COMPUTERWELT Ausblick 2019: Nikolaus Kawka von Zühlke Engineering Austria

Die COMPUTERWELT hat gemeinsam mit 30 IT-Experten in die Zukunft geblickt. Lesen Sie hier, was Nikolaus Kawka, Geschäftsführer von Zühlke Engineering Austria, vom IT-Jahr 2019 erwartet. [...]

Nikolaus Kawka ist Geschäftsführer von Zühlke Engineering Austria. (c) Zühlke
Nikolaus Kawka ist Geschäftsführer von Zühlke Engineering Austria. (c) Zühlke

Welche IT-Themen werden für Anwender 2019 eine wichtige Rolle spielen und warum?
Das Kundenerlebnis rückt zunehmend in den Mittelpunkt von Digitalisierungsprojekten. Denn von ihnen gehen die entscheidenden Veränderungen aus. Ein ganzheitliches Kundenerlebnis (Customer Experience – CX) ist das, was sich Kunden mittlerweile nicht nur erwarten, sondern auch eine Grundvoraussetzung für alle digitalen Projekte – ganz egal ob im Consumer- oder Industriebereich. Daher glaube ich, dass die Analyse der Customer Journey im nächsten Jahr eine zentrale Rolle bei Digitalisierungsprojekten spielen wird.

Auch die Dauerbrenner Augmented (AR) und Mixed Reality (MR) werden 2019 eine zentrale Rolle im IT-Bereich spielen. Denn durch AR und MR können komplexe Informationen und Abläufe erstmals direkt an die User Journey angepasst werden. Dabei gehen unsere Projekte bereits weit über die reine Visualisierung von Objekten und Arbeitsprozessen hinaus – das beste Beispiel dafür ist die Applikation Hololinc, welche wir gemeinsam mit thyssenkrupp und Microsoft umgesetzt haben. Hier wird der gesamte Sales-Bereich revolutioniert. Und auch der Kunde profitiert dabei: Die Lieferzeit für seinen Treppenlift kann dank Hololinc um fast 80 Prozent gesenkt werden.

Als drittes Trendthema sehe ich die Verbindung von Data Analytics und Internet oft hings (IoT). Vernetzte Lösungen sind mittlerweile zur Commodity im Industriebereich geworden. Woher die Daten kommen, wie sie genutzt und gesichert werden und welcher Mehrwert wird daraus generiert, sind die zentralen Fragen, an denen sich der Nutzen und Erfolg von IoT-Projekten misst. Unter unseren interdisziplinären Expertenteams befinden sich daher mittlerweile auch ausgezeichnete Mathematiker und Statistiker.

Gibt es IT-Themen, die Ihrer Meinung nach gehyped werden, diesen Hype aber gar nicht verdient haben?
Blicken wir genau ein Jahr zurück: Im Dezember 2017 begann der Bitcoin-Hype, der eine unglaubliche „Goldgräber-Euphorie“ auslöste. Ich sehe seither bei dem Begriff Blockchain einen etwas übertriebenen Hype. Die Aufregung um Bitcoins hat in letzter Zeit nachgelassen, damit wird die Technologie Blockchain vielleicht stärker als das gesehen werden, was sie schlussendlich ist: eine verteilte digitale Buchhaltung, bei der Transaktionen verlässlich und sicher gespeichert werden können. Ich finde der Hype, den die Technologie, durch die Bitcoin-Blase erlebt hat, hat ihn in diesem Ausmaß noch nicht verdient.

Wie helfen Sie Ihren Kunden, ihren Datenschatz zu heben, sprich das Optimum aus ihren Daten herauszuholen?
Wir arbeiten auch in diesem Bereich gemäß einer Methodik, die die Ausgangsfragestellung der Kunden immer aus drei Perspektiven analysiert: aus der Perspektive des Endkunden, des Geschäftsmodells und aus der Technologieperspektive. Hier haben wir drei zentrale Kompetenzbereiche, die wir voll ausspielen können. Wenn es um Datenschätze geht, ermöglichen wir den Kunden, von einer Analyse der Geschäftsdaten ausgehend, erstmals relevante Fragestellungen zu formulieren. Dadurch können wir erst das Potential von Daten für das Unternehmen verstehen und daraus Business-Chancen ableiten und entwickeln. Dabei versuchen wir stets mit effektiven Data Analytics-Lösungen auch echten Geschäftsnutzen zu erzielen.

Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz heute schon die von Ihnen angebotenen Produkte und Services?
Es gibt eine breite Palette an KI-Produktivitätstools und KI-Diensten, die für Software-Engineers und Data Scientists konzipiert sind. Dadurch wird Komplexität bereits jetzt gekapselt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir haben kürzlich einen Auftrag gewonnen, bei welchem sehr fachspezifische Texte automatisch zwischen den Sprachen der österreichischen Nachbarländer übersetzt werden sollen. Das Training erfolgt über Beispieltexte, die in diesen Sprachen vorliegen. Vor 10 Jahren war man mit einer solchen Aufgabe fast noch im akademischen Bereich. Jetzt ist das ein kleines Projekt ohne große Aufregungen mit klaren Ergebnissen.

Kann man als Unternehmen ohne Cloud künftig noch überleben? Wenn ja wie bzw. wenn nein warum nicht?
Ich glaube Cloud ist mehr Generationenthema als Technologiethema. Wenn ich mit jungen Software-Engineers spreche, gibt es da überhaupt keine Emotion mehr. Die Antwort ist daher: Ja, man kann ohne Cloud überleben, die Frage ist aber, ob man das will. Man kann auch ohne Fahrzeug von A nach B kommen, doch dauert das oftmals viel länger. Warum also zu Fuß lange Distanzen gehen, wenn ich es rascher, effizienter und angenehmer gestalten kann.

Was war ihr persönliches IT-Highlight des Jahres 2018?
Mein persönliches Highlight war definitiv das Mixed Reality-Projekt für thyssenkrupp Elevator. Darin haben wir erstmals gezeigt, dass die HoloLens von Microsoft nicht nur digitales Engineering ermöglicht und beschleunigt, sondern ganze Unternehmensprozess revolutionieren kann. Wie bereits gesagt: Die Zeitersparnis zwischen der „Anpassung“ des Produkts (ein Treppenlift) und seiner Montage liegt dank Hololinc beim Faktor vier. Das Projekt zeigt anschaulich, wozu unsere interdisziplinären Teams fähig sind: unterschiedliche Technologien nutzerzentriert und gewinnbringend zu verbinden.


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