Sie ist Journalistin der Futurezone und seit kurzem auch Buchautorin. Barbara Wimmer hat im April ihren ersten Roman unter dem Titel "Tödlicher Crash" veröffentlicht. Ein Talk über Cyber Security, die Motivation Bücher zu schreiben und die Entstehung des Romans. [...]
Die Story passt ins 21. Jahrhundert – und trägt auch ein wenig autobiographische Züge. Der Finanzminister Wolfgang Steinriegl kommt mit seinem selbstfahrenden Auto, einem Tesla, ums Leben. War es ein Unfall oder Mord? Neben der Polizei ist auch Journalistin Stefanie Laudon eifrig am Recherchieren, um das Rätsel zu lösen – mit ihren Nachforschungen hat sie zunächst Pech: Sie verliert nicht nur ihren Job, sondern gerät auch selbst in Gefahr. Das Buch zeigt Chancen und Risiken der Welt des IoT und der autonomen Dinge auf, die sich (durch Hacker-Einwirkung) auch einmal verselbständigen können. Gleichzeitig wird auch ein sehr detaillierter Einblick in die Denk- und Arbeitsweise von (guten) Security-Spezialisten und (bösen) Hackern gegeben. Das ist ein wenig eine Gratwanderung, denn wie viel an Security Know-How ist in einem Roman dieser Art tatsächlich zumutbar? Allerdings ist im Plot auch eine Liebesgeschichte sowie ein Einstieg ins Thema „Smart Farming“ mit dem Kuhstall der Familie Steinriegl inkludiert. Damit wird für viele Lesergruppen spannende Lektüre geboten – und jedenfalls Awareness für Cyber Security geschaffen.
Was hat Sie zum Buch motiviert, was war Anlass, das Buch zu schreiben?
Die Idee für „Tödlicher Crash“ hatte ich im Sommer 2015. Davor hielt ich lange Zeit an einer anderen Idee fest, die ich nicht loslassen, aber auch nicht umsetzen konnte. Irgendwas hatte mich gehemmt. Es dauerte nach dem Loslassen nur wenige Tage, bis ich dann tatsächlich die Inspiration für „Tödlicher Crash“ hatte. Auslöser war ein Gespräch im Alten AKH Wien mit einem befreundeten Hacker. Ich lese selbst gerne Krimis und Thriller, daher wählte ich dieses Genre für meinen Debut-Roman. Außerdem passen Krimis wunderbar zu meinen Themenfeldern, wo es meistens darum geht, die für Krimiautorinnen und – Autoren obligatorische „Was wäre wenn?“ durchzuspielen. In der Cyberkriminalität ist dies ebenfalls ein beliebtes Szenario.
Wie lange haben Sie zum Recherchieren gebraucht, wie lange dann zum Schreiben?
Recherchiert über IT-Security, autonome Autos oder Überwachung habe ich relativ wenig, da ich mir die Expertise bereits im Zuge meines Jobs angeeignet habe und ich da selbst Expertin bin. Über Kriminalkommissare und Mordopfer musste ich jedoch noch einiges lernen. Angefangen zu schreiben habe ich im Dezember 2015, davor habe ich mir ein paar Monate Zeit genommen, um den Plot und die Charaktere zu entwickeln. Denn mir war klar, dass man nicht einfach so drauflos schreiben kann, obwohl ich das am liebsten voll motiviert gerne getan hätte.
Inwiefern hat sich die Anfangsidee beim Schreiben oder im Schreibprozess verändert?
Beim Plotten habe ich die „Snowflake“-Methode angewandt. Das bedeutet, ich habe ein Grundgerüst entwickelt, aber während des Schreibprozesses kamen mir neue Ideen und die habe ich dann aufgegriffen und den Plot als Ganzes angepasst. Bis das erste Manuskript mit 440 Seiten fertig war, verging ein Jahr. Die Nebenhandlung im Buch rund um den vernetzten Kuhstall habe ich beispielsweise erst direkt beim Schreiben ausgearbeitet.
Wie kam es zur Entstehung der Hauptfigur, Finanzminister Wolfgang Steinriegl?
Für mich war klar, dass ein Prominenter sterben muss, um den Leser wirklich von Beginn an in den Bann zu ziehen. Also habe ich mich von so manchen unsympathischen Politikern aus der Vergangenheit inspirieren lassen, diverse Wahlsprüche und leere Versprechen mit Slogans und Verhaltensweisen verknüpft, die dem ein oder anderen vielleicht noch in Erinnerung sind von diversen Politikern. Daraus habe ich dann eine Figur generiert: Nicht zu böse und unsympathisch, aber ein bisschen.
Ist das Buch nicht mehr ein Roman zum Thema Cybersecurity als ein Krimi?
Es ist ein klassischer Krimi, dessen Stil man etwa von meinen österreichischen Krimi-Autorinnen-Vorbildern Eva Rossmann oder Beate Maxian kennt: Eine Journalistin und ein Kriminalkommissar, die sich gegenseitig unterstützen oder das Leben schwer machen – je nachdem. In meinem Fall wird die Journalistin selbst verdächtigt und muss ihre Unschuld beweisen. „Tödlicher Crash“ zielt aber durchaus auch darauf ab, aufzuklären und mehr Bewusstsein für Cybersecurity zu schaffen.
Welche Reaktionen von der Kritik und von Leserinnen und Lesern haben Sie überrascht?
Mich hat überrascht, dass der Krimi sowohl bei einem bereits sehr mit der Materie vertrautem Publikum als auch bei kompletten Digitalisierungs-Neulingen gleichermaßen gut angekommen ist. Während die einen wissen, dass vieles davon durchaus Realität werden könnte, glaubt die zweite Gruppe, dass ich eine rege Fantasie habe. Aber eines hat mich am meisten gefreut: Viele sind zu mir hergekommen und haben gesagt: Barbara, jetzt habe ich wirklich etwas gelernt! Ich werde künftig besser auf meine Privatsphäre aufpassen.
Was liegt Ihnen näher: Arbeiten im Journalismus oder als Buch-Autorin, und warum?
Muss es immer ein „Entweder-oder“ geben? Während ich mich bei meinem Job als Journalistin an Fakten halte, kann ich als Buch-Autorin mit meiner Fantasie die Erkenntnisse aus der IT-Welt weiterdenken und Leute zum Nachdenken zu bewegen. Ich mag beides.
Gibt es bereits ein neues Buch-Projekt, an dem Sie arbeiten?
Ich schreibe gerade ein Sachbuch zum Thema Internet der Dinge und Überwachung für den mtip Verlag, das voraussichtlich Ende November 2020 erscheinen wird. Da geht es darum, wie Consumer Elektronik uns Konsumenten überwacht und zu unmündigen Bürgern macht. Plus: Das Projekt danach wird wieder ein Krimi – und zwar die Fortsetzung von „Tödlicher Crash“. Die Journalistin Stefanie Laudon wird auch in Teil Zwei viel rund um neue Technologien zu ermitteln haben.
Mit all Ihrem Wissen rund um Cyber Security: Würden Sie selbst gerne mit einem selbstfahrenden Auto fahren wollen?
Wichtig ist, dass Cybersecurity von Anfang an bei einer Entwicklung mitgedacht wird. Wenn dies der Fall ist, setze ich mich gerne in ein selbstfahrendes Auto. Aber ich möchte keine Testpilotin sein für Firmen, die ihre Autos auf den Markt bringen, obwohl die Software noch gar nicht ausgereift ist. Leider scheint sich diese Praxis in den USA durchaus gerade durchzusetzen.
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