Eine Studie im Auftrag der Österreichischen Computer Gesellschaft OCG stellt erstmals die Selbsteinschätzung den tatsächlichen Computerkenntnissen der Österreicher gegenüber. Die wichtigsten Ergebnisse: Das Wissen, etwa im Bereich IT-Security, ist besser als erwartet. Wo es aber um die praktische Umsetzung des Computerwissens bei der alltäglichen Nutzung geht, zeigen sich deutliche Lücken. Das betrifft vor allem grundlegende Fähigkeiten der täglichen Computernutzung wie die Dateiverwaltung. Bei der Internet-Nutzung sind die Österreicher dagegen besser als bei den Grundkenntnissen. Und: Die Selbsteinschätzung sagt so gut wie nichts über die tatsächlichen Computerkenntnisse aus. [...]
„Wer sehr gute Computerkenntnisse hat schätzt die eigenen Kompetenzen ähnlich ein wie jene Personen, die mittelmäßige oder schlechte Computerkenntnisse haben“, erklärt Ronald Bieber, Generalsekretär der Österreichischen Computer Gesellschaft OCG: „Das hat uns schon sehr überrascht und bedeutet auch: Wer schlechte Computerkenntnisse hat weiß gar nicht, dass er oder sie Bildungslücken hat.“
Insgesamt glauben 60 Prozent der Befragten, dass ihre Computerkenntnisse im Allgemeinen „sehr gut“ oder „gut“ sind. Beim Online-Test, schneiden im Gegensatz dazu aber 61 Prozent „schlecht“ bis „sehr schlecht“ ab. Im Teilbereich der Computer-Grundkenntnisse, bei dem es unter anderem um Fähigkeiten wie Dateiverwaltung und Ähnliches ging, zeigen sich die größten Abweichungen zwischen Selbsteinschätzungen und Testergebnissen: In diesem Teilbereich glauben insgesamt 78 Prozent der Befragten, sie hätten „gute“ oder „sehr gute“ Grundkenntnisse. Aber im Test schneiden 75 Prozent mit „schlechten“ oder „sehr schlechten“ Ergebnissen ab. Viele Testpersonen scheiterten bei abgefragten Grundkenntnissen wie Verschieben, Kopieren oder Anlegen von Ordnern. Bei den Internet-Kenntnissen ist die Differenz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichen Kenntnissen zwar hoch, aber im Vergleich mit anderen Teilbereichen am geringsten: 84 Prozent glauben, dass sie „sehr gute“ oder „gute“ Internet-Kenntnisse haben. Im Gegensatz dazu erreichen 49 Prozent im Test „schlechte“ oder „sehr schlechte“ Ergebnisse.
Interessant: Gerade beim IT-Security-Wissen wurden die geringsten Abweichungen zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Wissen festgestellt wurden. „Die starke mediale Diskussion dürfte dazu beigetragen haben, dass die tatsächlichen Kenntnisse, etwa zu Themen wie Phishing oder Datenschutz, nicht so schlecht sind“, erklärt Bieber. Dass gerade im Bereich IT-Security die Testergebnisse überdurchschnittlich gut waren, könnte aber auch damit zusammenhängen, dass in diesem Bereich nur Wissen mittels Multiple-Choice-Test abgefragt wurde, aber keine Tätigkeiten betreffend die IT-Security am Computer ausgeführt werden mussten. „Was uns dieser Teilbereich des Tests auch zeigt: Viele Personen haben ein fundiertes theoretisches Wissen. Wenn es aber darum geht, effizient mit dem Computer zu arbeiten, dann fehlt häufig die Kompetenz, das theoretische Wissen am Computer anzuwenden“, so Bieber.
Dass die Testergebnisse mangelhafte Computerkenntnisse zeigen, kann jedenfalls bei den meisten nicht an der Verfügbarkeit von Computern liegen: 66 Prozent haben im privaten Haushalt Internet und Desktop-PC oder Notebook und ein weiteres mobiles Endgerät wie zum Beispiel Smartphone oder Tablet. Die häufigsten Geräte zu Hause sind Notebook (74 Prozent), Smartphone (69 Prozent) und Desktop-PC (63 Prozent). Tablets (31 Prozent) und die internetfähigen Fernsehgeräte („Smart TV“ 18 Prozent) hinken noch etwas hinterher. 66 Prozent der Befragten haben WLAN zu Hause, 39 Prozent mobilen Internetzugang, 32 Prozent fixen Breitband-Internetzugang und 22 Prozent einen anderen fixen Internetzugang. Die gute Ausstattung hängt sicher auch mit der hohen privaten Nutzungsintensität von Computern zusammen: Jeder Vierte verbringt über drei Stunden pro Tag privat am Computer, bei weiteren 54 Prozent sind es immerhin ein bis drei Stunden. Zwei Drittel geben an, den Computer täglich privat zu nutzen.
74 Prozent der Befragten halten Computerkenntnisse für wichtig im Beruf. Dieser Wert deckt sich schlüssig mit zwei weiteren Ergebnissen aus der Studie: 76 Prozent der Befragten arbeiten beruflich mit einem Computer oder einem Notebook. Und 65 Prozent der ÖsterreicherInnen verbringen mindestens 25 Prozent ihrer Arbeitszeit am Computer – 51 Prozent davon sogar mindestens die Hälfte der Arbeitszeit. Beruflich haben übrigens 72 Prozent einen Desktop-PC, 27 Prozent ein Notebook, 14 Prozent ein Smartphone und 4 Prozent einen Tablet-PC. Vor allem Männer und höher Gebildete arbeiten besonders oft mit mobilen Endgeräten.
Wenn man sich ansieht, wofür der Computer genutzt wird, so dominieren die klassischen Anwendungen: E-Mails werden von fast allen genützt (z.B. Outlook), gefolgt von Dateiverwaltung. Sehr wichtig ist auch das Internet mit Online-Banking, Informationssuche, Online-Shopping, Social Media und der Nutzung multimedialer Inhalte im Internet. Zu den Top 10 zählen darüber hinaus Textverarbeitung (z.B. Word) und Arbeiten mit Tabellen (z.B. Excel).
Im Jänner und Februar 2014 wurden 1.260 Österreicher im Alter von 15 bis 60 Jahren befragt, wie sie Computer nutzen und wie sie ihre diesbezüglichen Kenntnisse selbst einschätzen. Gleichzeitig wurden mit einem vergleichbaren Teil-Sample von 494 Personen aus diesem Befragtenkreis detaillierte Online-Tests durchgeführt, die deren Computerkenntnisse in verschiedenen Bereichen objektiv evaluieren. Die Studie wurde von meinungsraum.at im Auftrag der Österreichischen Computer Gesellschaft OCG durchgeführt. (pi)
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