Die COMPUTERWELT hat gemeinsam mit 30 IT-Experten in die Zukunft geblickt. Lesen Sie hier, was Markus Kaiser, Geschäftsführer des BRZ, vom IT-Jahr 2019 erwartet. [...]
Weche IT-Themen werden für Anwender 2019 eine wichtige Rolle spielen und warum?
Im März 2019 wird mit oesterreich.gv.at eine umfassende Service-Plattform der Verwaltung für Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaft Realität. Damit bauen wir im Auftrag des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort an der Verwaltung der Zukunft. Zu Beginn starten die elektronische An- und Ummeldung beim Wohnsitzwechsel, der digitale Babypoint für Behördenwege rund um eine Geburt sowie ein Erinnerungsservice zur bevorstehenden Verlängerung eines Reisepasses – alles mit Handy-Signatur.
Gibt es IT-Themen, die Ihrer Meinung nach gehyped werden, diesen Hype aber gar nicht verdient haben?
Man hatte den Eindruck, dass mit dem Inkrafttreten der neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Ende Mai 2018 die Welt untergehen würde. Überraschung: Sie steht immer noch. Mit dem Produkt BRZ DataReg bieten wir ein kompaktes Register für das Verzeichnen von Verarbeitungstätigkeiten. Die Web-Lösung wurde auf Basis aller rechtlichen Vorgaben der aktuellen Datenschutz-Grundverordnung umgesetzt – legistische Änderungen werden laufend berücksichtigt. So einfach kann Datenschutz sein. Wir haben mittlerweile über 150 Kunden, darunter die Wiener Staatsoper, die Österreichischen Bundesforste, die Wirtschaftsuniversität Wien, die Medizinische Universität Graz oder das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen.
Wie helfen Sie Ihren Kunden, ihren Datenschatz zu heben, sprich das Optimum aus ihren Daten herauszuholen?
Daten sind das Rohöl der digitalen Wirtschaft. Um sie sinnvoll und zweckmäßig einzusetzen, müssen sie veredelt werden. Wir bauen unsere Raffinerie – die Data Science-Teams – laufend aus. Methoden aus Knowledge Discovery, Advanced Analytics und Co. erzeugen anwendbare Erkenntnisse und Ergebnisse aus vorhandenen Daten. Was in der Vergangenheit oft wochenlange Arbeit war – etwa Anomalien in Daten zu erkennen – kann heute durch gezielten und angemessenen Einsatz von Knowledge-Discovery-Prozessen effizient erreicht werden. Durch die maschinelle Unterstützung verschiebt sich auch der Schwerpunkt von der Recherche zu Analyse und Auswertung.
Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz heute schon die von Ihnen angebotenen Produkte und Services?
Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind auch 2019 wichtige Themen. So profitiert etwa die Verwaltung von Chatbots. Neben der Stadt Wien ist etwa auch das Bundesministerium für Finanzen ein Vorreiter bei modernen und effizienten Online-Dienstleistungen. Dies erhöht einerseits die Service-Qualität für die Bürgerinnen und Bürger und steigert andererseits die Effizienz der Arbeitsprozesse aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem wird künstliche Intelligenz bei der Betrugsbekämpfung verstärkt eine Rolle spielen. Mit komplexen Algorithmen und der Analyse von Mustern, die man aus der Vergangenheit kennt, erzielt das Finanzministerium bei Betriebs- und Steuerprüfungen bereits einige Erfolge.
Kann man als Unternehmen ohne Cloud künftig noch überleben? Wenn ja wie bzw. wenn nein warum nicht?
Ein Unternehmen ohne Internet-Anschluss? Das ist schon seit längerer Zeit undenkbar. Ebenso selten werden „No Cloud“-Firmenpolitiken sein, prognostiziert etwa das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner. Auch im E-Government-Bereich sind Services, die auf Cloud-Technologie beruhen, ein absolutes Muss. Die Entwicklungen der Privat-Industrie mit ihren App-Stores geben hier die Marschrichtung vor.
Die Nutzerinnen und Nutzer wollen heute selbstverständlich ohne Synchronisation über Notebooks, Tablets oder andere mobile Endgeräte ihre Anwendungen zur Verfügung haben. Diese Services werden am einfachsten über Cloud-Technologie zur Verfügung gestellt. Kapazitätserweiterungen von Speicherplatz und Computerleistung sind rasch und preisgünstig möglich. In einer Cloud-Umgebung kann bei reduzierten Betriebskosten die Qualität durch die Automatisierung erhöht werden.
Wir bieten der Verwaltung mit dem BRZ GoverDrive einen Ablageort zur sicheren Speicherung, Synchronisierung und zum Teilen von digitalen Informationen in der Cloud. Damit können Daten – auch mit externen Usern – gesichert ausgetauscht und gemeinsam bearbeitet werden. Die BRZ GoverCloud wiederum ist eine Infrastructure-as-a-Service– bzw. Platform-as-a-Service-Lösung für die automatisierte Bereitstellung von Servern, speziellen Services und virtuellen Containern über ein Self-Service-Portal.
Was war ihr persönliches IT-Highlight des Jahres 2018?
Ende Juni haben wir die BRZ Innovation Factory im Beisein von Bundesminister Hartwig Löger und Bundesministerin Margarete Schramböck feierlich eröffnet. In der BRZ Innovation Factory haben wir die Möglichkeit, gemeinsam mit Kunden und Partnern Workshops zu veranstalten und Prototypen zu entwickeln, um Prozesse der Verwaltung gemeinsam mit Kunden und Partnern neu zu denken. Mittels einer flexiblen, agilen Umsetzung werden beispielsweise Bürger-Services, Blockchain-Piloten oder ein digitaler Ratgeber für KMU zur Datenschutz-Grundverordnung umgesetzt. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Einbeziehung der Bürgerinnen und BÜrger, die durch den Einsatz moderner Methoden wie Design Thinking sichergestellt wird. Für mich ist die BRZ Innovation Factory ein innovativer Raum, um Verwaltung neu zu denken und positive Effekte der digitalen Transformation zu generieren. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Behörden sollen von der Umsetzung neuer Ideen dort profitieren.
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