Arbeitskräften in diesem Geschäftsbereich zurückgegangen. Die erwartete Nachfrage nach Arbeitskräften soll laut India’s National Association of Software and Services Companies in diesem Jahr ein Fünfjahrestief erreichen. Tata Consultancy Services, der größte Outsourcer Indiens, hat im letzten Jahr 19192 neue Jobs ausgeschrieben. Im Jahr davor waren es noch 24.268, wie das Wall Street Journal berichtet. Mritunjay Singh, Operating Manager des Outsourcers Persistent System, erwartet ein „Blutbad“ unter den indischen Outsourcern in der nur flinke Unternehmen überleben können.
Indiens Outsource-Giganten stiegen Ende der 1990er Jahre auf, weil sie damals ganze Armeen von billigen Computeringenieuren zu günstigeren Preisen anstellen konnten als ihre westlichen Mitbewerber, um maßgeschneiderte Programme zu entwickeln und die Computernetzwerke der größten Firmen der Welt zu überwachen bzw. zu erhalten. Mit dem Wandel hin zum Cloud Computing und dem damit einhergehenden Trend, maßgeschneiderte Software durch standardisierte Cloudversionen zu ersetzen, ist auch der Bedarf an Programmierern und Technikern drastisch gesunken.
T.K.Kurien, Chef des Outsourcing-Pioniers Wipro meint dazu, dass in der Vergangenheit sein Unternehmen typischerweise 100 Angestellte bereitgestellt hätte, um ein Programm für Kundenbuchhaltungssoftware zu schreiben und zu installieren. Heute braucht Wipro für solch ein Projekt acht Leute. Wipro plant den Abbau seiner 158.000 Arbeitsplätze und die Weiterbildung seiner Softwareprogrammierer in Richtung Cloud-Programmierung. Kurien meint, dass 40 Prozent seiner Angestellten nicht die Skills haben, die sie für Cloud-Computing benötigen. (pte)
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