Geld verdienen mit den Ideen anderer: Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo müssten eigentlich ein Schlaraffenland für Nachahmer sein. Doch die von uns befragten österreichischen Startups Nuki, WAIQI und SunnyBAG sehen das relaxt und haben keine Angst vor Copycats. [...]
Gerade im Startup-Bereich ist das Copycat-Prinzip weit verbreitet: Kaum macht ein Unternehmen mit einer guten Idee auf sich aufmerksam, scharren schon die Nachahmer in den Startlöchern. Kein Wunder, schließlich beweist die Vorlage meist, dass das Konzept funktioniert. Das senkt das Risiko für jene, die auf den Zug aufspringen. Verständlich, dass die Ideengeber davon wenig begeistert sind. Doch zumeist können sie nichts dagegen unternehmen. Es gibt unzählige Beispiele für Copycats, die manchmal sogar erfolgreicher sind als das Pionier-Startup, das ihnen den Weg geebnet hat. Zalando beispielsweise muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Zappos kopiert zu haben. StudiVZ wiederum gilt als Copycat von Facebook und belegt damit, dass eine Nachahmung nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein muss.
Man möchte meinen, dass Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo ein Eldorado für Copycats darstellen. Sie können dort in aller Ruhe und nach Herzenslust degustieren, mit welchen Projekten gerade versucht wird am Markt erfolgreich zu werden, und sich jene herauspicken, die durch viele Unterstützer besonders erfolgversprechend aussehen.
Gerade in letzter Zeit gab es einige erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen von österreichischen Startups. Computerwelt.at hat dies zum Anlass genommen, die Jungunternehmen zu fragen ob sie sich von Nachahmern bedroht fühlen.
BEDROHUNG DURCH NACHAHMER?
Das Grazer Startup Nuki (vor einer Beschwerde von Nokia noch Noki) ist aktueller österreichischer Rekordhalter auf Kickstarter und hat für sein smartes Türschloss insgesamt 385.524 Euro eingesammelt. Ein gefundenes Fressen für Plagiatoren? Nuki-Chef Martin Pansy ist relaxt: „Die Gefahr von Copycats gibt es natürlich, allerdings sind die erforderlichen Investitionen sehr hoch und die Produktentwicklung dauert sehr lange. Daher glaube ich nicht, dass es schnellentschlossene Copycats aufgrund einer Crowdfundingkampagne gibt.“ In der Tat ist es leichter, eine Dienstleistung aus dem Web zu kopieren und unter einem neuen Namen zu vermarkten, als ein physisches Produkt – bei dem auch der Plagiatsvorwurf leichter zu beweisen ist.
Die beiden Jungunternehmen Johannes Postler und Fabian Hochheimer vom Innsbrucker Startup Wireless Convenience Technologies haben ihre Kampagne eben erst gestartet und werben für Unterstützer für ihre smarten, kabellosen Ladestationen aus edlen Hölzern. Die auf den Namen WAIQI getauften Geräte laden nicht nur Smartphone und Tablet nach dem Qi-Standard, sondern stoßen über die WAIQI-App auch automatisch Aktionen an. Eine clevere Idee, die auch einem flinken Nachahmer gefallen könnte – doch Fabian Hochheimer fürchtet sich eher vor großen Unternehmen. „Ich habe im Vorhinein auch mit großen Firmen geredet, die durchaus Interesse an Kooperationen hatten. In dieser Beziehung habe ich mehr Angst, dass wir nachgemacht werden“, erzählt der Tiroler, und führt weiter aus: „Eine große Firma kann ein Produkt viel schneller kopieren, da Sie die nötigen Ressourcen hat. Auch kann sie dich viel leichter vom Markt verdrängen, da sie sich schon einen Namen gemacht hat. Angenommen Apple würde unsere Idee stehlen, dann könnten wir gleich zusammenpacken. Wenn jetzt aber ein unbekannter Nachmacher unsere Idee auf Kickstarter sieht, braucht er mindestens so viel Zeit wie wir, um das Produkt zu entwickeln und dann auch an den Mann zu bringen. Wir hoffen einfach, uns einen Namen im noch komplett neuen Bereich ’smart charging‘ zu machen und hoffen, dass die Leute uns als ‚First Mover‘ treu sein werden.“
ZEICHEN VON RESPEKT
Stefan Ponsold, Gründer und Geschäftsführer der Grazer Solar-Spezialisten von SunnyBAG, hat schon einige Crowdfunding-Erfahrungen gesammelt. Derzeit läuft seine Kampagne für das PowerTab, das sein Finanzierungsziel schon weit überschritten hat (in nur fünf Stunden waren die angepeilten 10.000 Euro erreicht). Schnellentschlossene können sich übrigens noch bis Sonntag (16. August) ihr Solarladegerät zum Vorteilspreis sichern.
Leider blieb SunnyBAG nicht von Copycats verschont. Ponsold sieht das aber sportlich: „Ich halte meine Einstellung mittlerweile wie in Asien – es ist ein Zeichen von Respekt, wenn etwas kopiert wird. Natürlich dürfen Schutzrechte – Patent oder Marke – dabei nicht verletzt werden. Dies hatten wir in den vergangen Jahren schon, Zollembargos stoppen zum Glück den Verkehr in der EU.“ (rnf)
Be the first to comment