Corona hat E-Learning nachhaltig verändert

E-Learning hat in der Corona-Krisenzeit seit dem Lockdown Mitte März - gezwungenermaßen - einen Höhenflug hingelegt. Aber wie wurde die Krise von Seiten der Weiterbildungs-Anbieter bewältigt. [...]

Michael Swoboda, Geschäftsführer Enterprise Training Center: "Wir konnten während des Corona-Lockdowns mehr als 3.000 Teilnehmer virtuell trainieren." (c) Bilder: timeline/Rudi Handl

Die COMPUTERWELT hat dazu mit Michael Swoboda, Geschäftsführer des Enterprise Training Centers (ETC) gesprochen.

Wie viele E-Learning Angebote hatte ETC in der Corona-Krise oder wie viele Kurse wurden auf online umgestellt (und wie viele Kurse bietet ihr insgesamt an)?

Das ETC Team schaffte es zwischen 9. und 13. März 2020 die technische Infrastruktur so hochzurüsten, dass wir am 16. März in der Lage waren, 25 zeitgleich laufende Seminare rein virtuell/online-only abzuwickeln. Unser Team hatte dabei keine leichte Ausgangsbasis, da wir bisher auf sechs zeitgleiche Virtual-Classroom Events eingestellt waren – und das war vor Corona auch durchaus passend. Der hohe Anspruch an die Audio- und Lab-Qualität war dabei die größte Herausforderung. Noch am 15. März wurden die letzten Feintunings gemacht und am Tag darauf waren 99 Prozent aller relevanten ETC Kern-Seminare (ca 400 Seminarthemen) weiterhin verfügbar, aber eben „nur“ mehr im Virtual Classroom.

Stichwort ETC Live Training: Wie wird dieses Angebot in Anspruch genommen, vor und nach der Krise? Seit wann gibt es das?

ETC bietet seit 2012 bereits die Option ETC>live an. Dabei können Teilnehmer wählen, ob sie im Seminarzentrum oder online live am Seminar teilnehmen möchten. Bis März 2020 war ETC>live eine sehr gute Service-Ergänzung und im Schnitt liefen pro Woche drei bis sechs Seminare, wo auch Teilnehmer virtuell mitmachen wollten.

Die Covid-19 Herausforderung änderte dies von einem Tag auf den anderen – denn plötzlich war ETC>live keine „Option“ mehr sondern die Standard-Durchführungsmethode. Nach anfänglicher, kundenseitiger Unsicherheit war es aber eigentlich ein Jackpot, dass wir bereits 8 Jahre tiefgehende Erfahrung damit hatten – denn wir konnten während der Corona-Lockdown-Zeit mehr als 3000 Teilnehmer rein virtuell trainieren.

Seit 2. Juni kann man auch wieder BEI ETC das Seminar besuchen – aber auch heute noch entscheiden sich ca 65 Prozent für eine Virtual-Classroom-Teilnahme, da die Erfahrungen März bis Juni so positiv waren bzw. es einfach eine ausgereifte Lösung in hoher ETC-Qualität ist.

Wie funktioniert E Learning bzw. LIVE-Training? Wo hat es gut, wo weniger gut geklappt und welche Lessons Learned gibt es?

Jedes Themenfeld hat spezielle Anforderungen – und e-Learning – wir nennen es heute eigentlich lieber „Learning-as-a-Service – ist vor allem bei großen User-Zahlen bzw breiten, allgemeinen Themen wie DSGVO, Office-Anwender-Ausbildungen, Technologischen Grundlagen Trainings sehr gut video-basierend geeignet. Developer/Administratoren Seminare in der IT leben aber sehr viel auch von der Live-Erfahrungsaustausch-Komponente und hier ist Hybrid-Training weit besser geeignet. Dabei werden Video-/Online-Trainingsinhalte kombiniert mit Live-Veranstaltungen (persönlich oder auch im Virtual Classroom). Die ideale Ergänzung dazu ist dann Social-Learning in speziellen Plattform Strukturen, wo man 24/7 Zusatz-Informationen findet, Fragen stellen kann oder sich mit anderen Teilnehmern austauschen kann. Ganz wichtig und viel dazugelernt: Viele haben ein falsches Bild von Virtual Classroom oder auch von Video-based-Training/eLearning. Hier kann man aber mit persönlichen Demo-Session sehr schnell aufzeigen, dass dies heute schon ganz anders und viel besser nutzbar ist, als z.B vor zehn Jahren noch.

Nachhaltige Auswirkungen der Krise: Wie viel wird im Herbst an E-Learning angeboten?

Learning-as-a-Service mit Video-based-Trainings wird im Herbst weiter an Bedeutung dazugewinnen – und auch ETC>live ist heute schon bei vielen Buchungen der bevorzugte Weg, zu lernen. Wir gehen einen Schritt weiter und werden unseren Kunden das entscheidende Mehr an Flexibilität anbieten, indem sie auch kurz vor Beginn noch entscheiden können, ob sie zu ETC ins Trainingcenter kommen wollen oder lieber via ETC>live dabei sind.

Gibt es Rückmeldungen der Teilnehmer zu den E Learning Angeboten? Positive wie negative?

Wir haben unglaublich viel positives Feedback bekommen – und teilweise auch überraschende Gratulationen. Es wurde uns z.B. mehrfach gratuliert, dass wir so schnell in der Corna Zeit gleich ETC>live „erfunden“ haben und das dann gleich so unglaublich gut und problemlos läuft. Diese Kunden waren durchaus überrascht, wenn wir erklärten, dass es diese Option seit 2012 gibt. Was vermissen unsere Kunden? Das nette Gespräch mit dem Team z.B. auf unserer Terrasse und den von vielen so gelobten guten ETC-Kaffee.

Wurden die Trainerinnen und Trainer von euch geschult?

Ja natürlich – von Beginn an war klar, dass Trainer im Virtual-Classroom bzw. speziell bei Hybrid-Klassen mit TeilnehmerInnen im Raum und zusätzlich noch im Virtual-Classroom speziell arbeiten/unterrichten müssen. Spezielle Trainer Sessions wurden schon 2012 erstmals entwickelt und seitdem konstant verbessert. Während der Corona-Zeit gabe es auch Best-Practise-Trainer-Meetings, wo unsere Trainer sich gegenseitig unterstützen mit Tipps/Tricks und guten neuen Ideen.

Welche techn. Plattformen werden für Online Learning genutzt?

Auch das hängt vom Anwendungsfall ab. Die „klassische“ ETC live Lösung basiert auf einer Citrix-Lösung in Kombination mit ETC Eigenentwicklungen und spezieller Hardware-Konfiguration. Während Corona gab es aber vermehrt auch Anfragen nach Seminaren via Microsoft Teams – auch das haben wir punktuell, und wenn zu Kunden und Thema passend – bereits realisiert. Die Learning-as-a-Service Lösung wiederum läuft auf edX, einer von Harvard und weiteren Universitäten ursprünglich ins Leben gerufenen Open-Source Lösung, die ebenso von ETC konstant weiterentwickelt wurde, um Kundenbedürfnisse im B2B Bereich, wie z.B. detailliertes Reporting, erfüllen zu können.

Wird E-Learning ausgebaut, wenn ja, wie? Welche Neuerungen sind da geplant?

E-Learning bzw Video-based Trainings sind bei ETC schon fix im Portfolio und werden nach dem ETC-eigenen L.A.U.R.A.-Vorgehensmodell abgewickelt. Im ETC-eigenen TV-Studio produzieren wir rund um die Uhr neue Lern-Inhalte und ergänzen damit unser bereits großes Portfolio tagtäglich weiter – sowohl kundenspezifische Anforderungen wie auch offen verfügbare Inhalte sind hier auf dem Tages-Produktionsplan. Virtuelles Lernen mit persönlichem Service wird in den nächsten Monaten und Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen und ETC ist hier im DACH-Raum ganz vorne mit dabei – und das v.a. weil es bei uns auch echt gutes, persönliches Service für die Lernenden gibt.

Rechnen Sie mit Präsenz-Schulungen/Kursen im Herbst oder mit neuem Lockdown oder Maskenpflicht?

Wir sind auf alles vorbereitet – gemäß dem Prinzip „Rechne mit dem Schlimmsten – liefere das Beste“ – aber persönlich denke ich, dass wir im Herbst weiterhin steigende Zahl an Präsenzschulungen haben werden, während von der Bundesregierung gezielt darauf geachtet werden wird, dass es zu keinem zweiten Lockdown kommen muss. Die Maske selbst wird einmal mehr und einmal weniger zum Einsatz kommen, bis schlussendlich ein Medikament gefunden wurde.

Haben Unternehmen die Krisenzeit für Weiterbildung der Mitarbeiter genutzt – wenn ja, in welchen Bereichen?

Es war ein konstantes Auf und Ab bei den Buchungszahlen – aber insgesamt wurde mehr Ausbildung nach dem Lockdown gemacht, als ich befürchtet hatte. Dennoch war es meiner Meinung nach zu wenig – denn hier haben wir als Wirtschaftsstandort die große Chance der Weiterentwicklung nicht optimal genutzt. Vielfach war dies auch der Unsicherheit zuzuschreiben – denn viele Unternehmen wussten nicht, ob sie überhaupt Ausbildungen für Mitarbeiter buchen dürfen, während die Mitarbeiter in Kurzarbeit sind. Hier wären der Gesetzgeber, die Wirtschaftskammer und die Gewerkschaft gefordert, klare eindeutige Regeln für die Kurzarbeit aufzustellen – und im Idealfall wird dort verankert, dass die Kurzarbeit-Zeit sogar unbedingt für eine Weiterqualifizierung genutzt werden soll. Ich glaube, das hilft Österreich und unseren Mitbürgern am Meisten – denn mit neuem Knowhow, vielleicht neuen Zertifizierungen und Digital Skills in höherem Ausmaß könnten wir unser Land wirtschaftlich massiv vorwärts bringen


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*