Wir haben in einer großen Umfrage Experten von in Österreich tätigen IT-Unternehmen zur Rolle von ERP- und CRM-Lösungen bei der Digitalisierung und die Zukunft dieser Lösungen befragt. [...]
Werner Hehenwarter, Geschäftsführer HELIUM V IT-Solutions GmbH
Wie können moderne ERP- oder CRM-Lösungen Anwenderunternehmen bei der Digitalisierung helfen?
Durch das Zusammenwachsen der Anwendungsfälle werden direkte Kundenprojekte / Erfassungen vor Ort, am Ort des Geschehens notwendig. So wird für die Entwicklung eines neuen Produktes die Dokumentation / Schlussfolgerung / Fotos / u.v.a.m. direkt vor Ort erfolgen. Als AnwenderIn wünscht man sich auch eine Erfassung offline. Wieso sollte das, was im CRM geht, im ERP nicht gehen? Hier ist die Herausforderung eine klare Abgrenzung zu schaffen, was macht Sinn, was ist sicherheitstechnisch zulässig? Beispiele in diesem Zusammenhang sind on-/offline Lagerbuchungen versus Adressdaten-Pflege, Erfassung zusätzlicher Daten zu Belegen im Gegensatz zu mobiler Zeiterfassung. Vieles davon passiert schon jetzt in österreichischen KMU und wird unter dem Schlagwort Industrie 4.0 neu aufgelegt und erweitert.
Wie werden ERP- oder CRM-Lösungen in rund fünf Jahren aussehen?
ERP & CRM Systeme werden massiv zusammenwachsen, sodass für den Nutzer nur mehr eine Lösung relevant ist (so wie Buchhaltungssysteme in ERP-Software integriert wurden).
Je nachdem von welcher Seite das neue System kommt, werden die Nutzen entsprechend ausgeprägt sein. Ob nun ein ein vollausgeprägtes CRM System für einen Metallverarbeiter wirklich wichtig ist, oder ob nicht doch seine Lieferfähigkeit im Kundengespräch und das dann möglichst online wichtiger ist, wird von den CRM Herstellern naturgemäß anders gesehen werden (also wichtiger) als von den ERP System Herstellern.
Offlinefähigkeit und Datensicherheit wird ein spannendes Thema werden und bleiben und Data Lock In wird hoffentlich in das Bewusstsein der Anwender rücken (Was hab ich davon, wenn ich die erfassten sehr sehr wichtigen CRM Daten in der Cloud habe, aber wenn der Cloudanbieter mich nicht mehr will, hab ich auch keine Daten mehr).
Klaus Sickinger, Geschäftsführer SAP Österreich
Wie können moderne ERP- oder CRM-Lösungen Anwenderunternehmen bei der Digitalisierung helfen?
Immer mehr Unternehmen sind mit immer mehr Daten konfrontiert, die sie immer schneller verarbeiten müssen. Für herkömmliche ERP- und CRM-Systeme stellt dies eine kaum noch zu bewältigende Aufgabe dar. Egal um welche Branche es sich handelt – es braucht dringend Lösungen, die nicht mehr isoliert und zeitverszögert arbeiten, sondern in ein größeres Umfeld eingebettet und höchst agil sind. Es bedarf Werkzeuge, die Unternehmen einen einheitlichen, kontextbezogenen Überblick über ihre Ressourcen und Kunden ermöglichen. Hinzu kommt der Faktor Realtime: mit unseren Lösungen bauen wir darauf, unternehmensrelevante Informationen in Echtzeit verarbeiten zu können. So unterstützten wir unsere Kunden dabei, sich erfolgreich zu digitalen Unternehmen zu entwickeln, die mit Wettbewerbern konkurrieren können.
Wie werden ERP- oder CRM-Lösungen in rund fünf Jahren aussehen?
Schnellste Übertragungsraten, die sich früher nur globale Player leisten konnten, werden zum flächendeckenden Standard der Unternehmen geworden sein. Neben dem Faktor Zeit wird auch der Faktor Individualisierung zur Norm werden. Die Individualisierung der neuen Ära ist smart und baut auf einer Kernplattform auf, über die sich eine zweite, individualisierte Schicht legen lässt. Damit können auch sehr spezifische Zusatzmodule in das Kernsystem integriert werde. In diesem Zusammenhang wird die Auslagerung der IT in die Cloud für Unternehmen noch attraktiver werden, als sie es heute schon ist. Denn so können sich Unternehmer viel besser auf ihr eigentliches Kerngeschäft fokussieren – ohne sich permanent Gedanken darüber machen zu müssen, wie sich die Modernisierung ihrer Systeme bewältigen lässt.
Martin Endres, Head of Consulting & Systems Integration CEE, Atos
Wie können moderne ERP- oder CRM-Lösungen Anwenderunternehmen bei der Digitalisierung helfen?
ERP-Systeme bilden das Rückgrat betriebswirtschaftlicher Prozesse. Sie sind die Basis für „Operational Excellence“ und die „Single Source of Truth“ für die Entscheidungsfindung. Durch den Einsatz von In-Memory-Technologien wird die Agilität und Flexibilität der Systeme gesteigert, da große Datenmengen in Echtzeit verarbeitet werden können. Dadurch werden neue digitale Geschäftsmodelle ermöglicht. Zusätzlich unterstützt die Konvergenz von transaktionsorientierten Systemen, Shopfloor- und Reporting-Systemen Anwenderunternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Wertschöpfungskette.
Wie werden ERP- oder CRM-Lösungen in rund fünf Jahren aussehen?
In den kommenden Jahren werden sich die Systeme hin zu einer zentralen Datenplattform entwickeln. Das „P“ in ERP wird dann für Plattform stehen. Neben den klassischen Aufgaben werden auch die exponentiell wachsenden Datenströme beispielsweise von Cloud-basierten Diensten, SaaS-Applikationen, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Maschinen und sozialen Medien integriert und für die Anwenderunternehmer zentral nutzbar gemacht. Die große Herausforderung dabei ist, Verlässlichkeit bei gleichzeitig maximaler Flexibilität zu garantieren.
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