Ideen zu neuen Produkten und Dienstleistungen, die Unternehmen auf Crowdsourcing-Plattformen zur Abstimmung stellen und dann am positivsten bewertet werden, sind nicht unbedingt die besten. [...]
Zu diesem Schluss kommt Reto Hofstetter, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Luzern , in seiner neuen Untersuchung. Eine Falle sieht der Experte vor allem in einer „sozialen Verzerrung“ durch einige wenige User. Das Team Hofstetter hat über 14 Monate hinweg 87 Crowdsourcing-Projekte auf Atizo, einer führenden europäischen Innovations-Plattform, untersucht. Insgesamt wurden 31.114 Ideen von 18 Schweizer Unternehmen analysiert. Da das Sortieren und Auswerten dieser Vorschläge sehr aufwendig ist – durchschnittlich gehen 358 Ideen pro Wettbewerb ein -, gibt es auf Atizo die Möglichkeit, dass die Ideen sogleich bewertet und kommentiert werden können.
Das Fazit der Forscher: Likes und Kommentare haben Einfluss. Denn die Firmen nutzen dieses Bewertungssystem für die Entscheidung, welche Ideen am Ende belohnt werden. Doch es stellte sich heraus, dass für positive Kommentare oder Likes ebensolche zurückgegeben werden – unabhängig davon, ob die Idee gefällt oder nicht. Ein in den sozialen Medien bekanntes Phänomen. Darüber hinaus kann man sich bei Atizo als „Freunde“ vernetzen. Die Forscher fanden heraus, dass Ideen von Freunden öfter kommentiert und positiv bewertet werden als Ideen von Personen, mit denen man nicht vernetzt ist.
Markterfolg nicht garantiert
In einem weiteren Schritt haben die Forscher untersucht, ob die Crowd tatsächlich vorhersehen kann, welche Produkte auf dem Markt erfolgreich sein werden. Hierfür befragten die Luzerner die Unternehmen ein Jahr nach Abschluss des Ideenwettbewerbs, welche der Crowdsourcing-Ideen erfolgreich umgesetzt wurden. Hofstetter: „Die Ergebnisse zeigten keine Korrelation zwischen den von der Crowd bevorzugten Ideen und denjenigen, die tatsächlich zu erfolgreichen Produkten führten.“
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