Eine Studie der Rotman School of Management an der University of Toronto hat untersucht, welche Vorgehensweise auf Plattformen wie Kickstarter eher zum finanziellen Erfolg führt. [...]
„Ein Produkt, ein Preis“ mag im Geschäftsalltag eine gute Faustregel sein, nicht aber beim Crowdfunding. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Rotman School of Management an der University of Toronto. Auf Plattformen wie Kickstarter führt es demnach eher zum finanziellen Erfolg, ein breiteres Spektrum an möglichen Belohnungen zu unterschiedlichen Preisen anzubieten und dabei speziell Großunterstützer richtig anzusprechen. Fraglich ist allerdings, ob es immer darauf ankommt, möglichst viel Geld zu scheffeln.
„Die Gegenleistungen sollten zum Ziel einer Crowdfunding-Kampagne passen, und das ist nicht unbedingt, möglichst viel Geld zu machen“, warnt Crowdfunding-Experte Karsten Wenzlaff, Gründer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien, gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext. Er verweist darauf, dass der eigentliche Fokus einer Kampagne beispielsweise auch auf dem Aufbau von Reseller-Netzwerken oder auf Marktforschung liegen kann. Ist das der Fall, wäre es möglicherweise sogar kontraproduktiv, zu sehr auf die Einnahmen zu fokussieren.
Beim traditionellem Verkauf ist keine Preisdifferenzierung möglich, so Ming Hu, Professor für Betriebsführung in Toronto. „Damit bleibt Geld auf dem Tisch“, sagt der Wissenschaftler. Eben dieses kann sich ein Unternehmer im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne sichern, indem er verschiedene Belohnungen für Unterstützer anbietet. Denn für manche Interessenten ist der Erfolg eines Projekts so wichtig, dass sie gerne Großunterstützer werden, wenn nur die Belohnung stimmt – beispielsweise VIP-Pässe statt einfache Tickets bei einem Konzertprojekt.
Solche Highend-Belohnungen können der Studie zufolge den Erfolg einer Kampagne stark beeinflussen. Gibt es früh Großunterstützer, kann das demnach zu einem schnelleren Zustrom von Kleinspendern führen. Bekommen an Highend-Paketen Interessierte hingegen das Gefühl, dass sie erst spät in der Kampagne wirklich einsteigen sollten, leiden der Studie zufolge womöglich die Einnahmen. Für bestimmte Kampagnen bietet es sich indes an, in deren Verlauf neue Belohnungen einzuführen, damit sie nicht an Schwung verlieren.
Wenzlaff warnt allerdings, dass eine rein profitorientierte Betrachtung von Crowdfunding nicht immer sinnvoll ist. So kann eine Kampagne auch der Marktforschung dienen, wenn ein Projekt-Initiator unterschiedliche Produkt-Pakete schnürt, um zu sehen, welche bei den Crowdfunding-Kunden gut ankommen. In so einem Fall geht es nicht so sehr um den Profit, sondern um das Wissen, welches Paket langfristig die besten Erfolgsaussichten hat. Ebenfalls nicht um möglichst großen Gewinn sollte es bei Kampagnen gehen, die der Steigerung der Bekanntheit dienen, um für die Zukunft ein Netzwerk an passenden Wiederverkäufern aufzubauen. (pte)
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