Volkswagen sieht seine Autos der Premium- und Luxusklasse gefährdet und lässt darum per Gericht die Veröffentlichung eines Forschers verbieten. [...]
Wie der Guardian berichtet, darf ein britischer Wissenschaftler seine wissenschaftliche Arbeit über das Codeknacken bei Luxusautos nicht veröffentlichen. Mit den geheimen Codes lassen sich beispielsweise Porsches, Audis, Bentleys und Lamborghinis starten und – so die Begründung des Richters – Millionen von Fahrzeugen stehlen. Der Besitzer der genannten Luxus- und Premiummarken, die Volkswagen AG, war gerichtlich gegen die Veröffentlichung vorgegangen.
Volkswagen setzt beim Schutz der Luxusautos auf ein System namens Megamos Crypto. Der Algorithmus verschlüsselt die Codes, die zwischen dem Schlüssel und dem Auto ausgetauscht werden. Ursprünglich wollten der Wissenschaftler und sein Team ihre Arbeit am Usenix Security Symposium in Washington D.C. im August veröffentlichen. Zuerst habe Volkswagen sie gebeten, nur eine überarbeitete Fassung der Arbeit ohne die Codes zu veröffentlichen – doch die Wissenschaftler sollen abgelehnt haben. Die Wissenschaftler wollen, berichtet der Guardian, keineswegs Kriminellen Werkzeuge an die Hand geben, sondern die Sicherheit verbessern helfen. Die Öffentlichkeit müsse aber über die Beschaffenheit der Lücke Bescheid wissen, argumentieren sie.
Wie sich vor Gericht herausstellte, gingen die Forscher dem Algorithmus mit mathematischen Mitteln auf den Grund. Ein Werkzeug dafür sei seit 2009 im Internet verfügbar. Beim Codeknacken habe unter anderem „chip slicing“ eine Rolle gespielt. Dabei wird ein Chip unter dem Mikroskop beobachtet und anhand der Anordnung seiner Transistoren werden Rückschlüsse auf den Algorithmus gezogen.
* Benjamin Schischka ist Redakteur der deutschen PC-Welt.
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