COMPUTERWELT Ausblick 2019: Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT Wien

Die COMPUTERWELT hat gemeinsam mit 30 IT-Experten in die Zukunft geblickt. Lesen Sie hier, was Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT Wien, vom IT-Jahr 2019 erwartet. [...]

Martin Puaschitz ist Obmann der Fachgruppe UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT) Wien. (c) Fotostudio Weinwurm
Martin Puaschitz ist Obmann der Fachgruppe UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT) Wien. (c) Fotostudio Weinwurm

Welche IT-Themen werden für Anwender 2019 eine wichtige Rolle spielen und warum?
Das Jahr 2019 wird insofern spannend, da viele Entwicklungen ein reiferes Stadium erreichen und wesentliche Schritte nach vorne machen werden – darunter autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, Blockchain oder die Cloud. Warum? Weil die entsprechenden technischen Rahmenbedingungen dafür nun vorhanden und mit der neuen Mobilfunktechnologie 5G solche Entwicklung dank höherer Bandbreite auch in der Masse wirklich durchsetzbar sind. Wie wichtig ein Thema für den Einzelnen werden wird, ist individuell verschieden. Aber in jedem Bereich, sei es nun im Business oder im Privatleben, erleben wir Veränderungen.

Für Unternehmen, egal aus welcher Branche auch immer, heißt das vor allem, sich mit der Thematik ernsthaft zu befassen. Während digital fitte Unternehmen 2018 noch als innovative Vorreiter galten, wird es 2019 für alle notwendig werden, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, um am Markt bestehen zu können. Das Internet der Dinge oder die Cloud sind nämlich nicht nur eine Arbeitserleichterung, sie senken Kosten, steigern die Effizienz und schaffen Ressourcen für andere Bereiche. Als Unternehmen kann man es sich nicht mehr leisten, sich dem Fortschritt zu verweigern.

Generell, und hier meine ich nun auch Privatpersonen, wird auch das Thema Internet-Security an Bedeutung zunehmen, und zwar stark exponentiell. Sei es am Arbeitsplatz, im Auto oder auch Zuhause, wo zunehmend smarte Geräte wie Health-Tracker, Sprachassistenen wie Alexa und Co. oder Internet-Kameras zum Einsatz kommen. Die vielen Erleichterungen bergen natürlich auch neue Risiken. Daher ist es ein Muss, dass sich jeder mit dem Thema IT-Security befasst. Und diese geht über die Passwortsicherheit hinaus, was viele leider nicht wissen. Hier ist vor allem auch die Bildungspolitik gefragt. Laufend neue Tablet-Klassen zu gründen und Kinder mit Hardware auszustatten reicht nicht aus. Sämtliches Lehrpersonal muss diesbezüglich umfassend und laufend geschult werden, um Kenntnisse und Umgang mit IT entsprechend vermitteln zu können.

Gibt es IT-Themen, die Ihrer Meinung nach gehyped werden, diesen Hype aber gar nicht verdient haben?
Nein, eigentlich nicht. Die nächsten Jahre stehen noch mehr als bisher im Zeichen der Digitalisierung. Zudem sind Hypes insofern wichtig, da sie Aufmerksamkeit erzeugen und aufzeigen, welche Bereiche es in der IT gibt und wie attraktiv eine Karriere hier sein kann. Wie sich mittlerweile herumgesprochen hat, gibt es einen großen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und Hypes sorgen unter anderem dafür, junge Menschen für eine IT-Karriere zu begeistern.

Die Schattenseite an vielen Hypes ist, dass sie mit vielen Erwartungen und darauffolgend Enttäuschungen verbunden sind, wenn etwas nicht gleich von Anfang an funktioniert. Zum Beispiel beim autonomen Fahren oder auch die Blockchain, die unseren Alltag wesentlich verändern wird. Viele jedoch stehen ihr sehr skeptisch gegenüber, weil die meisten Kryptowährungen mit Unsicherheiten verbunden sind. Das kann Entwicklungen auch stark hemmen.

Wie helfen Sie Ihren Kunden, ihren Datenschatz zu heben, sprich das Optimum aus ihren Daten herauszuholen?
Es geht meist weniger um das „heben“ von Datenschätzen, sondern darum, dass diese durch von Profis konzipierten und betriebenen Lösungen ausreichend geschützt werden. Denn der Verlust oder Diebstahl von wertvollen Unternehmensinformationen stellt für viele ein existenzbedrohendes Szenario dar. Durch zentrale, standardisierte Lösungen in Kombination mit professioneller Betreuung und Pflege wird die Sicherheit der wertvollen Daten automatisch verstärkt, beispielsweise durch die Verwendung von cloudbasierter Software. Die Wiener IT-Dienstleister sind sozusagen die Fachwerkstätten für die Unternehmens-IT. Und genauso wenig, wie man am eigenen Auto die Bremsen selbst tauscht, sollte man auch in IT-Angelegenheit auf fachliche Expertise setzen.

Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz heute schon die von Ihnen angebotenen Produkte und Services?
Obwohl die KI erst am Anfang steht und sich aktuell nur ein Bruchteil ihres Potenzials nutzen lässt, werden dank ihr schon jetzt viele Arbeitsprozesse in der IT erheblich erleichtert. Beispielsweise kommt sie in der Softwareprogrammierung zum Einsatz, um Abweichungen im Nutzerverhalten zu erkennen, daraus zu lernen und Software- bzw. Programmteile immer schneller aufzuspüren, die zwar funktionieren, aber auf den jeweiligen Sinn und Zweck bezogen nicht richtig ausgerichtet sind. Die laufende Softwareentwicklung wird dadurch erheblich erleichtert und auch beschleunigt. Ein weiterer Einsatzbereich liegt in der automatischen Ressourcenauslastung der Server. Je nach Auslastung verteilt die KI selbstständig die Ressourcen, steigert dadurch erheblich die Effizienz und vermeidet nicht genutzte Kapazitäten.

Kann man als Unternehmen ohne Cloud künftig noch überleben? Wenn ja wie bzw. wenn nein warum nicht?
Die Frage ist doch: Warum sollte man? Natürlich ist ein Überleben ohne Cloud möglich und es wird immer Szenarien geben, in denen auch nicht cloudbasierte Anwendungen ihre Berechtigung haben. In vielen Fällen überwiegen jedoch die zahlreichen Vorteile der Cloudnutzung. Anstatt auf mitunter teure Einzellösungen zu setzen, sind cloudbasierte Lösungen erheblich günstiger und bieten auch eine gewisse Flexibilität. Wird eine Software nicht mehr gebraucht, meldet man sich vom jeweiligen Dienst einfach ab. Zudem ist es auch ein Sicherheitsthema. Angebotene Services sind einerseits meist stabiler als individuelle Einzellösungen, da sie schon ausführlich erprobt wurden. Darüber hinaus ist eine Software, die über eine Cloud genutzt wird, auch immer auf dem aktuellen Stand. Auch das Risiko eines Datenverlusts durch physischen Schaden oder Diebstahl der Datenträger ist durch die dezentrale Ablage wesentlich geringer. Zudem sind die Cloud-Server derart gesichert, wie es sich kleine und mittlere Unternehmen nie leisten könnten. Vorausgesetzt natürlich, dass man auf einen vertrauenswürdigen Anbieter setzt.

Was war ihr persönliches IT-Highlight des Jahres 2018?
Aus Sicht der Fachgruppe UBIT Wien gibt es zwei große Highlights. Zum einen wurde 2018 das erste „Austrian Cloud“-Gütesiegel an ein Wiener Unternehmen verliehen. Mit diesem Gütesiegel bieten wir den heimischen Cloud-Anbietern eine Möglichkeit, ihre Servicequalität zertifizieren zu lassen und so besser nach außen zu kommunizieren. Den Nutzern wird dadurch signalisiert, dass die Daten nicht nur sicher sind, sondern auch in Österreich gespeichert werden, was vor allem in Anbetracht der neuen Anforderungen der EU-DSGVO von Bedeutung ist. Zum anderen sind es die neuen IT-Lehrberufe, die seit September angeboten werden: Systemtechnik, Betriebstechnik sowie Applikationsentwicklung – Coding. Damit wurde ein wichtiger Schritt in die Zukunft gemacht. Denn um die Entwicklungen der nahen Zukunft erfolgreich stemmen zu können, brauchen wir auch die nötigen Fachkräfte.


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