Die COMPUTERWELT hat gemeinsam mit 30 IT-Experten in die Zukunft geblickt. Lesen Sie hier, was Kai Grunwitz, Senior Vice President EMEA bei NTT Security, vom IT-Jahr 2019 erwartet. [...]
Welche IT-Themen werden für Anwender 2019 eine wichtige Rolle spielen und warum?
2019 werden die Themen, die schon heute im Rahmen der digitalen Transformation im Zentrum stehen, konsequent weitergeführt – es erfolgt jedoch eine signifikante Beschleunigung. Innovative Technologien wie künstliche Intelligenz oder Blockchain werden sich von der Idee zur Marktreife entwickeln und den Weg zur nutzenstiftenden digitalen Gesellschaft – der Society 5.0 – ebnen. Daten– und Cybersicherheit spielen dabei eine immer größere Rolle, denn nur so lässt sich schlussendlich Vertrauen in neue, smarte Lösungen aufbauen.
Gibt es IT-Themen, die Ihrer Meinung nach gehyped werden, diesen Hype aber gar nicht verdient haben?
Es gibt viele Themen, die aktuell besondere Aufmerksamkeit bekommen. Dies auch zurecht, da sie die Grundlage für eine erfolgreiche digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft bilden. Ich möchte an dieser Stelle speziell Artificial Intelligence (AI) und das Internet of Things (IoT) hervorheben. Meiner Meinung nach stellen diese jedoch erst die Spitze des Eisberges dar. Von einem Hype würde ich hier aber nicht sprechen, eher von einem ersten Schritt hin zu einem gewinnbringenden Nutzen für unsere Gesellschaft. In aller Munde ist auch das Thema Blockchain – ein faszinierendes Konzept, dessen erste Anwendungsszenarien und Vorteile sich im Geschäftsalltag aber bisher nur teilweise materialisieren. Der Hype um die energiefressende Kryptowährung hat hier das Thema Blockchain 2018 eventuell noch etwas zu früh mitgezogen.
Wie helfen Sie Ihren Kunden, ihren Datenschatz zu heben, sprich das Optimum aus ihren Daten herauszuholen?
Bei NTT Security liegt unser Hauptaugenmerk darauf, kritische Daten unserer Kunden zu schützen und potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu entdecken. Die Daten, das sogenannte „Öl“ des 21. Jahrhunderts, sind heute jederzeit und überall verfügbar – oftmals auch außerhalb gesicherter Unternehmensnetze. Unsere Aufgabe besteht darin, unsere Kunden mit ganzheitlichen Cyber-Security-Konzepten und -Lösungen zu unterstützen – damit diese schlussendlich ihren Datenschatz auch heben können.
Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz heute schon die von Ihnen angebotenen Produkte und Services?
Die Unternehmen der NTT Gruppe unterstützen Kunden mit intelligenten Anwendungs- und Analyselösungen. Hier kommt auch AI zum Einsatz. Im Rahmen des R&D Forums in Japan wurden Beispiele gezeigt, wie, basierend auf der NTT eigenen AI-Engine „Corevo“, Lösungen rund um Mustererkennung in Städten, Fabriken oder auch dem Gesundheitsweisen entwickelt wurden.
Der Einsatz von AI ist auch in der Cyber-Security, vor allem für die Früherkennung, unverzichtbar. Unsere Threat Detection Lösung etwa setzt – unter Nutzung verschiedener Methoden des Machine Learnings wie zum Beispiel Supervised als auch Unsupervised Learnings – auf ein sich kontinuierlich verbesserndes System. Dies hilft unseren Mitarbeitern in den Security-Operation-Centern beim proaktiven Aufspüren von Cyber-Angriffen und Cyber-Kriminellen, die es auf die Daten unserer Kunden abgesehen haben. Die Masse an relevanten Informationen ist ohne maschinelle Hilfe heute nicht mehr zu bewältigen. AI ist daher ein Kernbestandteil unserer Managed Security Services und Strategie!
Kann man als Unternehmen ohne Cloud künftig noch überleben? Wenn ja wie bzw. wenn nein warum nicht?
Interessanter Gedanke. Kann man ohne Online Banking überleben? Noch ja – aber wie lange noch. Dies gilt auch für die Cloud – mittelfristig kann man meiner Meinung nach ohne Cloud nicht bestehen, schon heute scheinen Cloud-Lösungen omnipräsent. Geschwindigkeit und Agilität sind heute unverzichtbar, durch den Druck zur digitalen Transformation werden sie weiter beschleunigt. Mit traditionellen IT-Ansätzen ist dies nicht zu erzielen. Aus meiner Sicht werden sich Cloud-Ansätze immer weiter durchsetzen und wir werden dabei vor allem Hybrid-Cloud-Modelle sehen. Die Kernfrage für Unternehmen wird in den nächsten Jahren sein, wie Multi-Cloud-Umgebungen noch effizienter gesteuert und kontrolliert werden und der Datenaustausch sicher gestaltet werden kann. Die Cloud kommt, aber es gibt noch Hausaufgaben.
Was war ihr persönliches IT-Highlight des Jahres 2018?
Ein Highlight für mich war die Diskussion rund um das Thema AI. Künstliche Intelligenzen bieten viele Vorteile, gleichzeitig muss aber dem Lernen der Systeme stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden statt blind den Algorithmen zu vertrauen. Schließlich hängt die Qualität der AI von der Qualität der Daten während des Lernprozesses ab. Schlechte oder manipulierte Daten führen zwangsläufig zu merkwürdigen und unrealistischen Ergebnissen. Auch die Diskussion, wie wir zu einem besonnenen, moralischen und ethischen Umgang mit AI kommen, war gut und wichtig. Die Frage wird in Zukunft sein, wie wir AI zum Wohle von Gesellschaft und Wirtschaft einsetzen.
Bei der technischen Entwicklung war der Aus- und Aufbau der 5G Netze mein persönliches Highlight. Damit wurde dieses Jahr die Grundlage für alle zukünftigen Innovationen, wie autonomes Fahren, Smart Cities und vieles mehr geschaffen. Das ist ein guter Anfang, aber für die Zukunft gilt es, 5G flächendeckend bereitzustellen.
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