Proofpoint hat vor kurzem seinen neuesten „Healthcare Threat Landscape Report“ veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass Unternehmen aus dem Gesundheitswesen besonders am Anfang der Corona-Pandemie verstärkt ins Visier von Cyberkriminellen geraten sind. [...]
Der Sektor verzeichnete im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen allein im März ein um 16 Prozent höheres Aufkommen an gefährlichen E-Mails. Darüber hinaus wurde bei 77 Prozent aller Cyberkampagnen jeweils mindestens eine Organisation aus dem Gesundheitsbereich attackiert.
Die wichtigsten Erkenntnisse des Proofpoint-Reports
- Am bisherigen Höhepunkt der Pandemie im März 2020 erhielten Organisationen aus dem Gesundheitswesen etwa 16 Prozent mehr gefährliche E-Mails verglichen mit anderen Branchen.
- Bei 77 Prozent aller Cyberkampagnen in der ersten Jahreshälfte 2020 erhielt mindestens ein Unternehmen aus dem Gesundheitswesen eine gefährliche E-Mail.
- Bei 90 Prozent der von Proofpoint analysierten BEC-Angriffe (Business Email Compromise, auch „Chef-Masche“ genannt) im Gesundheitswesen hatte die E-Mail eine leere Betreffzeile. Für Security-Teams und Nutzer ist dies ein wichtiger Hinweis, dass es sich hierbei um einen Angriffsversuch handelt.
Beispiele für Cyberbedrohungen im Gesundheitswesen
- Pharma-Branche: Als die Pandemie auf ihren Höhepunkt zusteuerte, fokussierte sich die Hackergruppe TA505 (Threat Actor) speziell auf Pharmahersteller. Im Rahmen ihrer Kampagne adressierten 78 Prozent der mehr als 250.000 bösartigen E-Mails pharmazeutische und Bio-Tech-Unternehmen.
- Krankenhäuser: Proofpoint identifizierte eine Cyberkampagne, die mittels einer kompromittierten Drittanbieter-Lösung zur Zahlungsabwicklung gezielt Geschenkartikelläden in Krankenhäusern ins Visier nahm. Da diese Läden oft an die IT-Systeme der Kliniken angebunden sind, stellt dies ein erhebliches Risiko für die Sicherheit der Einrichtungen dar. Im konkreten Fall wurde die Webseite des Zahlungsabwicklungssystems durch MageCart kompromittiert. Die legitimen E-Mails des Anbieters, dessen Webseite durch die Cyberkriminellen so präpariert wurde, dass sie Kreditkartendaten abgreifen konnten, wurden an über 200 Organisationen versandt. Davon stammten 74 Prozent aus dem Gesundheitswesen.
- Fake-Versicherungsportal: Eine unbekannte Gruppe von Cyberkriminellen klonte das Online-Portal einer Versicherung und versendete E-Mails als Köder, um Kunden der Versicherung auf das gefälschte Portal zu locken und Zugangsdaten zu erbeuten.
Schwachstelle VLAN
Forescout hat in der Studie „Connected Medical Device Security Report“, veröffentlicht Ende Oktober, drei Millionen Geräte und mehr als 20.000 virtuelle lokale Netzwerke im Gesundheitsbereich analysiert.
Die gute Nachricht: Die Zahl der veralteten und bald nicht mehr unterstützten Versionen von Windows-Geräten, die in seiner Stichprobe von Netzwerken im Gesundheitswesen gefunden wurden, ist auf 32 Prozent zurückgegangen, wie die Ergebnisse zeigen. Im vergangenen Jahr lag diese Zahl noch bei 71 Prozent.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Netzwerksegmentierung innerhalb von Organisationen des Gesundheitswesens zunimmt. Es wurde ein starker Rückgang von Organisationen mit nur einem VLAN verzeichnet, während die Zahl der Organisationen mit mehr als 25 VLANs zunimmt.
„Wir konnten feststellen, dass sich Computer, Drucker und sogar persönliche Geräte wie Smartphones häufig im selben VLAN wie Patientenmonitore und Röntgengeräte befanden. Bei jedem VLAN mit mindestens einem Gerät für das Gesundheitswesen verfügten 60 Prozent der Organisationen auch über nicht-medizinische Geräte im gleichen Segment. In 90 Prozent der VLANs konnten wir eine Mischung aus kritischen Geräten für das Gesundheitswesen und IT-Geräten feststellen. Dies zeigt, wie hoch der Bedarf ist, alle Geräte im Netz zu kennen und zu klassifizieren, um sie danach störungsfrei dem für das Gerät passende Segment zuzuweisen“, sagt Kristian von Mejer, Global Account Executive bei Forescout Technologies.
Erhöhte Investitionen
Der Gesundheitsnotstand und die Notwendigkeit der sozialen Distanzierung haben die digitale Transformation vorangetrieben und die Implementierung und Einführung von Anwendungen im Gesundheitswesen, in der Telemedizin und bei webbasierten Ressourcen beschleunigt. Dies hat laut der aktuellen Analyse des internationalen Technologieberaters sowohl das M&A-Volumen als auch die Werte im gesamten Healthtech-Umfeld weiter vorangetrieben.
Jonathan Simnett, Direktor von Hampleton Partners, kommentiert: „In den vergangenen sechs Monaten hat durch die COVID-19-Pandemie der Druck auf die Gesundheitssysteme ein noch nie da gewesenes Ausmaß erreicht. Organisationen in diesem Bereich waren gezwungen, Leistungen zu rationieren und Behandlungen abzusagen. Da ein Impfstoff noch Zukunftsmusik ist, müssen sich die Anbieter von Gesundheitsdiensten bei ihren Bemühungen um die Aufrechterhaltung, geschweige denn um die Verbesserung künftiger Gesundheitsdienste für Patienten an den neuen, stärker digital geprägten Lebensstil anpassen und sich neuen Technologien zuwenden.“
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