Einfach zu bedienende, übersichtliche Apps sind beim Endkunden der Renner, Geschäftsanwendungen hinken dieser Entwicklung hingegen noch etwas hinterher. Das Potenzial sei aber groß, erklärten Experten bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community in Wien. [...]
„Business-Apps sind kein Trend, sondern Realität. Damit muss man sich auseinandersetzen“, gab sich Martin Schevaracz vom Technologieanbieter APA-IT überzeugt. Für entsprechende Anwendungen würden vor allem zwei Gründe sprechen: Erstens verdrängen Smartphones und Tablet-Computer immer stärker PCs und Notebooks, zweitens wollen Mitarbeiter ihre eigenen Geräte auch beruflich nutzen – Stichwort „Bring your own device“. Letzteres könnte auch dem Unternehmen Vorteile bringen.
Es gebe aber deutlich Luft nach oben. Laut aktuellen Statistiken würden nur rund sechs Prozent der Downloads im App Store von Apple auf den Bereich Business-Anwendung entfallen. Bei Google seien es wahrscheinlich noch weniger. Ganz vorne stehen den Angaben zufolge Spiele und Unterhaltung. Im Wettbewerb zwischen „echten“, sogenannten nativen Apps, und mobilen Webseiten gebe es auf beiden Seiten Vor- und Nachteile, sagte Schevaracz. Beim Endkunden seien aber Apps beliebter.
Anders sah das Helmut Waitzer vom Softwareanbieter Navax: „Für den Nutzer ist es wichtig, dass die jeweilige Anwendung auf jedem Gerät funktioniert“, plädierte er für eine plattformunabhängige, auf HTML5 basierende Web-Applikation und damit gegen die klassischen Apps. Außer einem Browser sei praktisch nichts mehr erforderlich. Man dürfe sich keinem Hersteller ausliefern, verwies der Experte auch auf den Sicherheitsaspekt. Hier sei die Sensibilität in Europa sehr hoch.
Security sei zwar wichtig, der Trend gehe aber eindeutig Richtung Apps, erklärte Christian Kittl vom Kompetenzzentrum Evolaris. Laut einer aktuellen Studie würden Smartphone-User ihre Geräte zu 80 Prozent mit Apps und nur zu 20 Prozent mit Browsern nutzen. „Apps sorgen für etwa 25 Milliarden Dollar Umsatz – ein Markt, der noch vor fünf Jahren praktisch gar nicht existiert hat“, so Kittl. Auch bei Geschäftsanwendungen seien neben einem klaren Nutzen herausragende ästhetische Gestaltung und einfache Bedienbarkeit – wie von Spielen und Entertainment-Apps gewohnt – notwendig.
Wichtig sei, im Vorfeld zu definieren, welchen Nutzen eine mobile App dem User stiften soll und was die Unternehmensziele sind, ergänzte Klaus-M. Schremser vom Softwarespezialisten Gentics. Will man die Kundenbindung erhöhen oder die Verkaufskanäle erweitern? Jedenfalls sollte der Benutzer nicht durch zu viel Angebot überfordert, sondern gezielt und schnell informiert werden. Entsprechende Applikationen seien bei der Umsetzung der Online-Strategie mittlerweile jedenfalls ein essenzieller Teil. Auch er hält native Apps für benutzerfreundlicher als HTML5-Lösungen.
„Die Kunden wollen zur App zurück. Gleichzeitig öffnen sich die Unternehmen immer stärker auf programmatischer Ebene und stellen ihren Partnern Schnittstellen zur Verfügung“, pflichtete Rainer Friedl vom Consulter diamond:dogs bei. Wichtig sei die Relevanz: „Eine reine Abbildung der Website bringt nichts“, so Friedl. Er empfiehlt, in den App Stores auf Votings und Kritiken zu achten, sowie Manipulationen zu vermeiden. Kleine Tricks gebe es aber schon: Zum Beispiel nur regelmäßige Nutzer einer App aktiv aufzufordern, die Anwendung zu bewerten. Er hält die Prüfung von Applikationen durch manche Anbieter für gut, bei Android ist der Experte entsprechend skeptisch.
„Auf der Android-Plattform gibt es laut Studien mehr Malware“, verwies auch Stefan Mey vom WirtschaftsBlatt auf diesen Aspekt. Security sei jedenfalls beim Konsumenten als Thema schon verankert. „Wo der Server steht, betrifft sowohl Endanwender als auch Unternehmen“, so Mey. Aktuelle Enthüllungen rund um das Geheimdienst-Programm „PRISM“ würden zeigen, wie leicht Daten, die per App von Servern abgerufen werden, in falsche Hände geraten könnten. (apa)
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